Bankenkrieg: EU verhängt Rekordstrafen gegen Finanzbranche
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„Die Europäische Kommission hat gegen 8 internationale Finanzinstitute Geldbußen in Höhe von insgesamt 1 712 468 000 EUR für die Teilnahme an illegalen Kartellen auf den Märkten für Finanzderivate im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verhängt.“ Auszug aus der heutigen Pressemitteilung der Europäischen Kommission.
Mit diesem Urteil reagiert die Europäische Kommission scharf auf einen langwierigen und komplexen Skandal rund um die Manipulation von börsengehandelten Zinsreferenzsätzen – historisch gesehen ist dies die höchste Strafe, die seitens europäischer Regulierer jemals gegen Banken verhängt wurde.
Der Hintergrund
Den Händlern der Geldhäuser wird vorgeworfen, die marktrelevanten Referenzsätze Libor und Euribor zu ihren Gunsten manipuliert zu haben und so Handelsgewinne für ihre Häuser einzustreichen. Interessant ist dabei vor allem die Vorgehensweise der Institute. So stehen diese naturgemäß in der Konkurrenz, haben aber scheinbare Kartelle gebildet und genaue Absprachen getroffen umso den rund 500 Billionen schweren Markt gezielt zu stimulieren.
„Was beim LIBOR- und beim EURIBOR-Skandal so schockierend war, ist nicht nur die Manipulation der Referenzzinssätze, die von den Finanzregulierungsbehörden weltweit bekämpft wird, sondern auch das abgestimmte Verhalten zwischen Banken, die eigentlich miteinander im Wettbewerb stehen sollten.“ Vizepräsident für Wettbewerbspolitik der Kommission, Joaquín Almunia.
Gerade der Zinsmarkt - der Zins ist der Preis des Geldes - ist sehr sensibel und nimmt direkten Einfluss auf volks- und betriebswirtschaftliche Prozesse. Auch private Kreditnehmer leiden unter Umständen unter einer Manipulation, unterliegen doch rund 40 Prozent derer Kredite variablen Zinssätzen – zahlreiche Geschäfte sind also an die genannten Referenzsätze gekoppelt.
Das Urteil
Die Urteile für das Kartell in Euro-Zinsderivaten belasten vor allem die Deutsche Bank und die französische Société Générale. Hinzu kommt die RBS. Die Geldbußen im Falle der Manipulation von Yen-Zinsderivaten entfallen auf die Geldhäuser RBS, Deutsche Bank, JP Morgan, Citigroup und RP Martin.
Quelle: Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 04.12.2013.
Die Deutsche Bank hat vorgesorgt
Ein Großteil der Strafe trifft in beiden Fällen die Deutsche Bank. Laut dieser sind jedoch derzeit keine zusätzlichen Rückstellungen für die Geldbußen notwendig, seien diese doch in den existierenden Rückstellungen bereits mit Masse enthalten. Der Vorstand ließ verlauten: "Wir werden alles tun um sicherzustellen, dass sich diese Art von Fehlverhalten nicht wiederholt." Weltweite Ermittlungen gegen das Geldhaus belasten jedoch zunehmend die Bilanz, so wurden zum dritten Quartal Rückstellungen in Höhe von 4,1 Milliarden Euro für Prozessrisiken bilanziert.
Die Aufklärung
Interessant ist bei diesem komplexen Skandal vor allem auch die Aufklärung. So hatten die Ermittler im Vorfeld groß angelegter Durchsuchungen europäischer Banken vor zwei Jahren scheinbar Hinweise von Kartellmitgliedern erhalten. So schön und erfolgreich das gemeinsame Schaffen der Banken also zu sein vermochte, das Konkurrenzverhalten war doch stärker. So entgehen beispielsweise die Tippgeber Barclays und UBS den Strafen der EU-Kommission. Eine Verurteilung kommt zwar zustande, aufgrund der „Ermäßigungen nach der Kronzeugenregelung“ entfallen diese aber zu 100 Prozent.
Fazit
Der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der Kommission, Joaquín Almunia, erklärte dazu: „Der heutige Beschluss ist ein deutliches Signal, dass die Kommission fest entschlossen ist, Kartelle im Finanzsektor zu bekämpfen und zu sanktionieren.“
Wie die Europäische Kommission jedoch zukünftig gegen derartige Kartelle vorgehen will bleibt vorerst ungenannt. Aktuelle Meldungen über weitere Skandale im Bereich von Währungs- und Edelmetallmärkten laufen bereits über die Nachrichtenticker – die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin prüft derzeit in Zusammenarbeit mit Regulierern aus den USA und Großbritannien Manipulationen seitens Großbanken in diesen Märkten.
Der Sektor in der Technischen Analyse
Als allgemeine, weltweit anerkannte Benchmark gilt der US-amerikanische KBW Bank Index, gelistet in New York. Dieser zeigt einen stabilen, langfristigen Aufwärtstrend der Branche und eine markante, technische Unterstützung bei rund 62,20 $.
Der direkte Jahresvergleich großer Bankinstitute zeigt, dass sich alle stabil im Kurs entwickeln konnten, die Deutsche Bank jedoch zuletzt relative Schwäche zeigt.
Der Kursverlauf der Deutschen Bank Aktie engt sich über die letzten Monaten vermehrt ein – ein Ausbruch aus dieser Dreiecksformation könnte richtungsweisende Dynamik in das Papier bringen. Zwischen 35,70 Euro und 33,43 Euro kann die Aktie jedoch zunächst neutral eingestuft werden. Zur ausführlichen Analyse meines Kollegen Stefan Salomon.
Ihr Christian Stern
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