Fundamentale Nachricht
11:20 Uhr, 23.11.2018

Bei zunehmenden Unsicherheiten: Richtig diversifizieren

So mancher Anleger hat nach Einschätzung von Dirk Rüttgers, Vorstandsvorsitzender der Do Investment AG, nach Zeiten der Hochstimmung zuletzt seine Grenzen kennen gelernt – und sucht nun verstärkt nach Sicherheit.

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München (GodmodeTrader.de) - „Euphorie schadet nicht, solange man seine Grenzen sieht“, sagte der deutsche Dichter Volkmar Frank. So mancher Anleger hat nach Zeiten der Hochstimmung zuletzt seine Grenzen kennen gelernt – und sucht nun verstärkt nach Sicherheit. Der Hintergrund: Die globale Konjunktur hat aufgrund geopolitischer Turbulenzen insbesondere gegen Jahresende einige Dämpfer hinnehmen müssen, wie Dirk Rüttgers, Vorstandsvorsitzender der Do Investment AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Unter anderem hätten US-Präsident Trumps Handelspolitik, die zähen Brexit-Verhandlungen und Italiens umstrittene Finanzpolitik für viel Volatilität an den Märkten gesorgt. Aber eine Weisheit sollte jetzt jeder Anleger wirklich beherzigen: Panik sei ein schlechter Ratgeber, heißt es weiter.

„Genau betrachtet, bieten die jüngsten Rückschläge auch Chancen. Ein Beispiel: Der Rauch und Lärm beim Abverkauf diverser Technologie-Werte weltweit verdeckt versteckte Potenziale auch in anderen Branchen. Denn: Mittlerweile zeigen sich sowohl in den klassischen Märkten Europas als auch in den zuletzt stark gebeutelten Schwellenländern erste Anzeichen von Erholung und leichter Aufwärtsdynamik. Zudem gibt es in den USA noch einige zuverlässige Leistungsträger auch in traditionellen Industrien. Allerdings ist Vorsicht geboten. Im Zuge des stetig steigenden US-Haushaltsdefizits schätzt die Notenbank FED, dass das Wachstum von zuletzt rund drei Prozent auf rund zwei Prozent in 2020 abkühlt. Schauen wir uns das Gesamtbild also in Ruhe an“, so Rüttgers.

Stichwort USA: Besonders der bereits erwähnte Technologiesektor sei bis vor kurzem voran gesprintet. Es habe nur eine Richtung gegeben und zwar nach oben. So gehörten sechs sehr wertvolle Unternehmen der Welt nur diesem Sektor an, darunter die Mega-Marken Facebook, Amazon, Google und Netflix. Mit einer Marktkapitalisierung von annähernd sechs Billionen US-Dollar sei die Wirtschaftsleistung allein dieser Unternehmen – kurz: FANG – höher als die der meisten Länder, etwa Deutschland mit umgerechnet rund zwei Billionen, heißt es weiter.

„Dieses klare Monopol erinnert im Ansatz an die ‚Nifty Fifty‘ in den USA der 1960er-Jahre. Während es der Gesamtmarkt damals insgesamt eher schwer hatte, ließen einige wenige Aktien alle hinter sich. Die damaligen Wachstumswerte hießen beispielsweise Coca-Cola, McDonald’s und Pepsi. Damals boomte der Food-Sektor – und dennoch bewegten sich insbesondere Coca-Cola und Pepsi nach Marktbereinigung durch geändertes Konsumverhalten schnell in unterschiedlichen Fahrwassern“, so Rüttgers.

Wer stark von Trends und Verbraucherstimmungen lebe, müsse also mit unvorhersehbaren Änderungen fürs eigene Geschäftsmodell rechnen. Beispiel: FANGs. Nachdem die Facebook-Aktie im Juli dieses Jahres um fast 20 Prozent abgestürzt sei, hätten auch weitere Technologieunternehmen wie Twitter, Google und Netflix mit Kursverlusten zu kämpfen gehabt. Seither zeichne sich ein charttechnischer Abwärtstrend ab, heißt es weiter.

„Ein weiterer, typischer Belastungsfaktor sind mögliche steuer-regulatorische Änderungen, die teils tief in die Geschäftsmodelle eingreifen und den bewährten Schwung rausnehmen. Wandel des Kunden- bzw. Nutzerverhaltens noch nicht eingerechnet. Die FANGs sind unterm Strich ein Beleg dafür, wie wichtig es ist, nicht allein auf eine vielversprechende Branche zu setzen – sondern sein Portfolio breit und mit möglichst voneinander unabhängigen Anlagen aufzustellen“, so Rüttgers.

Ob erhöhter geopolitischer Druck, zunehmende Regulierungsanforderungen oder sich änderndes Verbraucherverhalten: Neue Anforderungen mit mehr Unruhe an den Aktienmärkten führten letztlich dazu, dass insbesondere sicherheitsorientierte Anleger nach einer langfristigeren und werterhaltenden Strategie suchten. Das Risiko solle gering, die Rendite gleichzeitig verlässlich und ordentlich sein. Was auf den ersten Blick wie eine Eierlegende-Wollmilchsau anmute, könne auf den zweiten Blick nur ein tragfähiges Vermögensaufbau-Konzept sein, bestehend aus langfristig angelegten Beteiligungen, flexibel investierten Geldanlagen sowie liquiden Assets. Stabilität ergebe sich dabei auch mit voneinander unabhängigen Anlageklassen, die sich flexibel an geänderte Marktbedingungen anpassen ließen. Empfehlenswert seien professionell gemanagte Fonds, deren Manager die Branchen und Regionen gut kennen, in die sie investieren. Neben der breiten Streuung traditionellerer Anlageinstrumente eigneten sich auf lange Sicht und als weiterer Stabilisator alternative Investmentformen, etwa eine Beteiligung an Agrarflächen, zur Portfoliobeimischung, heißt es weiter.

„Zurück zu den Kapitalmärkten: Ein zwischenzeitliches Ende des jahrelang sorglosen Bärenmarktes ist in Sicht. Erste Warnzeichen – wie die Verluste bei den Tech-Werten sowie vor allem das bewusste Beschränken von Liquidität insbesondere durch die FED – sorgen dafür, dass sich Anleger nach Alternativen umschauen müssen. Dabei empfiehlt sich beispielsweise aber weiterhin ein Auge auf den US-Markt. Denn auf langfristige Sicht bieten sich weitere Chancen – auch in der Industriebranche, wenn man sich Unternehmen und ihre Bilanzen gut anschaut“, so Rüttgers.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Auch in den Schwellenländern böten sich unter anderem, im nach der Wahl wieder beruhigten Brasilien, neue Dynamiken mit Einstiegschancen bei sich erholenden Aktien. Und nicht zu vergessen sei, dass rund zwei Drittel des weltweiten Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern erzielt werde. So schreite nach dem intelligent in Wachstumsbranchen wie E-Mobility expandierenden China auch Indien weiter voran auf dem Innovationsweg, insbesondere im Softwarebereich. Außerdem: Im Euroraum sei eine Zinswende noch nicht absehbar, sodass weiterhin Kraftlinien bei Aktien, vor allem mit substanzstarken Unternehmen, die weltweit mit ihrem Geschäftsmodell weiterhin eine Nische besetzten, nutzbar seien, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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