Kommentar
17:37 Uhr, 30.09.2020

Autoindustrie: Verlorenes Jahrzehnt

Gerade die Elektromobilität, der die Zukunft gehören soll, sorgt für ein verlorenes Jahrzehnt für die meisten Autobauer.

Erwähnte Instrumente

  • Xpeng Inc. Reg.Shs (Sp.ADRs)/2 Cl.A o.N. - WKN: A2QBX7 - ISIN: US98422D1054 - Kurs: 19,790 $ (NYSE)
  • Nio Inc. - WKN: A2N4PB - ISIN: US62914V1061 - Kurs: 22,200 $ (NYSE)
  • Tesla Inc. - WKN: A1CX3T - ISIN: US88160R1014 - Kurs: 427,500 $ (NASDAQ)

Als Anleger von einigen Elektroautobauern kann man sich nicht beklagen. Tesla ist trotz Kurskapriolen immer noch mehr als 350 Mrd. Dollar wert. Auch so manch jüngeres Unternehmen, vor allem unter den chinesischen Konkurrenten, haben sich Kurswunder gezeigt. Seit Börsengang hat sich die Aktie von Nio mehr als verdoppelt. Das gilt auch für den noch nicht lange zurückliegenden Börsengang von XPeng. Und was haben die Hersteller konventioneller Autos in dieser Zeit getan? Nicht viel. Tatsächlich sind die Kurse bereits seit 2015 auf dem Rückzug. Im Vergleich mit dem Euro Stoxx zeigen sich Autowerte schwach. Der Euro Stoxx selbst ist eher schwach und tendiert seit Jahren seitwärts. Hier noch schlechter abzuschneiden sagt viel aus.


Konventionelle Autobauer haben schon fünf verlorene Jahre hinter sich. Weitere fünf könnten folgen. Das liegt nicht daran, dass sie auf dem Abstellgleis sind. Alle traditionellen Autobauer bringen in den kommenden Jahren viele Elektromodelle auf den Markt. Dank ihrer starken Marken und des Vertriebsnetzwerks werden sie auch in Zukunft bestehen und den Markt dominieren. Wo also liegt das Problem?

Das Problem sind die Herstellungskosten von Elektrofahrzeugen. Derzeit sind die Herstellungskosten in den USA 30-40 % höher als für konventionelle Verbrenner. Erst 2025 kommen sich die Kosten näher (Grafik 2).


In Europa ist die Lage nicht viel anders. Die Kosten nähern sich bis 2030 an und sind dann kaum noch voneinander zu unterscheiden (Grafik 3). Der Weg dorthin ist aber lang und teuer. Enorme Investitionen müssen gestemmt werden. Zweistellige Milliardenbeträge werden investiert und beim Verkauf eines Elektroautos wird nicht unbedingt ein Gewinn geschrieben.

Bei hochklassigen Modellen spielt der Preis eine geringere Rolle und die Marge ist positiv. Bei den Massenmodellen müssten die Preise viel höher sein als sie derzeit sind, um die Kosten zu decken. Viele verzichten auf eine positive Marge, um Marktanteile zu gewinnen und möglichst schnell Skaleneffekte zu erreichen.

In dieser Übergangsphase werden die Margen schrumpfen. Vermutlich werden sie erst ab Mitte der 20er Jahre wieder steigen. Vieles hängt letztlich davon ab wie schnell die Kosten für die Batterien sinken. Bis 2030 sollen sie sich noch einmal halbieren (Grafik 4). Gelingt das nicht, bleiben die Margen länger tiefer.


Auch an anderer Stelle fallen Autobauern Einkünfte und hohe Margen weg. Elektroautos haben weniger Einzelteile und brauchen weniger Wartung. Der lukrative Markt für Ersatzteile wird schrumpfen und ebenfalls auf den Margen lasten.

Der Übergang dauert noch Jahre und bedeutet vorerst sinkende Margen. Die Aktienkurse reflektieren das. Ein schneller Rebound oder gar Outperformance ist vorerst nicht zu erwarten. Im schlimmsten Fall haben die Kurse erst die Hälfte des verlorenen Jahrzehnts hinter sich.

Clemens Schmale


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  • mariahellwig
    mariahellwig

    VW hat eine Transformation von von einem Autokonzern zu einem Digitalkonzern angekündigt. Viele Firmen schaffen soetwas nicht. Ein positives Beipiel dafür Microsoft, die ihr Geschäftsmodell komplett gedreht haben. Vom Windows-Konzern zum Anbieter von Cloud-Lösungen.

    11:13 Uhr, 01.10.2020

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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