Kommentar
08:18 Uhr, 27.02.2019

Am Aktienmarkt rückt der Tag der Wahrheit näher

Die Woche nimmt Fahrt auf, nicht so der Aktienmarkt. Dieser pausiert in seiner Rally und bald könnte es noch dicker kommen.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.793,90 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.793,90 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Man kann gar nicht oft genug betonen, dass die jetzige Rally auf Sand gebaut ist. Dieser Sand ist Hoffnung. Der Brexit kommt wahrscheinlich später, wenn überhaupt. Ein Handelsdeal mit China ist in greifbarer Nähe und Trump und Nordkoreas Diktator treffen sich wieder. Es könnte schlimmer sein. Ist es eigentlich auch. Anleger hatten in diesem Jahr ihre rosarote Brille auf. Der fundamentale Abwärtstrend beschleunigt sich hingegen. Seit Anfang Februar knicken die Wachstumsprognosen für das erste Quartal 2019 ein. Innerhalb von nur zwei Wochen wurde die Prognose der New Yorker Fed halbiert.

Wir stehen dabei erst am Anfang des Abwärtstrends. Nach einer Wachstumsdelle 2015/16 konnte sich die Wirtschaft wieder erholen. Damals sorgte ein Abschwung in China global für Turbulenzen. Zeitgleich kollabierten auch noch die Rohstoffpreise, was die Industrieproduktion in einigen Ländern stark dämpfte (Rohstoffgewinnung fällt in den meisten Statistiken unter Industrieproduktion).

Diesmal ist es etwas anders, aber nicht viel. Der Rohstoffsektor boomt trotz niedrigerer Preise weiter. Die US-Ölproduktion ist um keinen Deut gesunken. Fast wöchentlich werden neue Förderrekorde erzielt. Trotzdem sank die Kapazitätsauslastung zuletzt deutlich (Grafik 2).


Die Auslastung ist mit dem Wachstum stark korreliert. Die Wachstumszahlen gibt es allerdings nur einmal pro Quartal und das mit mehreren Wochen Verzögerung. Die Kapazitätsauslastung wird monatlich berechnet und steht früher zur Verfügung.

Dass die Auslastung derzeit sinkt, ist ein Warnsignal, welches sich auch in anderen Datensätzen wiedererkennen lässt. So fiel die Industrieproduktion Anfang 2019 überraschend stark (Grafik 3). Die Daten sind volatil, also muss man nicht gleich in Panik geraten. Der Trend ist allerdings seit drei Quartalen negativ.

Das Wachstum schwächt sich deutlich ab. Ob aus einer Abschwächung auch eine Kontraktion wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Es wird jedoch immer deutlicher, dass das US-Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte massiv an Tempo verliert.

Analysten hingegen gehen für das Gesamtjahr 2019 noch von einem Gewinnwachstum von 6 % für S&P 500 Unternehmen aus. Das ist nicht nur optimistisch, sondern nahezu unrealistisch. Anleger setzen darauf, dass die positiven Aussichten wie ein Ende des Handelskonfliktes den Ausblick rechtfertigen werden.

Das ist inzwischen aus fundamentalen Gesichtspunkten mehr als eingepreist. Ein Handelsdeal wird für keinen großen Wachstumsimpuls sorgen, schon gar nicht für die USA. Der minimale, positive Effekt wird kaum wahrnehmbar sein. Das liegt auch daran, dass China – Handelsstreit hin oder her – ein Binnenkonjunkturproblem hat. Solange das nicht gelöst ist, gibt es global keinen neuen Wachstumsschub.

Ich gehe daher davon aus, dass Anleger irgendwann aus ihrem blinden Optimismus erwachen werden. Dann wird es bitter und es gibt einen klaren Korrekturbedarf an den Märkten.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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