Kommentar
11:49 Uhr, 10.01.2019

Anleger sehen düstere Zeiten für Aktien

Aktien-Sentiment auf Allzeit-Tief: Nur noch 20 Prozent rechnen mit steigenden Kursen. Starke Zuwächse beim Gold-Sentiment.

In den kommenden drei Monaten gibt es wenig Hoffnung auf steigende Aktienkurse in Europa. Darauf deutet zumindest das Ergebnis des aktuellen Citi-Investmentbarometers hin. Nur noch rund jeder Fünfte der Befragten (21 Prozent) erwartet, dass es im kommenden Quartal bergauf gehen wird. Damit ist das Aktiensentiment seit der Erfassung des Citi-Investmentbarometers (Q1/2011) auf ein Rekordtief gesunken. Das bisher negativste Ergebnis gab es im vierten Quartal 2011, als nur 22 Prozent der Befragten zu Aktienoptimismus neigten. Das damalige Umfragetief resultierte aus der US-Staatsschuldenkrise und der Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA. Im vergangenen Quartal (Q3/2018) hatten zwar noch rund 27 Prozent an steigende Aktienmärkte in Europa geglaubt, allerdings war auch dieses Ergebnis bereits eine deutliche Verschlechterung zum entsprechenden Vorquartal.

Man kann also von einer nachhaltigen und sich nun verschärfenden pessimistischen Tendenz in der Erhebung sprechen, auch wenn der Großteil der befragten Marktteilnehmer (49 Prozent) aktuell zumindest noch stagnierende Aktienkurse erwartet. Zwar scheint der starke Pessimismus nur auf das nächste Quartal begrenzt. Denn für die kommenden zwölf Monate glauben immerhin rund 43 Prozent an wieder steigende Kurse. Doch muss man bedenken, dass der langfristige Ausblick unter den Befragten immer tendenziell positiver ist. Und somit stellt auch der Wert von 43 Prozent langfristigen Aktienoptimisten ein neues Rekordtief seit Beginn der Erhebung des Citi-Barometers vor fast acht Jahren dar, was alles andere als eine Entwarnung ist. Bei einem Blick auf die Kurshistorie der europäischen Aktien der vergangenen Jahre erscheint die Skepsis vieler Marktakteure kaum verwunderlich. Nach der fast zehnjährigen Hausse und einer möglichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat sich die Stimmung im Verlaufe dieses Jahres gedreht. Zumal fundamentale Störfaktoren wie Handelskrieg, Brexit und Italien-Krise offensichtlich sind.

Was die künftigen Goldpreise betrifft, sind die Befragten hingegen sehr optimistisch. Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) glaubt, dass der Wert des gelben Metalls in den nächsten drei Monaten steigen wird. Im Vorquartal hatte dies lediglich jeder Dritte (35 Prozent) erwartet. Die Wenigsten (9 Prozent) gehen davon aus, dass es den Preis in die Tiefe zieht. Die Marktmeinung, dass Aktienkurse fallen und Goldpreise steigen, ist nicht ungewöhnlich. Denn viele Investoren betrachten das Edelmetall in turbulenten Börsenzeiten als „sicheren Hafen“. Die Unsicherheit an den Märkten scheint also aktuell so groß, dass Anleger Gold wieder als „Fluchtwährung“ ansehen und sich dementsprechend aufstellen.

Weiterhin positive Stimmung bei Öl

Genauso zuversichtlich wie bei Gold sind die Marktteilnehmer allerdings auch noch bei Rohöl. 52 Prozent gehen davon aus, dass die Preise für den fossilen Brennstoff in den kommenden drei Monaten ansteigen werden. Im Unterschied zu Gold sind die Befragten im Vergleich zum Vorquartal jedoch etwas vorsichtiger geworden. Im dritten Quartal 2018 waren noch 57 Prozent von steigenden Kursen ausgegangen. Bemerkenswert: Die Teilnehmer erwarten bei den Ölpreisen in etwa die gleiche Entwicklung für die nächsten drei Monate wie für die nächsten zwölf Monate. Gut die Hälfte glaubt an steigende, etwa ein Drittel an stagnierende und die deutliche Minderheit an fallende Preise.

Stagnierendes Zinsniveau

Im Hinblick auf die Zinsentwicklung geht der Großteil der Befragten (78 Prozent) davon aus, dass sich am schwachen Zinsniveau in Europa in den nächsten drei Monaten nichts ändert. Dies entspricht der Erwartungshaltung aus dem Vorquartal. Viele sind auf Zwölfmonats-Sicht optimistischer: Für diesen Zeithorizont glauben 41 Prozent an steigende Zinsen. Dennoch bleibt es auch hier dabei: Der überwiegende Teil (51 Prozent) stellt sich auf ein stagnierendes Niveau ein.

Betrachtet man die Einschätzung der Befragten für die vier Anlageklassen Aktien, Gold, Öl und Zinsen insgesamt, so hat sich das aktuelle Sentiment der Anleger im Vergleich zum Vorquartal leicht eingetrübt. Dies liegt vor allem an der Skepsis gegenüber dem Aktienmarkt. Das Citi-Investmentbarometer stand im vierten Quartal bei + 25 Punkten – und damit zwei Zähler unter dem Niveau des Vorquartals. Die Entwicklung spiegelt sich im Gesamt-Sentiment wider, das die Einschätzungen von Aktien, Öl, Zinssatz und Gold aggregiert und Werte von -100 bis +100 Punkten einnehmen kann.

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Autor: Dirk Heß, Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe AG

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