Automobilität 2030 & der Sprung in das Elektrozeitalter
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Die Diskussionen um die Effizienz von sparsamen Verbrennungsmotoren oder die Sinnhaftigkeit und den wahren Umweltfaktor der neuen Technologien sind reine Rückzugsgefechte einer geschlagenen Industrie. Die Entscheidung ist losgelöst von allen technischen Fachdiskussionen längst politisch und gesellschaftlich gefallen.
Es ist daher für uns Zeitverschwendung, diese Diskussion jenseits akademischer Debattenfreude weiterzuführen. Stattdessen sind wir gut beraten, uns gedanklich und in allen Belangen auf diese neue Zeit einzustellen. Das betrifft Sie konkret als Mitarbeiter, oder gar Unternehmer im Automobilsektor, aber genauso als Autobesitzer - und vor allem als Investor.
Die Wertschöpfung der Zukunft im automobilen Bereich findet nicht mehr bei den Autoherstellern statt, die sich mit immer höheren PS-Zahlen und Drehmomenten Konkurrenz gemacht haben, sondern bei denjenigen, die die Daten verwalten oder die elektronischen wie elektrischen Komponenten liefern.
Den Autoinsassen der Zukunft – von „Autofahrer“ wird man bald nicht mehr sprechen können, da Autos selbst das Steuern übernehmen –interessiert die Leistungsstärke eines Motors nicht mehr. Auf Autobahnen, die ein flächendeckendes Tempolimit von 130 Km/h überzieht, auch wenig verwunderlich. Auch das Design wird zweitrangig. Was zählt, sind die komfort-technischen Ausstattungen im Wageninneren, die Entertainmentelemente und natürlich die technischen Wundermittel, die das Auto zum echten „Auto-mobil“ – zum „Selbst-beweger“ – machen.
Daher sollten unsere Investitionen nicht in die Autohersteller wie VW, Toyota oder Ford gehen. Diese Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung sich selbst ruinieren zu müssen. Sie müssen einerseits die alten Technologien produzieren, solange sie noch am Markt sind, deren milliardenschweren Produktionsanlagen abschreiben, auf Jahre weiterhin die Ersatzteile bereitstellen, Hunderttausende Mitarbeiter mit nicht mehr benötigten Qualifikationen umschulen oder entlassen. Zeitgleich müssen sie völlig neue Strukturen aufbauen, die – je schneller sie damit erfolgreich sind – ihre eigenen alten Standbeine wegschlagen.
Dieser Spagat einer vollständigen technologischen Disruption ist in den vergangenen Jahrzehnten kaum einem Unternehmen, geschweige einem ganzen Industriezweig, gelungen. Wahrscheinlicher werden völlig neue, unbelastete Player wie Tesla dieses Feld übernehmen und viele der alten Autohersteller werden den absteigenden Weg des einstigen Mobilfunkkönigs Nokia nach Aufkommen des Smartphones erleben.
Für zahlreiche Zulieferbetriebe der Automobilindustrie gilt das gleichermaßen. Doch es gibt auch jene, die schnell und flexibel genug handeln konnten und sich auf die neue Zeit einstellen. Für diese entsteht gerade eine Goldgräberstimmung, und sie sind diejenigen, die die Schaufeln verkaufen. Wer wie Infineon die Halbleiter für eine ganze Branche produziert, dem kann es am Ende egal sein, welcher seiner Kunden am Ende am Markt Bestand haben wird. Sie kaufen alle bei ihm ein.
Einige dieser heimischen „Schaufelverkäufer“ wollen wir uns bei Cashkurs-Trends gemeinsam mit Dr. Wenzel ansehen. Die Zeitenwende wird eine große Zäsur für die deutsche Industrie und Gesellschaft bedeuten. Es steht zu befürchten, dass wir als Volkswirtschaft schwere Netto-Einbußen durch diesen Technologiewandel erleben werden. Aber es wird eben auch jene Gewinner geben, die immer von neu entstehenden Wellen nach oben gespült werden. Hier gilt es sich als Mitarbeiter zu bewerben und hier gilt es sich als Investor zu beteiligen.
Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Erkenntnisse und eine glückliche automobile Zukunft, auch wenn mir als Autofan der Sound des V8 ebenso fehlen wird wie der Geruch von Benzin. Aber nichts ist bekanntlich so beständig wie der Wandel - und auf den gilt es sich frohen Mutes einzulassen.
Ihr Dirk Müller
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