Kommentar
12:45 Uhr, 10.12.2018

Bald ist Schluss mit QE: Was bedeutet das für die Eurozone?

Komme, was wolle: die EZB beendet QE Ende des Jahres. Wie schlimm aber wird das für den Aktienmarkt?

Die US-Notenbank war die erste große Notenbank, die ihr QE-Programm beendet hat. Das ist inzwischen schon fast 4 Jahre her und die Welt dreht sich immer noch. Wer hätte das gedacht. Die Bank of England hat nach dem Brexit-Referendum noch einmal ein QE Programm aufgelegt, allerdings war dieses im Vergleich zu den größeren Währungsräumen vernachlässigbar.

Die EZB wird QE mit Jahresende 2018 beenden. Schon jetzt sind die Käufe mit 15 Mrd. pro Monat recht bescheiden. Es waren auch schon einmal 80 Mrd. und damit so hoch wie 2013 in den USA. Die US-Notenbank entzieht dem Markt inzwischen 50 Mrd. pro Monat. Zusammen mit den knapp 20 Mrd. der EZB (15 Mrd. Euro in Dollar gerechnet) schrumpft die Geldmenge global um 30 Mrd.

Nun gibt es zum Glück noch die Bank of Japan. Diese kauft wie ein Uhrwerk zwei Monate lang Anleihen und verkauft im dritten Monat netto einen Teil ihrer Bestände. Das führt dazu, dass wir global schon jetzt Monate erleben, indem die Geldversorgung schrumpft (Grafik 1).

Mit dem Ende vom QE der EZB und geringen Käufen der BoJ führt dies zu einem globalen Liquiditätsentzug von etwa 50 Mrd. pro Monat im kommenden Jahr (Grafik 2). Das muss der Markt erst einmal verdauen.

Salopp könnte man einfach sagen, dass sich die Welt auch nach dem Ende des US-QE weiter gedreht hat. Wieso sollte es jetzt anders ein, wenn die EZB aufhört?

Der Unterschied ist, dass andere Notenbanken noch fleißig Geld ins System gepumpt haben. Das hat nun ein Ende. Entsprechend ist die Situation heute eine vollkommen andere.

Ein radikaler Liquiditätsentzug kann Probleme bereiten. Knappe Liquidität war genau das, was uns 2008 in Schieflage brachte. Das ist so schnell nicht zu befürchten. QE hat so viel Geld in den Markt gepumpt, dass Banken auf gigantischen Liquiditätspolstern sitzen, die nichts anderes tun als wieder bei der Notenbank auf dem Konto zu landen.

Erst wenn die Überschussliquidität abgebaut ist, haben wir ein echtes Problem. Soweit wird es wohl aber nicht kommen. Je nachdem wie sich die BoJ verhält, könnte der Liquiditätsentzug bereits Anfang 2020 wieder vorbei sein. Die Notenbanken würden dann unterm Strich ihre Bilanzen wieder ausweiten.

Einen Liquiditätsengpass muss man wirklich nicht befürchten. Ich bleibe daher diesbezüglich optimistisch und sehe keine Gefahr für den Aktienmarkt. Es ist noch ausreichend Liquidität vorhanden. Ein anderes Thema ist die Psychologie der Anleger.

QE hat vor allem deswegen funktioniert, weil Anleger ein Sicherheitsnetz hatten. Dieses fällt nun weg. Bisher hat das niemanden gestört. Gehen die Marktturbulenzen weiter, kann sich das rasch ändern. Das Sentiment gegenüber QE darf einfach nicht drehen. Die Marktreaktionen auf Notenbankentscheide sind nun sehr wichtig um zu erkennen, ob das Sentiment dreht.

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  • Eulen_spiegel
    Eulen_spiegel

    Die "Alles-Blase" darf aber nicht beliebig steigen.

    Wenn die Blase auf die Realwelt durchschlägt, gibt es Ärger. Als erstes tut sie dies auf dem Immobilien / Mietmarkt. Wenn die Mieten für die untere Hälfte der Einkommensschicht unbezahlbar wird - dann ist die Gelbwestensache erst der Anfang.

    Immobilienpreise +10% im Jahr, Löhne + 2%. Wenn man in einer Gehaltsklasse ist, wo der freie Manövrierbestand im Monat unter 200€ liegt wird es da schnell eng.

    Also lieber ab und an ein wenig heiße Luft ablassen - nach jeder Baisse gibt es ja wieder mal echte Kaufkurse.

    18:06 Uhr, 10.12.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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