Bieten überhitzte Wertpapier-Faktoren Chancen für Investoren?
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Die zunehmende Popularität von Faktor-Investments führt zu Verzerrungen an den globalen Anlagemärkten – diese Meinung vertritt Giorgio Caputo, leitender Fondsmanager des JOHCM Global Income Builder Fund vom britischen Investmenthaus J O Hambro Capital Management (JOHCM). Für Caputo ist das ein attraktives Umfeld. Er argumentiert, dass das Verständnis für diese Marktverzerrungen und ihrer Entwicklung dazu beitragen, dass Bottom-Up-Investoren über alle Marktkapitalisierungen hinweg Investitionsmöglichkeiten finden.
Ein Faktor-basierter Investmentansatz zielt auf die messbaren Wertpapier-Merkmale ab, die Rendite und Risiko innerhalb einer Asset-Klasse erklären. Faktor-basierte Anlagen sind aktuell enorm nachgefragt. Laut Schätzungen von BlackRock wird das Gesamtvermögen in Faktor-Investitionsstrategien weltweit von heute 1,9 Billionen US-Dollar bis 2022 auf 3,5 Billionen US-Dollar steigen, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Beliebtheit von Smart Beta-Produkten.
"Marktteilnehmer verschieben zunehmend ihr Kapital auf der Grundlage ihrer Einschätzungen zu Marktfaktoren wie Dynamik, Wachstum, Value, geringe Volatilität und Qualität - um nur einige zu nennen. Häufig werden die Faktoren, die gewettet werden, in Long-Short-Portfolios getätigt, in denen die Wertpapiere, die bei einem bestimmten Faktor am besten platziert sind, gekauft (Long-Positionen) und die schlechtesten verkauft (Short-Positionen) werden. Diese Dynamik kann den Markt deutlich verzerren“, so Caputo.
Historische Untersuchungen deuten darauf hin, dass einige dieser Faktoren mit menschlichen Verhaltensverzerrungen (Bias) zusammenhängen. Infolgedessen erzeugen Faktor-getriebene Anlagen in der Theorie Überrenditen. „Das Problem ist, wenn jeder das weiß, dass die Faktoren ‚überfüllt‘ werden können, wenn immer mehr Kapital in sie fließt. Letztendlich wird dadurch die Überrendite eliminiert."
Mid- und Small-Cap-Aktien profitieren laut Caputo aktuell am stärksten von diesen nichtwirtschaftlichen Strömungen und dürften auch mittelfristig die besten Chancen bieten, wenn die Handelsströme aufgrund Faktor-basierter Strategien weiterhin einseitig sind.
Dies belegte Caputo im dritten Quartal 2019: Investoren kauften Aktien mit niedriger Volatilität und gingen bei Aktien mit hoher Volatilität Verkaufs-Positionen ein, die oft zyklisch und traditionelle Value-Titel darstellen. „Es handelte sich also nicht so sehr um eine Wette gegen Value-Aktien, sondern vielmehr darum, dass sie sich zufällig in kapitalintensiven und zyklischen Branchen befanden. Wenn Sie so wollen, waren sie zur falschen Zeit im falschen Faktor ", so Caputo.
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