Analyse
12:00 Uhr, 02.12.2022

BAUER – Wechsel des Hauptaktionärs

Heute hat die Bauer AG die Details zu der angekündigten Kapitalerhöhung bekannt gegeben. Die Aktie reagierte mit einem Kurssturz.

Erwähnte Instrumente

  • Bauer AG (Schrobenhausen) - WKN: 516810 - ISIN: DE0005168108 - Kurs: 7,220 € (XETRA)

In der Spitze verlor die Bauer-Aktie zweistellig und ist mit aktuell 6,90 Euro nicht mehr weit entfernt von ihrem Allzeittief bei 6,30 Euro. Wie bereits in unserem letzten Bericht erwähnt, führt das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durch. Dazu mussten zunächst die Anteilseigner auf einer für den 18. November einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung ihre Zustimmung erteilen.

Wie das Unternehmen nun heute bekannt gab, werden die insgesamt 17.394.520 neuen Aktien zu einem Bezugspreis von 6,00 Euro je neuer Aktie ausgegeben. Das Bezugsverhältnis beträgt 3:2, für jeweils drei bisher gehaltene Aktien können die Aktionäre zwei neue beziehen. Insgesamt fließen Bauer dadurch netto ca. 104 Mio. EUR an frischem Kapital zu. Die Bezugsfrist beginnt am 22. Dezember und endet am 12. Januar 2023.

Die SD Thesaurus GmbH mit Sitz in München hat sich im Vorfeld bereits verpflichtet, Aktien im Volumen von bis zu maximal 70 Mio. EUR zu erwerben und wäre im Falle einer Vollplatzierung mit ca. 26,8 Prozent am Unternehmen beteiligt. An der SD Thesaurus ist Frau Sabine Doblinger maßgeblich beteiligt. Frau Doblinger ist die Ehefrau von Alfons Doblinger, der über seine Doblinger Beteiligung GmbH mit knapp 30 Prozent derzeit zweitgrößter Anteilseigner bei Bauer ist.

Doblinger löst Bauer ab

Da Doblinger bereits im Vorfeld der Kapitalerhöhung bereiterklärt hat, sich in maßgeblichem Umfang an der Kapitalmaßnahme zu beteiligen, wird die Aktienmehrheit künftig bei Familie Doblinger liegen. Der bisherige Hauptaktionär, die Familie Bauer, wird sich nach derzeitigem Stand nämlich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen. Die Familie hält momentan zwar noch 36 Prozent am Unternehmen. Im Zuge der Aktienplatzierung könnte der Anteil dann aber auf ca. 21,6 Prozent sinken.

Operativ läuft es bei Bauer durchwachsen. Der Auftragseingang lag nach neun Monaten mit 1,50 Mrd. EUR deutlich über dem Vorjahreswert von 1,26 Mrd. EUR und auch die Umsatzentwicklung gestaltete sich mit 1,31 (VJ 1,15) Mrd. EUR erfreulich. Das EBIT wird im Gesamtjahr jedoch deutlich unter den 36 Mio. EUR aus 2021 liegen. Zudem drücken den Konzern Finanzverbindlichkeiten von über einer halbe Milliarde Euro, weshalb die Kapitalerhöhung schon Sinn macht.

Bezugspreis deutlich unter Buchwert

Eher unschön ist die Tatsache, dass die Kapitalmaßnahme auf einem Kursniveau am Allzeittief durchgeführt werden muss. Mit 6 Euro beträgt der Bezugspreis nicht mal ein Drittel des Buchwerts je Aktie, der per 30. September bei über 20 Euro lag! Der schlaue Fuchs Alfons Doblinger kann sich auf diese Weise einen substanziellen Anteil an diesem Traditionsunternehmen zum Schnäppchenpreis sichern.

Fazit: Bilanziell gesehen ist die Kapitalerhöhung auf jeden Fall angebracht. Die hohe Verschuldung kann dadurch zumindest etwas zurückgefahren werden. Interessant ist auf jeden Fall die Konstellation, dass die Unternehmerfamilie Doblinger künftig das Heft des Handelns bei Bauer übernimmt. Die Aktionäre sollten bei dieser Kapitalerhöhung ruhig mitmachen, schon deswegen, um nicht ordentlich verwässert zu werden. Für noch nicht investierte Anleger ist die Bauer-Aktie mehr denn je interessant.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,43 1,51 1,56
Ergebnis je Aktie in EUR -0,02 0,49 0,87
KGV neg. 14 8
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,10
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 1,51 %
*e = erwartet
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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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