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11:21 Uhr, 30.10.2015

Bank of Japan hält die Füße still und hat nun ein Glaubwürdigkeitsproblem

Die Bank of Japan nimmt keine Änderungen an ihrem geldpolitischen Maßnahmenkatalog vor. Stattdessen ändert die Notenbank den Zeitplan für die Erreichung des Inflationsziels. Dies tut sie bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr.

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Tokio (Godmode-Trader.de) - Die Bank of Japan sieht weiterhin keinen Anlass für eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik. Der Ankauf von Staatsanleihen werde im bisherigen Umfang fortgesetzt, beschloss die Bank von Japan am Freitag. Das heißt, es bleibt bei der anvisierten Steigerung der Geldbasis um 80 Bio. Yen im Jahr.

Stattdessen ändert die Notenbank den Zeitplan für die Erreichung des Inflationsziels. Dies tut sie bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Im bis zum 31. März 2016 laufenden Fiskaljahr soll die Preissteigerung angesichts der niedrigen Energiepreise demnach bei nur noch 0,1 Prozent liegen. Im Juli hatte die Notenbank noch mit einer Teuerungsrate um 0,7 Prozent gerechnet. Das Inflationsziel der Zentralbank von 2 Prozent soll ferner nun erst in der zweiten Hälfte des nächsten Fiskaljahres angelaufen werden. Bislang war die BoJ davon ausgegangen, dass das Ziel bereits im ersten Halbjahr 2016 erreicht werden kann.

Zuletzt war der Druck auf die Zentralbank gewachsen, angesichts der schwachen Nachfrage beim größten Handelspartner China und des geringen Preisanstiegs im Inland die Geldschleusen auszuweiten. Wenn nötig, werde die BoJ die Geldpolitik ohne zu zögern anpassen, wurde BoJ-Chef Haruhiko Kuroda zitiert. Der Preistrend habe sich aber graduell verbessert. Daran habe sich nichts geändert.

Laut BoJ befindet sich die Wirtschaft zudem weiter auf einem „moderaten“ Erholungskurs. Ihre Wachstumsprognose korrigierten die Währungshüter dennoch nach unten: Demnach dürfte die Wirtschaft des Landes im laufenden Fiskaljahr um 1,2 Prozent statt 1,7 Prozent zulegen. Im folgenden Jahr werde ein Wachstum von 1,4 Prozent statt 1,5 Prozent erwartet, hieß es.

Analysten zeigen sich von den Tönen aus Tokio enttäuscht. Die NordLB spricht gar von einer „Bankrotterklärung“. Die wichtigste Währung der Geldpolitik sei Glaubwürdigkeit, schreibt Ökonom Stefan Große in einem Kommentar. Diese habe die Notenbank nun verspielt. „Die BoJ scheint das Inflationsziel mit den guten Vorsätzen zu verwechseln, die man sich üblicherweise zum Jahreswechsel macht und dann nicht einhält. Wenn man ein Ziel zweimal verschiebt, kann man es auch ganz lassen“, so Große. Die Schuld werde dem Öl in die Schuhe geschoben und die Augen vor der wirtschaftlichen Realität verschlossen.

Die Anleger am japanischen Aktienmarkt waren am Freitag eher der Meinung, „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, und warten weiter ab, ob die Bank of Japan nicht doch nicht überraschend handelt bzw. die Regierung mit neuen Stimuli-Programmen in die Bresche springt. Der Leitindex Nikkei weitete nach der Verkündigung der BoJ nur kurz seine Tagesverluste etwas aus und fand dann schnell wieder den Weg zurück in die Gewinnzone. Am Ende stand ein Plus von 0,78 Prozent auf 19083 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies einen Gewinn von 1,37 Prozent.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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