Fundamentale Nachricht
12:56 Uhr, 07.12.2021

Bidens und Putins "rote Linien"

Am Dienstag wollen Wladimir Putin und Joe Biden miteinander telefonieren. Der Ukraine-Konflikt dürfte Hauptthema sein. Die Unterhaltung der beiden Staatsoberhäupter, solle ab 16.00 Uhr MEZ über eine besonders gesicherte Leitung geführt werden, hieß es aus Moskau.

Washington (Godmode-Trader.de) - Das heutige Videotelefonat zwischen den Präsidenten Amerikas und Russlands, Joe Biden und Wladimir Putin, könnte entscheidende Weichen stellen. Die große Unsicherheit steht im Raum ob Europa das neue Jahr mit einem der möglicherweise schlimmsten militärischen Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg begrüßen darf.

Russland plant laut US-Geheimdienstinformationen eine Invasion in die Ost-Ukraine mit bis zu 175.000 Soldaten. Moskau bestreitet dies. Putin betonte mehrfach, dass sein Land kein Interesse an einer Eskalation habe. Gleichwohl fordert Putin „Garantien“, dass die NATO keine militärische Infrastruktur in der Ukraine errichtet, was für ihn der Überschreitung einer roten Linie gleichkäme.

Während der Westen mit harten Sanktionen droht, um Russland abzuschrecken, haben die USA und die NATO auch deutlich gemacht, dass sie nicht an der Seite der Ukraine kämpfen werden. Mit der Annexion der Krim und der Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine seit 2014 hat Putin gezeigt, dass er bereit ist, Gewalt anzuwenden.

Dennoch wäre eine Invasion auch für ihn mit Risiken behaftet. Mit Hilfe der NATO ist die ukrainische Armee besser ausgebildet und ausgerüstet als 2014, um das 41 Mio. Einwohner zählende Land zu verteidigen. Der Preis an Menschenleben auf beiden Seiten könnte hoch sein.

Die Russen haben die Übernahme der Krim durch Putin bejubelt, aber Millionen von ihnen haben familiäre Bindungen und eine gemeinsame Geschichte mit den Ukrainern. Es ist alles andere als sicher, dass sie einen Krieg mit vielen Opfern, ungewissen Zielen und einem unklaren Ausgang stillschweigend akzeptieren würden. Das birgt für Putin die Gefahr einer erstarkenden innerrussischen Opposition.

Der russische Staatschef hatte bereits im April Truppen in der Nähe der Ukraine zusammengezogen, dann aber einen Rückzieher gemacht, als Biden ihm einen Gipfel anbot. Möglicherweise einigen sie sich bei der heutigen Videokonferenz darauf, bald ein weiteres persönliches Treffen abzuhalten. Eine Eskalation könnte dadurch verhindert werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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