Kommentar
14:58 Uhr, 18.08.2020

Anleger wollen keine Dividenden mehr

Dividenden sind die neuen Zinsen – oder waren es mal. Dividenden will niemand mehr haben.

Zinsen auf dem Konto gibt es schon lange nicht mehr. Die Zinsen auf dem Konto, meist 0 %, sind aber immer noch höher als das, was man bei der Anlage in Staatsanleihen erhält. Egal, auf welche Laufzeit man setzt, der Zins ist negativ. Dies gilt zumindest für Deutschland und die Schweiz. In Österreich erhält man magere positive Renditen, wenn man dem Staat sein Geld für länger als 10 Jahre leiht.

Viele Kommentatoren erzählen uns daher, dass Dividenden die neuen Zinsen sind. Das hören wir seit Jahren. Es stimmt nur nicht. Dividenden sind in den letzten Jahren wie die Zinsen gesunken. In den USA rentiert der S&P 500 nur noch bei ca. 1,6 %. Nur zur Jahrtausendwende war die Rendite niedriger (Grafik 1). Der Markt war damals noch höher bewertet als heute. Die Internetblase machte es möglich.


1,6 % Dividendenrendite sind besser als nichts und man muss ja auch nicht den S&P 500 kaufen. Man kann auch auf Dividendenaktien setzen, die mehr ausschütten als der Durchschnitt. Dabei geht es nicht einfach um die höchste Rendite. Eine sehr hohe Rendite bedeutet meist, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Kurz bevor viele Ölunternehmen ihre Dividenden kürzten oder strichen lagen die Dividenden teils im zweistelligen Bereich. Das wirkte attraktiv. Die Rendite schnellt aber nach oben, wenn der Kurs einbricht und ein solcher Kurseinbruch ist häufig der Vorbote von Dividendenkürzungen.

Das passiert dem „Dividendenadel“ nicht so leicht. Der Dividend Aristocrats Index beinhaltet Firmen, die ihre Dividenden seit 25 Jahren oder mehr erhöhen und in dieser Zeit nie gekürzt haben. Generell handelt es sich also um solide Unternehmen, die die Dividenden auch zukünftig zahlen können.

Die Rendite liegt hier nicht im zweistelligen Bereich oder bei 5 %, sondern bei 2,3 %. Das ist deutlich mehr als beim S&P 500 mit 1,6 %, also durchaus attraktiv. Attraktiv müsste das vor allem jetzt sein, da selbst 10-jährige US-Anleihen weniger als 0,8 % abwerfen. Das ist jedoch nicht der Fall.


Dividendenaktien waren bis vor kurzem immer dann gefragt (der Kurs stieg schneller als der vom Gesamtmarkt), wenn die Zinsen fielen. Stiegen die Zinsen, stieg der Gesamtmarkt mehr. Mit dem Einbruch der Renditen für Staatsanleihen wurden gleichzeitig Dividendenaktien verkauft. Zwischen beiden klafft nun eine große Lücke.

Trotz fallender Zinsen haben Anleger nicht auf Dividenden gesetzt und sich damit anders verhalten als in den Jahren nach der Finanzkrise. Man kann nur spekulieren, woran das liegt. Ein möglicher Grund ist die Umschichtung in Technologiewerte. Dividendenaktien sind jedenfalls interessant wie nie. Die Divergenz zu den Zinsen ist gigantisch.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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