Nachricht
17:31 Uhr, 01.04.2011

Angst vor Inflation zurück an den Märkten

München (BoerseGo.de) - Die Angst vor Inflation ist an den Märkten wieder virulent. Nach Auffassung von Keith Wade, Chefvolkswirt bei Schroders Investments, haben die steigenden Energie- und Ölpreise in letzter Zeit diese Bedenken geschürt. Der Blick in die Vergangenheit und vor allem auf die vergangenen fünf Ölpreisschocks zeigt: Es wurden dabei stets Rezessionen ausgelöst.

Wade erkennt bei dem letzten Anstieg nicht nur ein reines Versorgungsproblem, auch die starke Nachfrage aus den USA und Asien spielen seiner Meinung nach ebenso eine wichtige Rolle. Rund 20 bis 25 US-Dollar des derzeitigen Ölpreises von rund 115 US-Dollar pro Barrel führt Keith Wade auf die Krise im Nahen Osten und Nordafrika zurück.

Wie die Zentralbanken politisch auf die Ölpreisschocks reagieren, hat laut Wade seit jeher entscheidende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und ist größtenteils abhängig von Zweitrundeneffekten wie Lohnerhöhungen. Die Zentralbanken halten den Inflationsanstieg laut dem Experten im Auge, müssten aber erkennen, dass er kaum anhalten dürfte, auch wenn sich die Rohstoffpreise stabilisierten. Sollte aber ihre Einschätzung der Produktionslücke (Höhe der nicht ausgelasteten Wirtschaftskapazitäten) hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleiben, dann würden die Löhne tatsächlich sehr viel früher anziehen, als die Zentralbanken erwarten, meint Wade.

Beunruhigender ist sei, dass sich die Zentralbanken in ihrer Analyse der Situation erheblich unterschieden. Die US-Notenbank sei der Überzeugung, die Inflation sei unter Kontrolle, und sieht keine Zweitrundeneffekte oder Lohnerhöhungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen zeige sich in dieser Hinsicht besorgter und hat bereits für den kommenden Monat eine Zinssatzerhöhung signalisiert. Der größere Fokus der Europäischen Zentralbank auf Inflation hat einen Gegensatz zur US-Notenbank zutage gefördert. Eine solche Divergenz würde sich noch weiter vergrößern, wenn der Ölpreis weiter steigt und sich die Gefahr von Zweitrundeneffekten aufbaut.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten