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13:31 Uhr, 29.04.2022

Beziehungen zwischen China und der EU brechen auseinander

Es sollte eine Gelegenheit sein, die Spannungen abzubauen und den Krieg in der Ukraine zu beenden. Stattdessen signalisierte der virtuelle Gipfel zwischen der Europäischen Union und China Anfang Apirleinen Bruch in den Beziehungen zwischen den zwei Wirtschaftsgiganten.

Brüssel/ Peking (Godmode-Trader.de) - Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, tauschten sich in Begleitung des Hohen Vertreters Josep Borrell im Namen der EU am 1. April mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping aus.

Die Erwartungen an den virtuellen Austausch waren hoch gesteckt: Die EU wollte Peking davon überzeugen, seine, laut Präsident Xi Jinping „grenzenlose Partnerschaft" mit Russland, einzusetzen, um bei dem Kriegsherrn Wladimir Putin zu intervenieren und diesen zur Vernunft zu bringen.

Was der Gipfel jedoch tatsächlich erreichte, war ein Fanal: nämlich, dass der Krieg China und Europa weiter auseinander treibt. Der außenpolitische Chef der EU, Josep Borrell, bezeichnete die Gespräche am 1. April denn auch als „Dialog der Tauben“. „Angesichts der Aggression Moskaus und der Notwendigkeit, die über Jahrzehnte aufgebaute Abhängigkeit von der russischen Energieversorgung rasch zu beenden, erkennen die europäischen Regierungen allmählich die Gefahr, den Fehler mit einem anderen autoritären Regime zu wiederholen“, kommentierte Bloomberg den letztlich erfolglosen Dialog mit Peking.

Regierungsvertreteer, von Rom bis Berlin, Brüssel und Prag, sind mittlerweile dazu übergegangen, ihre Beziehungen zu China neu zu bewerten. Außenminister Gabrielius Landsbergis aus Litauen, dem Land, das sich mit Peking über Taiwan gestritten hat, beschreibt die heraufdämmernde Erkenntnis als „das Erwachen des Westens“.

China hat die USA als größten Handelspartner der EU im Jahr 2020 überholt, mit einem Gesamtvolumen von etwa 868 Mrd. Dollar im letzten Jahr. Einige deutsche Autohersteller sind mehr vom China-Geschäft geradezu abhängig wie ein Drogenjunkie. Diese Abhängigkeit lässt die Alarmglocken schrillen, zumal der Krieg die fragilen Lieferketten weiter durcheinanderbringt. Chinas „Covid Zero"-Politik macht die Lage noch unberechenbarer.

Die EU stuft China als Partner, Konkurrenten und Rivalen ein. Pekings Untätigkeit in Bezug auf den Krieg bedeutet, dass die systemische Rivalität zwischen der EU und China sich verschärfen wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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