Bau von neuen LNG-Terminals: Berlin gibt Gas
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Berlin (Godmode-Trader.de) - Deutschlands Gas-Versorgung steht seit dem 24. Februar Kopf: Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine will Berlin nun so schnell wie möglich unabhängig von russischen Gaslieferungen werden und hat deshalb auch das ohnehin umstrittene Pipeline-Projekt Nord Stream 2 ausgesetzt.
Der russische Energiekonzern Gazprom teilte am Donnerstag mit, das für die Ostsee-Pipeline eingeplante Gas soll nun für die Versorgung im eigenen Land genutzt werden.
Nord Stream 2 ist also tot: Doch noch immer bezieht Deutschland ca. 35 Prozent seines Erdgases aus Russland - einem Land, das im ehemaligen Ostpreußen, dem Kaliningrader Gebiet, Atomraketen testet und damit auch Berlin bedroht. Zum Vergleich: vor Ausbruch des Ukraine-Krieges hatte der Anteil Russlands an der Gasversorgung Deutschlands noch bei rund 55 Prozent gelegen.
Ein Baustein auf dem Weg zur Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen sind Terminals für Flüssiggas. An dieser Stelle war Deutschland bis dato blank, das soll sich aber so schnell wie möglich ändern. Und die Bundesregierung gibt hier sprichwörtlich Gas: Der Bau von LNG-Terminals soll forciert werden. In diesem Jahr sollen bereits zwei Terminals angeschlossen werden. Zur Versorgung wurden auch Verträge zur Verfügbarkeit von entsprechenden Schiffen abgeschlossen, die die Terminals beliefern können.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will mit dem schnellen Bau von Terminals ein „fettes Ausrufezeichen" setzen. Der Grünen-Politiker sagte am Mittwoch, Deutschland habe es geschafft, auf dem Weltmarkt vier Schiffe zu reservieren. Diese würden Ende des Jahres verfügbar sein und definierten den frühestmöglichen Zeitpunkt, an dem LNG direkt nach Deutschland gebracht werden könne. Es müsse nun alle Kraft daran gesetzt werden, dass die Infrastruktur, die zu den Schiffen hinführe, fertig sei, wenn die Schiffe ankommen. Deutschland würde, wenn es gelänge, und wenn man es ab Beginn des Ukraine-Kriegs rechne, in zehn Monaten LNG-Terminals gebaut haben, so Habeck. Gemessen an den bisherigen deutschen Planungs- und Bauzeiten wäre das eine „Lichtgeschwindigkeit". Das von den Schiffen transportierte LNG könne einen wichtigen Beitrag leisten, damit Deutschland gut durch den nächsten Winter komme.
„Bei deutschen Infrastrukturprojekten stellt sich meist die Frage, ob den Worten auch Taten folgen und die organisatorische Fähigkeit vorhanden ist, die Pläne umzusetzen“, kommentierte Folker Hellmayer von Netfonds. „Es schließt sich die Frage an, warum dieser an den Tage gelegte Eifer nicht auch bei anderen Themen des Infrastrukturausbaus möglich wäre“. Ein prägnantes Beispiel sei der langsame Ausbau und von Verzögerungen geprägte Ausbau der Nord-Süd Stromtrassen, unter dem „die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes leidet“.
Welche Möglichkeiten hat Deutschland nun, Gas und LNG, das besonders umweltschädlich ist, zu ersetzen, fragt Hellmayer? Das nicht einmal ernsthaft in der der Koalition über die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke diskutiert werde. „Es würde das Stromangebot erhöhen und die Gasnachfrage senken. Kurzum: unsere Wettbewerbsfähigkeit wäre gestärkt und dem Umweltschutz geholfen“.
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