Kommentar
10:26 Uhr, 29.10.2015

Algen: Die grüne Produktivkraft aus dem Meer

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Beim Thema Algen denke ich an vergangene Jahre, in denen ich masochistisch genug war, ein Aquarium zu besitzen.

Diese schleimigen Algenfäden haben mich Woche für Woche zur Weißglut getrieben. Wer sich das Thema erspart hat, dem fallen sicherlich sogleich die Algenblüten im Urlaubsgebiet ein oder zumindest die allsommerlichen medialen Berichte über jene Algenplagen.

Kurzum: Algen sind nicht mit besonders vielen Sympathiepunkten gesegnet. Dafür haben sie aber in Wirklichkeit bereits zahllose Karmapunkte gesammelt, denn sie sind ein Segen für den Planeten. Diese kleinen biologischen Wunderwerke, die sich unserer Aufmerksamkeit – auch jener der Forschung – meist entziehen, sind die Hauptproduzenten von Sauerstoff auf der Erde.

Bis zu 70 % des Luft-Sauerstoffs soll von Algen stammen. Sie bilden die Grundlage für die gesamte maritime Nahrungskette. Sie binden Co2 , das beim Absterben der Algen nicht wieder freigesetzt wird, sondern als Biomasse zu Boden sinkt.

Algen haben ( je nach Gattung) einen extrem hohen Ölgehalt, der heute bereits für Biokraftstoffe und Bioöle aller Art genutzt wird. Kein Wunder also, dass sich verschieden Industriezweige auf die Frage konzentrieren: Was können wir mit dieser nahezu unerschöpflichen Ressource „Alge“ anstellen?

Sie wächst unter widrigsten Bedingungen extrem schnell und benötigt nichts als Wasser, Sonnenlicht und CO2 . Viele Forschungsbereiche – auch von Weltkonzernen wie ExxonMobile oder Total – konzentrieren sich auf die Alge als Treibstoffquelle. Biokraftstoffe ohne Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

In einer Welt, die dabei ist sich mit Hochdruck zur Elektromobilität zu wandeln, wird das meiner Ansicht nach aber immer nur eine Nische mitten in einem gigantischen Wandlungsprozess bleiben.

Spannend ist die Alge aber für die Lebensmittelproduktion. Mit etwas Phantasie – für den einen positiv, für den anderen erschreckend – lassen sich hier futuristische Szenarien entwickeln, die in gar nicht so ferner Zukunft liegen. Ohnehin entwickelt sich die Ernährungsindustrie der Zukunft weg vom traditionellen Ackerbau und Fischfang hin zu einer immer technologischeren industriellen Produktion von Nahrung. Ob wir das gut oder schlecht finden spielt dabei gar keine Rolle …. es geschieht.

Erst war es nur der Übergang vom Acker zum Treibhaus – die Quadratkilometer großen Folienlandschaften Spaniens sind jedem ein Beispiel. Der logische nächste Schritt besteht darin, die schmutzigen und altertümlichen Treibhäuser mit all ihren Problemen in die nächste Entwicklungsstufe zu heben. Vollautomatisierte Agrarfabriken ohne Erde, dafür mit Nährlösungen, punktgenauer Bewässerung und computergesteuerter maximaleffizienter Beleuchtungsanlagen.

Ganze Hochhäuser mit vollautomatischer Salatproduktion, die dreimal schneller die Ernte ermöglichen, sind bereits in Planung. Fleisch aus Massentierhaltung ist leider zum täglichen Wahnsinn geworden, wird sich aber Gott sei Dank nicht auf alle Zeiten gegen die moralische Entwicklung des Menschen durchhalten lassen, auch wenn das noch viele Jahrzehnte in der Zukunft liegen mag. Bereits jetzt wird versucht, Fleisch industriell in der Petrischale zu züchten und so den Leidensweg eines ganzen Tieres gar nicht erst notwendig werden zu lassen.

Wir suchen nach Alternativen, um die Ernährung von Milliarden Menschen in Zukunft sicher zu stellen. Sie ist es bis heute nicht und die Menschheit vermehrt sich weiter. Es liegt also nahe zu überlegen, wie diese ungeheure Biomasse „Algen“ und die darin enthaltenen Möglichkeiten zur Ernährung genutzt werden können.

Vegetarier kennen schon heute einige Algenprodukte wie AgaAga, die auf beeindruckende Weise tierische Produkte ersetzen können. Gelingt es jetzt noch, diese durchaus gesunde schleimige Masse in eine schmackhafte und ansprechende Darreichungsform zu bringen, ist das vielleicht noch nicht die Welternährungsrevolution, aber ganz sicher ein interessanter neuer Markt. Ob als Massenprodukt in Krisenregionen oder als Livestyle-Produkt für Ernährungsbewusste, als Öllieferant in der Nahrungskette oder für die Schmierstoffindustrie …. Algen werden jenseits des traditionellen japanischen Sushi bald eine weit größere Rolle spielen. Wie groß diese Rolle am Ende tatsächlich sein wird bleibt abzuwarten, sich aber als Investor bei Zeiten mit dem Thema zu beschäftigen bleibt ratsam. Dies wollen wir gemeinsam auf den folgenden Seiten tun. Ich werde am Wochenende meine eigenen Experimente durchführen und mich an der Herstellung von Weingummi aus AgaAga versuchen … bleiben wir neugierig!

Herzliche Grüße,
Ihr Dirk Müller

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14 Kommentare

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  • xAZSx
    xAZSx

    Frage, da Herr Müller ja ein Experte hier ist...Antwortet er den auch ma hier...oder ist das nur eine Abschrieft aus seinem Service...??

    17:04 Uhr, 03.11.2015
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Ethik natürlich

    14:53 Uhr, 29.10.2015
  • 2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Dirk Müller
Dirk Müller
Börsen-Experte und Sachbuchautor

Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater, Vortragsredner, Gründer des Finanzinformationsdienstleisters Finanzethos GmbH mit dem Markenkern „Cashkurs.com“– und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, wo er als amtlich vereidigter Kursmakler tätig war. Heute zählt er zu den bekanntesten Börsenexperten Deutschlands, woher auch sein von den Medien vergebener Spitzname „Mr. DAX“ rührt. Er ist Senator der Wirtschaft Deutschland und berät in unterschiedlichen Gremien in nationalen und internationalen politischen Angelegenheiten.

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