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17:30 Uhr, 12.10.2011

An den Kreditmärkten ist Rezession bereits eingepreist

Frankfurt (BoerseGo.de) – Der Leiter des Credit Teams von Robeco, Sander Bus, schaut in seinem aktuellen Marktausblick für das vierte Quartal 2011 mit Besorgnis auf die kommende konjunkturelle Entwicklung. „Die aktuelle Konjunkturverlangsamung deckt sich mit unserer langfristigen Einschätzung, dass wir in einem durch Schuldenabbau geprägten Umfeld vor einer längeren Phase mit einem unter dem Trend liegenden Wachstum stehen. Da die Notenbanken und Regierungen mittlerweile ihre finanz- und geldpolitischen Möglichkeiten weitgehend ausgereizt haben, sind die Wachstumsaussichten düster. Sparmaßnahmen tun zwar weh. Das Gebot der Stunde heißt bis auf weiteres, die Bilanzen zu sanieren und in finanzieller Hinsicht einen konservativen Kurs zu fahren."

Nach Meinung des Robeco-Experten haben es die Märkte immer noch mit den Nachwehen des so genannten "Schulden-Superzyklus" zu tun, der auf längere Sicht zu einem unter dem Trend liegenden Wachstum führen wird. An den Kreditmärkten wird eine Rezession eingepreist – dies gilt insbesondere für Investment Grade-Papiere.

Unternehmen und Banken sind laut Bus aber in besserer Verfassung als 2008. Die Gewinnmargen, die Liquiditätsausstattung und das Verschuldungsprofil seien durchaus solide. Darüber hinaus agierten die Finanzvorstände von Unternehmen sehr konservativ – in vielen Fällen gleicht ihr Verhalten dem eines Anleihegläubigers.

Die Uneinigkeit der politisch Verantwortlichen und mögliche wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen drückten hingegen die Stimmung unter den Anlegern. "Die Liquidität an den Märkten dürfte weiterhin niedrig bleiben mit der Folge, dass es bei den Spreads zu starken Schwankungen kommen wird. Gegen die herrschenden Markttrends zu investieren, ist jetzt wichtiger denn je", so Bus.

Der Markt für Investment Grade-Papiere geht von einer ausgewachsenen Rezession aus. Hochzins-Anleihen sind ebenfalls billig und in geringerem Maße peripheren Risiken ausgesetzt. Was die Emerging Markets angeht, ist sich Sander Bus nicht so sicher, ob diese wirklich als "sicherer Hafen" zu betrachten sind. Denn diese Märkte seien überlaufen und keineswegs ohne Risiken.

Bus ist dennoch überzeugt, dass diese Krise letztlich in vielen kleinen Schritten durch fiskalpolitische Anpassungen überwunden werden wird. Denn die Politiker können es sich nicht länger leisten, so uneinig wie bisher zu sein, und sehen sich einem wachsenden internationalen Druck ausgesetzt. Da die Markterwartungen bereits sehr negativ sind, stellt fast jede Lösung eine Verbesserung gegenüber dem derzeit herrschenden Stillstand dar. An den Märkten für Investment Grade- und Hochzins-Anleihen sind deshalb laut Bus Renditen von mehr als zehn Prozent auf Sicht von einem Jahr möglich.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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