Analyse
11:15 Uhr, 05.04.2023

BAUER - Gelingt der Turnaround schon in diesem Jahr?

Nach dem in den letzten Wochen bei Bauer vor allem die Kapitalerhöhung, der Großaktionärswechsel und das Delisting im Mittelpunkt standen, schauen wir nun auf die finalen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr.

Erwähnte Instrumente

  • Bauer AG (Schrobenhausen) - WKN: 516810 - ISIN: DE0005168108 - Kurs: 6,320 € (XETRA)

Die vorläufigen Zahlen für 2022 gab das Unternehmen bereits vor einem Monat bekannt. Heute wurde der Geschäftsbericht veröffentlicht sowie der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr.

Die Steigerung der Gesamtleistung um 13,7 Prozent auf 1,75 (Vorjahr 1,54) Mrd. EUR und das Abrutschen des EBIT auf minus 68,0 Mio. EUR von 36,0 Mio. EUR im Vorjahr waren bereits bekannt. Noch deutlicher verschlechterte sich das Jahresergebnis, welches von 4,0 Mio. EUR in 2021 auf minus 94,0 Mio. EUR zurückging. Infolgedessen ging auch das Eigenkapital auf 402,3 (VJ 481,1) Mio. EUR zurück, was zu einer Eigenkapitalquote von 24,8 (VJ 29,3) Prozent führte. Durch die kürzlich durchgeführte Kapitalerhöhung im Volumen von 100 Mio. EUR wurde die Eigenkapitalbasis aber wieder etwas gestärkt.

Eine ganze Reihe von Faktoren waren für den hohen Jahresverlust ausschlaggebend. Aufgrund der Entkonsolidierung des Russlandgeschäfts und den damit verbundenen Abschreibungen ergab sich ein negativer Ergebnisbeitrag von 17,3 Mio. EUR. Das gestiegene Zinsniveau und die deswegen gestiegenen Kapitalkosten sowie die veränderte Einstufung von Länderrisiken belasteten mit 61,3 Mio. EUR. Schließlich fielen im Zuge der seit längerem laufenden Portfoliobereinigung negative Ergebniseffekte in Höhe von 24,6 Mio. EUR an.

Erfreulich entwickelte sich hingegen der Auftragseingang, der mit 1,83 (VJ 1,74) Mrd. EUR um 5,1 Prozent anstieg. Der Auftragsbestand erhöhte sich dadurch zum Jahresende auf 1,45 (VJ 1,36) Mrd. EUR.

Das Segment Bau steuerte 787,4 (VJ 682,4) Mio. EUR zur Gesamtleistung bei. Das EBIT lag bei minus 65,5 (VJ minus 8,6) Mio. EUR. Der Auftragseingang lag bei 794,5 (VJ 806,6) Mio. EUR. Neben Abschreibungen auf das Russlandgeschäft belasteten Optimierungsmaßnahmen durch die Schließung von ausländischen Tochtergesellschaften.

Im Bereich Maschinen stieg die Gesamtleistung auf 747,8 (VJ 681,5) Mio. EUR bei einem EBIT von 39,9 (VJ 36,9) Mio. EUR. Der Auftragseingang expandierte um 7 Prozent auf 792,1 (VJ 740,4) Mio. EUR. Auch hier belasteten außerplanmäßige Abschreibungen in Russland das Ergebnis, was den unterproportionalen Anstieg des EBIT erklärt.

Im dritten Geschäftssegment Resources, in welchem Bauer Produkte und Services in den Bereichen Bohrdienstleistungen und Brunnenbau, Umwelttechnik, Bergbau und Pflanzenkläranlagen anbietet, ging die Gesamtleistung auf 299,2 (VJ 272,5) Mio. EUR nach oben. Der Auftragseingang legte um 12,7 Prozent auf 328,3 (VJ 291,3) Mio. EUR zu. Das EBIT verschlechterte sich von 9,5 Mio. EUR in 2021 auf minus 37,3 Mio. EUR. Der Rückgang war vor allem der Schließung der südafrikanischen Präsenz, der Abwicklung der jordanischen Tochtergesellschaft sowie Abschreibungen im Oman geschuldet.

Vorsichtiger Optimismus für 2023

Der mit Florian Bauer und Peter Hingott neu formierte Vorstand zeigt sich für das aktuelle Geschäftsjahr vorsichtig optimistisch. Belasten werden die weiterhin hohe Inflation und die dadurch gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten sowie die kaum abschätzbaren Folgen des Ukrainekriegs. Dennoch sieht sich die Bauer AG inzwischen stabiler und resilienter aufgestellt. Die Schließung unprofitabler Tochtergesellschaften wird zwar zu einem leichten Rückgang der Gesamtleistung führen, dafür aber das Ergebnis spürbar entlasten, so dass wieder mit einem positiven EBIT im Bereich zwischen 35 und 60 Mio. EUR gerechnet wird.

Fazit: Bauer hat wahrhaft turbulente Zeiten hinter sich, was die Aktie auf ein Allzeittief gedrückt hat. Der Kurs hat sich inzwischen ein klein wenig erholt und dürfte durch das anstehende Abfindungsangebot des neuen Hauptaktionärs Doblinger (ich hatte an dieser Stelle berichtet) erstmal einen Boden gefunden haben. Sollte in diesem Jahr der Turnaround gelingen und Bauer wieder nachhaltig in die Gewinnspur zurückfinden, wäre die Bauer-Aktie derzeit günstig bewertet. Abzuwarten bleibt aber, wie es nach dem Delisting vom Regulierten Markt weitergeht. Ich gehe davon aus, dass die Notiz im Freiverkehr erstmal bis auf weiteres erhalten bleibt.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,63 1,63 1,68
Ergebnis je Aktie in EUR -3,66 0,54 0,85
KGV -2 12 7
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,15 0,21
Dividendenrendite 0,00 % 2,38 % 3,33 %

*e = erwartet

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Bauer AG (Schrobenhausen) (long)

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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