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10:09 Uhr, 17.04.2012

Bertelsmann-Stiftung geht mit neuem Rating-Konzept in die Offensive

Gütersloh/ Washington (BoerseGo.de) - Während das Konzept einer europäischen Ratingagentur durch das Beraterhaus Roland Berger vor dem Aus steht, geht die Bertelsmann-Stiftung mit einem neuen Alternativmodell zu den Oligopolisten Moody’s, Standard & Poor’s sowie Fitch an die Öffentlichkeit. Auf einer Konferenz in Washington will Bertelsmann eigenen Angaben zufolge am Donnerstag eine Machbarkeitsstudie für eine nicht gewinnorientierte Ratingagentur vorstellen. "Fragwürdige Beurteilungen der Bonität von Staaten haben erheblich zu der jüngsten Finanzkrise beigetragen", sagte Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. "Wir benötigen dringend eine zusätzliche, unabhängige Institution für die Bewertung von Länderrisiken, und wir müssen die Qualität der Länder-Ratings verbessern."

Das Modell der Stiftung sieht die Gründung einer gemeinnützigen globalen Institution vor, die von Regierungen und internationalen Organisationen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft finanziert wird. Diese Agentur soll unabhängig arbeiten und im eigenen Ermessen ohne konkreten Auftrag Länderbewertungen vornehmen.

Mit ihrem Konzept geht die Bertelsmann Stiftung einen anderen Weg als die Unternehmensberatung Roland Berger. Das Oligopol der großen drei US-Agenturen lasse sich durch die Gründung regional begrenzter Konkurrenzorganisationen nicht brechen, glaubt Thielen. Das Forum für die Einrichtung einer globalen Agentur müssten die 20 wichtigsten Staaten der Welt (G20) sein.

Die Bertelsmann-Pläne sind ehrgeiziger als die von Berger. Das Beratungshaus strebt für eine von einer Stiftung getragene Agentur ein Startkapital von rund 392 Millionen US-Dollar an. Die neue Bertelsmann-Organisation soll ein Startkapital von mindestens 400 Millionen US-Dollar an die Hand bekommen, um die jährlichen Kosten von bis zu 25 Millionen US-Dollar finanzieren zu können. Falls sich die neue Institution in fünf Jahren nicht am Markt behaupten kann, soll sie wieder geschlossen werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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