Beklagenswertes Europa
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New York (GodmodeTrader.de) - Zu sagen, in Brüssel habe man vom Brexit die Nase voll, wäre eine vornehme Untertreibung. Zuletzt wurde dies deutlich in der genervten Intensität, mit der eine Lösung für Nordirland gesucht wurde, um das leidige Thema nun endlich vom Tisch zu bekommen. Schließlich hatten beide Seiten ein bisschen nachgegeben, ein wachsweicher Kompromiss war gefunden, nur damit am letzten Samstag alle Beteiligten lernen mussten, dass man in dieser Frage keine Rechnung ohne das britische Unterhaus machen darf. Nun muss erst die gesamte Ratifizierung des Austrittsabkommens in trockenen Tüchern sein, bevor der Brexit zum 31. Oktober doch noch erfolgen kann. Das ist machbar, aber ambitioniert, wie Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in einem aktuellen Kommentar schreibt.
Die damit verbundene und allseits greifbare Verwirrung lasse sich auch an den Preisen britischer Finanzaktiva ablesen. Zwar habe es eine merkliche Erholung, vor allem beim Pfund Sterling gegeben, das allein seit der jüngsten Abwertung Anfang Oktober in den letzten Tagen um 4,3 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt habe (und sage und schreibe acht Prozent seit dem 9. August, seinem bisherigen Tiefststand), aber gerade das wilde Hin und Her der Kurse während der letzten Handelstage zeige, wie sehr Investoren auf die sich geradezu im Minutentakt ändernde Nachrichtenlage ansprängen, heißt es weiter.
„Zwar erscheint es aus unserer Sicht rational, graduell Positionen in britischen Anlagen aufzubauen. Zu denken wäre etwa an Anleihen, deren Verzinsung deutlich über denen der Eurozone liegt, oder an britische Small- und Mid- Cap-Aktien. Aber Investoren, die in dieser Weise auf einen gütlichen Ausgang des Brexit-Dramas setzen, werden noch einen langen Atem brauchen. Denn wie hart oder weich die Beziehungen der Rest-EU zu Großbritannien auf lange Sicht sein werden, dürfte erst in vielen Jahren endgültig absehbar sein. Üblicherweise dauert das Aushandeln von Freihandelsabkommen mindestens fünf Jahre, meistens mehr. Jede Erleichterung der genervten Brüsseler Beamten über das vermeintlich absehbare Ende des Brexit-Geschachers dürfte damit verfrüht sein“, so Lück.
Schon Goethes Faust habe auf schmerzliche Weise lernen müssen, dass ein Pakt mit dem Teufel sehr teuer sein könne. Als die EU, im Angesicht des von Assad begangenen Völkermordes in Syrien, mit der absehbaren Flüchtlingskatastrophe konfrontiert worden sei, habe sie eilig den naheliegendsten Pakt geschlossen, nämlich mit dem Nato-Partner in der Region. Erdogans Türkei habe versprochen, die verzweifelten Syrer an der Grenze abzufangen und dort in Lagern zu beherbergen, wofür die EU der Türkei rund sechs Milliarden Euro in Aussicht gestellt habe. Nun habe der türkische Autokrat aber, wie lange angedroht, die Möglichkeit des US-Truppenabzugs ergriffen, in Nordsyrien einzumarschieren, um die nunmehr schutzlosen dort lebenden Kurden zu vertreiben, stattdessen syrische Flüchtlinge unterzubringen und eine Art Pufferzone zur Türkei zu schaffen, heißt es weiter.
„Das Ergebnis ist, wie nicht anders zu erwarten, eine humanitäre Katastrophe. Rund 200.000 Kurden sind seitdem auf der Flucht, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen. Wer erwartet hätte, die EU würde entschlossen reagieren, etwa mit Wirtschaftssanktionen, der Beendigung des türkischen EU-Beitrittsstatus‘ oder einem Einfrieren von Finanzanlagen des Erdogan-Clans, hatte die Rechnung ohne Mephisto gemacht. Der nämlich drohte Europa nur für den Fall, dass man den militärischen Überfall auf Nordsyrien eine Invasion zu nennen wage damit, die rund 3,6 Millionen flüchtenden Syrer aus den türkischen Lagern direkt nach Europa zu schicken. Die EU hat auf diese Erpressung bis heute keine Antwort gefunden. Wenn asiatische oder amerikanische Investoren Europa als blutarm, gesichts- und mutlos empfinden und ihre Fonds lieber woanders anlegen, hat dies auch mit der fehlenden Vorstellung davon zu tun, was Europa eigentlich will“, so Lück.
Anleger auf der Suche nach überzeugenderer politischer Führung würden heutzutage auch in den USA kaum fündig. Immer irrationaler würden die Tweets des Präsidenten, immer mehr müsse man an seiner geistigen Gesundheit zweifeln. Vermutlich sei eine vorzeitige Beendigung seiner Amtszeit im Rahmen des 25. Zusatzartikels der Verfassung inzwischen ebenso denkbar wie die bereits laufende Prüfung eines Impeachment-Verfahrens. Zusatzartikel 25, insbesondere Absatz 4, sehe vor, dass der Präsident abgesetzt werden könne, wenn er sein Amt nicht mehr ausüben könne, etwa weil er geisteskrank sei. Das klinge angesichts des täglichen Irrsinns aus dem Weißen Haus auch aus Anlegersicht nicht wirklich gut. Dass die USA dennoch für viele Investoren das bevorzugte Ziel seien, liege denn auch nicht an Trump, sondern an den US-Unternehmen, heißt es weiter.
„Denn diese sind im Vergleich zu ihren europäischen Pendants viel besser darin, technologische Innovationen zu großen und erfolgreichen börsennotierten Unternehmen weiterzuentwickeln. Gewinnwachstum und Margen sind robuster, Breite und Tiefe der Aktienmärkte bilden den globalen Maßstab. Gerade in Zeiten politischer und ökonomischer Unsicherheit ist es daher kein Wunder, wenn weltweit Anleger ihr Heil eher in amerikanischen Aktien suchen. Europa steht derweil zaudernd an der Seitenlinie. Auch wir bleiben übergewichtet in Aktien, und auch wir ziehen US-Unternehmen solchen aus anderen Teilen der Welt vor“, so Lück.
Es ist ganz einfach: Europa oder sagen wir es milder: europäische Staaten haben keinen Anführer in ihrem Land. Hier gewinnt der Bürger den Eindruck, dass ja niemand mehr hinter ihm steht sondern nur gegen ihn arbeitet. Alles Neid gegenüber Erdogan, Trump und all jene, die den Mut haben das Ding in die Hand zu nehmen. Der Syrien-Konflikt: Jahrelang unternimmt NIEEEMAND etwas dagegen. Ja und sobald sich jemand der Sache annimmt, wie Erdogan, schimpft man gegen ihn. Europa hat ausgedient! Hier herrscht eine Diktatur ohne Diktator! Und das wird sich auf die Investitionen auswirken.
Man muss aber auch Godmode anzweifeln, wenn Tweets über Fakten gestellt werden. Die USA hat seit Trump im Amt ist Rekordzahlen was niedrige Arbeitslosenquoten (Amerikaner, Ausländer, Schwarze, Frauen) betrifft. Es sind über 2 Mio. Afro Amerikaner weniger an Essensmarken angewiesen. Es gibt noch viele andere positive Daten, die nicht für "Geisteskrankheit" sprechen sondern für die Politik eines klugen Geschäftsmannes.
Interessant bei der künstlichen Aufregung die man Tag täglich über Trump in den Medien sieht ist der Fakt, dass sich niemand von denen aufgeregt oder Obamas Geisteszustand in Frage gestellt hat als seine Politik für tote Zivilsten und Soldaten gesorgt hat.
Aber scheinbar sind Tweets viel schlimmer als Tote Menschen.