Fundamentale Nachricht
08:50 Uhr, 27.09.2019

Back to school. Back to normal?

Um Portfolios zu schützen, sollten Anleger das Risiko den Amundi-Finanzexperten Pascal Blanqué und Vincent Mortier zufolge durch geeignete Absicherungsstrategien (Gold, Optionen und Währung) abschwächen.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.519,950 $/oz. (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Paris (GodmodeTrader.de) - Die Finanzmärkte sind in den letzten Wochen durch die Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China erschüttert worden, da sowohl Einfuhrzölle als auch Gegenzölle auferlegt wurden. In Ländern wie Argentinien tauchten wieder länderspezifische Risiken auf, das britische Parlament wurde im Zusammenhang mit dem Brexit-Chaos suspendiert und Italien erlebte seine eigene politische Krise, wie Pascal Blanqué (Group Chief Investment Officer) und Vincent Mortier (Deputy Group Chief Investment Officer) in der September-Ausgabe der „Amundi Global Investment Views“ schreiben.

Die Suche der Anleger nach Sicherheit habe die Renditen von Kernländer-Anleihen auf ein beispiellos niedriges Niveau gedrückt, wobei die Renditen der 30-jährigen deutschen Bundesanleihen erstmals negativ geworden seien. Die US-Renditekurve sei zum ersten Mal seit 2007 invers geworden, die Renditen von zweijährigen Schuldverschreibungen hätten jene von zehnjährigen Schuldverschreibungen überstiegen, heißt es weiter.

„Aus unserer Sicht gibt es drei Hauptfaktoren für diese Sommer-Misere. Erstens mögen die Märkte keine politischen Unsicherheiten und Unklarheiten, und beides hat zugenommen. Auswirkungen der geopolitischen Risiken auf den wirtschaftlichen Ausblick sind offensichtlich. Rezessionssorgen sind in den USA übertrieben (wir erwarten keine Rezession in den nächsten zwölf Monaten) und wir sollten die Rolle der Inversion der Zinskurve als Vorbote der Rezession in Zeiten unkonventioneller Geldpolitik nicht überbewerten“, so die Amundi-Finanzexperten.

Zweitens drohe die Eskalation des Handelskrieges in einen Währungskrieg, da sowohl die USA als auch China um die globale Hegemonie kämpften. Die Abschwächung des Yuan auf über sieben Yuan pro Dollar, zum ersten Mal seit der Krise von 2008, sei von der US-Regierung als Versuch der Chinesen angesehen worden, Währungen zu manipulieren, heißt es weiter. „Wir teilen jedoch nicht die Ansicht, dass China die Währung proaktiv manipulieren wird. Die Behörden versuchen lediglich, den Wechselkurs zu stabilisieren, um die negativen Auswirkungen der Zölle auf die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exporte auszugleichen.“

Drittens nehme der politische Druck auf die Zentralbanken zu. Die Fed habe eine Zinssenkung vorgenommen und die quantitative Straffung beendet. Die Art und Weise, in der Trump den Fed-Chef Jerome Powell unter Druck gesetzt habe, die Zinsen zu senken, sei jedoch eine Herausforderung für die Unabhängigkeit der Fed, insbesondere im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2020, heißt es weiter.

„Welche Auswirkungen ergeben sich für Investments? Der Rückgang der Renditen von Anleihen der Kernländer spiegelt ein komplexes Szenario wider. Die Erzählung scheint sich zu ändern, von ‚schlechte Nachrichten für die Wirtschaft sind gute Nachrichten für Risky Assets‘, die von den ultra-gemäßigten Zentralbanken unterstützt wird, hin zu ‚schlechte Nachrichten könnten bald tatsächlich zu schlechten Nachrichten werden‘, wobei die Märkte einen wirtschaftlichen Abschwung einpreisen. Infolgedessen erwarten die Märkte und sogar die Politik, dass die Zentralbanken aggressiver intervenieren, aber die Märkte könnten beim Einpreisen geldpolitischer Maßnahmen zu weit gegangen sein, da das globale Wachstum stärker sein könnte als erwartet“, so die Amundi-Finanzexperten.

Kurzfristig könnten die Erwartungen einer aggressiven geldpolitischen Lockerung die Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt in diesem äußerst unsicheren Umfeld begrenzen. Die Zentralbanken könnten zur Verlängerung des Zyklus beitragen, aber die Wirksamkeit dieser neuen Maßnahmen werde geringer sein als in der Vergangenheit, wenn sie nicht von einer konsequenten fiskalpolitischen Unterstützung begleitet würden. Es sei möglicherweise eine gute Nachricht, dass Deutschland die Wirtschaft ankurbeln könnte, um eine Rezession zu vermeiden, heißt es weiter.

„Wir befinden uns jedoch in einem sehr frühen Stadium, der Umfang ist begrenzt und nicht auf EU-Ebene koordiniert. Die Aktienbewertungen werden durch niedrige Anleiherenditen gestützt. Die Gewinnrevisionen waren bereits massiv, eine Stabilisierung könnte in den kommenden Wochen eintreten. Sollten sich die Aktienmärkte weiter abschwächen, könnte dies taktische Gelegenheiten bieten, das Engagement zu erhöhen. In dieser Phase, in der die Auswirkungen der Zentralbankpolitik nachlassen, werden die Gewinnaussichten die Haupttreiber der Märkte sein, und hier besteht das Risiko weiterer Rückgänge“, so die Amundi-Finanzexperten.

Die Suche nach Rendite werde sich fortsetzen, wovon vor allem hochwertige Investment Grade-Anleihen und Emerging Markets-Anleihen profitierten. Angesichts der extrem niedrigen Anleihenrenditen, der hohen Duration der wichtigsten Anleihenindizes und der geringen Liquidität sollten Anleger jedoch auf eine höhere Volatilität vorbereitet sein. Ein aktiver und diversifizierter Ansatz, bei dem alle Parameter bei festverzinslichen Wertpapieren (Duration, Währungen, Kurve, Kredit) berücksichtigt würden, könne dazu beitragen, einen Mehrwert in der Renditewüste zu erzielen. Die Beurteilung der Liquidität werde ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein, da bei einer Enttäuschung über die Maßnahmen der Zentralbanken weniger liquide Bereiche einem höheren Risiko ausgesetzt sein könnten, heißt es weiter.

„Insgesamt wird eine erhöhte Volatilität dazu führen, dass Anleger ihre Engagements neu überdenken und dabei wieder einmal die Grundlagen ins Zentrum rücken. Um Portfolios zu schützen, könnten Anleger das Risiko durch geeignete Absicherungsstrategien (Gold, Optionen und Währung) abschwächen und eine positive Einschätzung der US-Duration als Absicherung gegen Markt- und Liquiditätsrisiken in Betracht ziehen“, so die Amundi-Finanzexperten abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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