Kommentar
15:52 Uhr, 11.03.2011

Bebt nun bald der DAX?

Manchmal ist es eine Last, Börsenkommentare zu schreiben. Da erlebt Japan das schwerste Erdbeben seiner Geschichte und unsereiner soll sich den Kopf darüber zerbrechen, ob auch der DAX jetzt absäuft - oder aber nicht.

Eines möchten wir an dieser Stelle deshalb erst einmal vorausschicken: Das Erdbeben in Japan ist nicht von Menschenhand gemacht. Und doch zeigt es sehr eindrucksvoll, wie machtlos wir Menschen gegen die Kräfte der Natur sind. Das sollte uns deshalb zu denken geben, weil es auf unserem Planeten eine ganze Menge Entwicklungen gibt, die sehr wohl ganz maßgeblich durch uns beeinflusst, wenn nicht sogar ausschließlich durch uns Menschen ausgelöst werden.

Umweltkatastrophen wie vergangenes Jahr im Golf von Mexiko, das Abschmelzen der Gletscher in den Alpen und an den Polen, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Flutkatastrophen, Hungersnöte in weiten Regionen der Erde, das Verschwinden vieler Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planeten und nicht zuletzt die unverkennbaren Auflösungserscheinungen unseres zinsbasierten Finanzsystems – all dies sind deutliche Warnsignale, die uns sagen, dass wir nicht so weiter machen können, wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Und wer glaubt, das alles habe mit Börse nichts zu tun, der irrt sich: Die Regeln der Natur gelten auch und ganz besonders für unser Wirtschafts- und Finanzsystem. Wir sind nur ein Teil des Ganzen und wenn wir nicht von selbst erkennen, dass kein System auf der Erde immerzu nur wachsen kann, dann wird uns die Natur zu dieser Erkenntnis zwingen.

Damit kommen wir zum eigentlichen Thema:
Es gibt einige wichtige Börsenregeln, auf die antizyklisch agierende Anleger achten sollten. Eine davon lautet in etwa folgendermaßen: Wenn sich nach einem starken Aufwärtstrend und einer anschließenden Korrektur sofort wieder großer Pessimismus ausbreitet, dann ist das aus antizyklischer Sicht ein sehr erfreuliches Zeichen, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Kurse dann schon bald wieder steigen werden.
Zumindest kurzfristig könnte das auch diesmal so sein. In dieser Woche etwa haben einige Kommentatoren für den DAX schon wieder Kursziele von 5.800 Zählern ausgerufen. Das sind natürlich die gleichen Kandidaten, die vor Kurzem noch die 10.000 Punkte für den DAX fest eingeplant hatten.

Grundsätzlich muss man erst dann sehr vorsichtig werden, wenn die Anleger bei jedem Rücksetzer über die „fabelhaften Einstiegsgelegenheiten“ jubeln. Wenn aber die Angst förmlich mit Händen zu greifen ist, so wie das im Moment der Fall ist, dann wird das mit allergrößter Wahrschei8nlichkeit (noch) keine nachhaltige Trendwende.

Mit dieser Aussage könnte man es für den Moment bereits bewenden lassen, wären da nicht noch ein paar Kleinigkeiten, die ebenfalls zu beachten sind: Nehmen wir etwa die „wichtigen charttechnischen Marken“, die zuletzt nach unten durchbrochen wurden. Beim DAX etwa war das in dieser Woche die psychologisch nicht ganz unbedeutende Zone bei 7.000 Punkten.

Besonders die zahllosen Trendfolger werden jetzt mit zerknirschter Mine auf die Chartbilder blicken. Ihnen sagen wir folgendes: Seit ungefähr zehn Jahren befindet sich der Deutsche Aktienmarkt in einer großen Seitwärtsbewegung. Solche Seitwärtsbewegungen haben die unangenehme Eigenschaft, dass wichtige Chartmarken regelmäßig nach unten (oder auch nach oben) durchbrochen werden – ohne dass zunächst allzu viel passiert. Wenig später macht die Börse den Trendfolgern nämlich eine lange Nase und dreht wieder in die entgegengesetzte Richtung. Es sollte uns daher schon sehr wundern, wenn das ausgerechnet diesmal anders sein sollte.

Anleihecrash in Sicht?
Dabei ist der Kursrutsch beim DAX ja nur eine von zahlreichen Baustellen, die uns derzeit beschäftigen. Mit Blick auf den nahenden Sommer zeichnen sich schon heute einige Entwicklungen ab, die dafür sorgen könnten, dass es ein Sommer von der heißeren Sorte werden könnte.

So wurde etwa in dieser Woche bekannt, dass der weltgrößte Rentenfonds seine kompletten Bestände an US-Staatsanleihen verkauft hat. Die Allianz-Tochter PIMCO befürchtet einen massiven Wertverlust dieser Papier und will den Anlegern das Risiko von US-Staatsanleihen nicht länger zumuten:

http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE7290D820110310
Nicht gesagt wurde in der Reuters-Meldung allerdings, warum die Menschen weiterhin Lebensversicherungen, beispielsweise der Allianz besitzen sollten. Denn die USA sind ja nur die Spitze des weltweiten Schulden-Eisberges, dessen wahre Ausmaße allmählich immer offensichtlicher werden. Doch gerade die Lebensversicherer hatten in der Vergangenheit ja immer wieder mit der vermeintlichen „Sicherheit“ von Staatsanleihen um Kundengelder geworben. Und jetzt das.

Erschwerend kommt hinzu, dass es auch in Griechenland, Portugal und Spanien brodelt. Dort stehen die Staatshaushalte nach dem jüngsten Renditeanstieg bei den Staatsanleihen ebenfalls vor dem Kollaps. Moody's hält seit Donnerstag griechische Staatsanleihen für risikoreicher als ägyptische Papiere. Auch Spanien wurde herabgestuft:

http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE7290DK20110310
So gesehen muss man sich fast wundern, dass der DAX nicht längst in den freien Fall übergegangen ist. Aber das dürfte er in diesem Jahr schon noch tun – wenn die Angst wieder aus den Börsensälen gewichen ist...

Wie wir die Börsenlage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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