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10:08 Uhr, 09.10.2017

Behavioral Finance-Ansatz kann Überrenditen erwirtschaften

Mit einem Behavioral Finance-Ansatz lassen sich nach Einschätzung von Degroof-Petercam-Finanzexperte Philippe Denef zufolge aus emotionalen Entscheidungen resultierende Anlegerfehler systematisch nutzen.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.613,49 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Brüssel (GodmodeTrader.de) - „Wann ist der optimale Zeitpunkt, um in einen Markt oder ein Wertpapier ein- und auszusteigen“ – mit dieser Fragestellung beschäftigen sich Anleger immer wieder. Und ganz besonders in unsicheren Zeiten, die – wie aktuell – von Marktschwankungen und zahlreichen Risiken auf der Makro- und Mikroebene geprägt sind. Menschliches Verhalten und damit auch menschliche Entscheidungen werden sehr stark von Emotionen beeinflusst. Unsicherheiten oder auch extreme Ereignisse führen häufig dazu, dass Anleger übereilte Entscheidungen treffen, wie Philippe Denef, Lead Portfolio Manager Quantitative Strategies bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Vielfach könne man beobachten, dass Anleger bei erfolgreichen Investments zu früh aussteigen oder Verlustphasen zu lange aussitzen, heißt es. „Emotionales Verhalten führt systematisch zu immer wiederkehrenden Anlegerfehlern. Angst und Gier und die damit verbundenen Anlageentscheidungen verhindern regelmäßig den Anlageerfolg“, so Denef. „Im Rahmen eines Behavioral Finance-Ansatzes können Anlegerfehler und die daraus resultierenden Preisanomalien an den Finanzmärkten analysiert und die Ergebnisse nachhaltig verbessert werden.“

Akademische Studien zeigten, dass das irrationale Verhalten von Anlegern zu einer Unterbewertung von Aktien führt. Value-Aktien, die in Bezug auf die fundamentalen Unternehmensdaten als unterbewertet gelten, böten nach Jahren schlechterer Performance ein erhebliches Aufholpotenzial. Interessant sei es hierbei, solche Unternehmen zu selektieren, bei denen sich die Meinung der Anleger langsam aber stetig verbessere. Das relative Preis-Buchwert-Verhältnis von europäischen Value-Aktien im Vergleich zu Wachstumstitel habe nach der US-Präsidentschaftswahl zwar etwas steigen können. Dennoch befinde sich diese Kennzahl nach wie vor in der Nähe ihres Zehn-Jahres-Tiefs. Aktuelle Faktoren lassen darauf schließen, dass das Momentum von Value-Aktien wieder an Schwung gewinnen könne. Ein wichtiger Treiber hierfür sei die steigende Inflation, heißt es weiter.

„Value-Titel sind eine lohnende Strategie zur Diversifizierung klassischer Aktienportfolios. Sie tragen dazu bei, die langfristige Performance eines breit angelegten Aktienportfolios zu glätten. Wenn man den Gedanken des Value Investing mit den Grundsätzen der Behavioral Finance verbindet, lassen sich im Vergleich zu herkömmlichen Value-Indizes attraktive langfristige Renditen erzielen“, sagt Denef.

Basierend auf den Grundsätzen der Behavioral Finance habe DPAM ein Modell zur Bewertung von Value-Aktien entwickelt. Das Ergebnis sei eine atypische Auswahl von Aktien, die den Diversifizierungseffekt eines Value-Portfolios noch verstärken könne. So seien in der Vergangenheit nach Phasen übertriebenen Anlegerverhaltens mit überzogenen Abverkäufen die Aktienkurse in der Regel gestiegen und zum Mittelwert zurückgekehrt (Mean Reversion). Häufig gehe diese Bewegung mit erfolgreichen Veränderungen in den Unternehmen einher. Unterbewertete Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen stiegen also mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder, heißt es weiter.

Eine Art, die Irrationalität von Anlegern zu messen, bestehe darin, sich die Differenz zwischen den teuersten und den billigsten Aktien auf einem bestimmten Markt anzuschauen. Je größer die Differenz, desto eher seien die Bewertungen überzogen. „Zurzeit liegt diese Differenz dicht am historischen Durchschnittsniveau für Aktien aus den USA, Europa und der Eurozone. Das bedeutet, dass es noch viele Unternehmen gibt, die übermäßig billig sind und deren Aktien das Potential haben zu steigen“, betont Denef.

Mit einem Behavioral-Value-Ansatz ließen sich anhand des Preis-Buchwert-Verhältnisses aus jedem Sektor die günstigsten Aktien zusammenstellen. Dies sei der Unterschied zu einem klassischen Value-Ansatz, bei dem nur die absolut günstigsten Unternehmen interessant seien. Dies führe zu einer starken Konzentration auf wenige Sektoren. Fakt sei aber, dass die verhaltensbedingten Kursanomalien in jedem Sektor vorkommen, heißt es weiter.

„Mit einem Behavioral Value-Ansatz, der konsequent gleichgewichtet in die am niedrigsten bewerteten Aktien jedes Sektors des jeweiligen Marktes investiert, lässt sich eine Marktneutralität herstellen. Das heißt Anleger sind nicht mehr abhängig von bestimmten Sektor-Entwicklungen“, so Denef.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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