Aufschwung XL: Statistiker bestätigen vorläufige Zahlen zum Wirtschaftswachstum im 2. Quartal
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Düsseldorf/Berlin/ Wiesbaden (BoerseGo.de) – Vorläufige Daten zum Wirtschaftswachstum im zweiten Jahresviertel haben sich nun bestätigt. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorquartal um 2,2 Prozent angestiegen, soviel wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Im ersten Quartal war das BIP den Angaben zufolge 0,5 Prozent und im vierten Quartal 2009 0,3 Prozent jeweils im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Auf Jahressicht wuchs die deutsche Wirtschaft im Zeitraum zwischen April und Juni um preisbereinigt 4,1 Prozent. Kalenderbereinigt lag der Zuwachs bei 3,7 Prozent. Auch hier wurden vorläufige Zahlen bestätigt.
Wachstumsimpulse kamen im Frühjahr sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die Investitionen und der Export hatten dabei den größten Anteil am Aufschwung. Sowohl in Ausrüstungen (plus 4,4 Prozent) als auch in Bauten (plus 5,2 Prozent) sei deutlich mehr investiert worden als im Vorquartal, schreiben die Statistiker. Dabei müsse allerdings berücksichtigt werden, dass sich insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen auf einem immer noch relativ niedrigen Niveau bewegen. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen stiegen zum Vorquartal mit 8,2 Prozent stärker als die Importe (plus 7,0 Prozent).
Nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) hat der Aufschwung "deutlich an Breite gewonnen". Sowohl die Industrie als auch der Dienstleistungssektor würden sich wieder im Aufwind befinden, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. Mit Blick auf die jüngsten Daten zum BIP-Wachstum sagte Brüderle: "Kräftige Impulse gingen nicht nur vom Außenhandel aus; gut 60 Prozent hat die Inlandsnachfrage zum Wachstum beigetragen."
Angesichts des starken zweiten Vierteljahres sind die Prognosen vieler Ökonomen Makulatur. So rechnet jetzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für das Gesamtjahr mit einem Wachstum von mehr als drei Prozent. Damit korrigierten die Wirtschaftsforscher ihre bisherige Prognose für Deutschland von 1,9 Prozent kräftig nach oben. DIW-Präsident Klaus Zimmermann sagte "Handelsblatt Online", er erwarte in der zweiten Jahreshälfte angesichts der Risiken in China, der unsicheren amerikanische Konjunktur und schwache Wachstumserwartungen in vielen europäischen Partnerländern jedoch eine Abschwächung des derzeitigen Wachstumstempos. Zimmermann spricht von einem „typisch deutschen Aufschwung", der vom Export angetrieben worden sei, inzwischen aber auch die Investitionen und den privaten Verbrauch erreicht habe. Gestützt werde das Konsumklima durch einen stabilen Arbeitsmarkt.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat ebenfalls jüngst seine Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Der DIHK hält nun ein Wachstum von 3,4 Prozent für möglich. Bislang ging der Verband von 2,3 Prozent aus.
DIW-Institutschef Zimmermann sprach sich gegenüber „Handelsblatt-Online“ auch für Lohnsteigerungen aus. Sie müssten sich allerdings an der Produktivitätsentwicklung und der Gewinnsituation der Unternehmen in den einzelnen Branchen orientieren und nicht an allgemeinen Wachstumsraten. Mit Blick auf sie unsicheren Aussichten im Ausland und eine mögliche Abschwächung seien vorübergehende Steigerungen wie Einmalzahlungen das derzeit beste Mittel, sagte Zimmermann.
Dies ist Wasser auf die Mühlen der Gewerkschaften. Bereits am Montag hatte die IG Metall angekündigt, in der bevorstehenden Stahl-Tarifrunde das Ende der Bescheidenheit einzuläuten. Die Gewerkschaft will voraussichtlich Lohnerhöhungen zwischen 4,5 und 8,0 Prozent fordern. Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will Lohnerhöhungen: Um die Binnenkonjunktur anzukurbeln, seien spürbare Lohnerhöhungen unverzichtbar, sagte NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg Anfang der Woche. Die Gewerkschaft werde mit einer Forderung von fünf Prozent mehr Lohn in die Tarifgespräche
gehen.
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