Kommentar
11:15 Uhr, 23.01.2013

Aktuelles CKT Thema: Wachstumsmarkt Türkei

Liebe Leser,

in der aktuellen Ausgabe von Cashkurs*Trends geht es nicht um einen technologischen Trend, sondern um den fast unbemerkten Aufwärtstrend eines ganzen Landes. Gerne möchte ich Ihnen zunächst das Thema grundlegend vorstellen, bevor wir Ihnen einen Auszug aus der Trendstudie und eines der im Brief vorgestellten Unternehmen, dass von diesem Trend profitieren könnte, näher bringen.

Die Türkei verbinden heute noch die meisten Deutschen mit den meist anatolischen Gastarbeitern der 60er Jahre oder dem schönen
Sommerurlaub bei einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Zum Thema Wirtschaft fällt uns der Basar ein und gegebenenfalls war da mal eine Aktie namens TürkTubourg….aber die Türkei als künftiger internationaler Wirtschaftsriese? Ich bitte Sie.

Aber genau das ist es, was fast unbemerkt von der deutschen Wahrnehmung an der Südostgrenze der Europäischen Union vonstattengeht. Legt man die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei und Griechenlands übereinander, so sieht man bis zum Eurobeitritt
der Griechen einen einmütigen Gleichlauf. Doch mit diesem Euroeintritt beginnt auch die wirtschaftliche Entwicklung auseinander zu laufen. Doch es sind nicht die Segnungen des Euro, die Griechenland prosperieren lassen, es ist die Nicht-Mitgliedschaft im
Euro, die der Türkei jetzt große Vorteile bringt.

Während Griechenlands Wettbewerbsfähigkeit durch die nun viel zu starke Währung schwächelt und somit der griechische Export dramatisch sinkt, verlagern sich Einkäufe und Urlaubsreisen in die Türkei. Doch nicht nur dieser für Ankara positive Effekt hilft. Die Türkei bietet das, was laut IWF-Studie die wichtigsten Voraussetzungen für einen ökonomisch erfolgreichen Staat sind. Politische Stabilität sowie Rechts- und Planungssicherheit für Investoren. Seine Währung passt zur Leistungsfähigkeit des Landes. Das ist die Grundlage für stabile Exporte UND Binnennachfrage.

Der Wohlstand in der Türkei steigt, eine sehr junge und zumindest in den wirtschaftlich wichtigsten Landes teilen sehr gut ausgebildete Bevölkerung sind die Grundlage für die weitere Entwicklung. Wenn sich jemand keine Gedanken um die Alterspyramide machen muss, dann die Türkei. Ein weiterer Vorteil besteht in der strategisch wichtigen Lage der Türkei. Sie ist für Europa das Tor zum Orient und umgekehrt. Sie ist der Knoten punkt für sämtliche Öl- und Gaslieferungen vom Schwarzen Meer, Aserbaidschan, Iran und Irak nach Europa und profitiert von dieser Rolle als Energie-Hub. Dass immer mehr Unternehmen sich hier ansiedeln, scheint somit nachvollziehbar. Dass die Türkei laut einer Studie von Goldman Sachs bis zum Jahr 2050 zur neuntgrößten Wirtschaftsnation dieser Erde werden könnte, klingt fast schon unglaublich. Selbst wenn es am Ende nur zu einem Platz weiter hinten reichen sollte, ist es ganz
sicher sinnvoll, sich diesen erwachenden starken Mann genauer anzusehen.

Im folgenden Abschnitt finden Sie einen kleinen Auszug der umfassenden Studie von Dr. Eike Wenzel, die ebenfalls Bestandteil vonCashkurs*Trends ist.

Türkei - ein junger Gigant erwacht - Die Trendstudie (ein Auszug)

von Dr. Eike Wenzel, institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ)

[...]

Die Türkei gehört zu den wenigen Profiteuren der Finanzkrise

Nach einem starken BIP-Wachstum von 9,2 Prozent im Jahr 2010 hat sich die Konjunktur am Bosporus besonders aufgrund der Krise in den europäischen Abnehmerländern für türkische Exportgüter in 2011 deutlich abgekühlt. Für 2012 rechnet Ankara nur noch mit einem Wachstum von 3,2 Prozent, das sich bis zum Jahr 2015 jedoch wieder auf fünf Prozent erholen soll. Im Vergleich zu vielen europäischen Ländern steht die nicht zur EU gehörende Türkei damit aber trotzdem ziemlich gut da. Das Haushaltsdefizit 2012 wird mit erwarteten 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) immer noch das Drei-Prozent-Stabilitätskriterium von Maastricht erfüllen. Für das kommende Jahr wird mit einem Haushaltsdefizit von 2,2 Prozent gerechnet. Wirtschaftsminister Caglayan rief kürzlich internationale Unternehmen dazu auf, das krisengeplagte EU-Land Griechenland links liegen zu lassen und in der Türkei zu investieren.

Natürlich wittern die geschäftstüchtigen Türken auch beim krisengeplagten Nachbarn Neugeschäfte. Aus den griechischen Privatisierungsprogrammen mit einem Gesamtvolumen von 50 Milliarden Euro lassen sich vielleicht einige Filetstücke herausschneiden. Das Angebot reicht von Flug- und Seehäfen über Telekommunikationsunternehmen, bis zu Hotels. Und auch in Italien, einem weiteren krisengeschüttelten EU-Land, steigt das Interesse an türkischen Partnern. Der türkische Schuh-Hersteller Ziylan führt nach eigenen Angaben Gespräche zur Übernahme einer italienischen Schuhkette mit 51 Filialen in 41 Ländern. Die Garanti Bank - gemessen an der Bilanzsumme die Nummer drei der türkischen Geldinstitute - überraschte Anleger mit einem 52-prozentigen Gewinnsprung auf umgerechnet 314 Millionen Euro. Die Aktien stiegen daraufhin um bis zu 2,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 8,56 Lira.

Wo liegen die Epizentren des Aufschwungs? Vor allem in der Westtürkei sind Leicht- und Schwerindustrie stark vertreten (Textil, Fahrzeuge, Chemie, Maschinen, Elektrobranche) und tragen mit rund 25 Prozent zum BIP bei. Größten Anteil am BIP (circa 60 Prozent) hat der Dienstleistungssektor mit weiter steigender Tendenz. Laut Angaben der Weltbank arbeiten noch über ein Drittel der Erwerbsbeschäftigten in der Landwirtschaft und leisten einen Beitrag von knapp zehn Prozent zum BIP.

[...]

Im folgenden Abschnitt möchten wir Ihnen eines von vier Unternehmen vorstellen, die wir im Rahmen der Ausgabe "Wachstumsmarkt Türkei" vonCashkurs*Trends in die Watchlist aufgenommen haben.

Turkcell: Expandierender Marktführer

Hierzulande noch kaum bekannt, zählt der türkische Branchenprimus schon zu den größten Telekomunternehmen Europas und greift nun auch in Deutschland an.

Das noch verhältnismäßig junge Telekommunikationsunternehmen Turkcell operiert seit 1994 in der Türkei und mittlerweile auch weltweit. Mit über 150 Nationen rund um den Globus hat der türkische Marktführer gültige Abkommen und Verträge, die ihm Tätigkeiten dort gestatten. Über eigene Tochterunternehmen oder Beteiligungen selbstständig als Anbieter aktiv ist Turkcell in neun Ländern – darunter seit Anfang 2011 auch in Deutschland. In fünf dieser neun Länder ist der Konzern nach eigenen Angaben sogar Marktführer. Mit Stand von Ende 2011 zählt der Telekomriese 34,5 Millionen Kunden in seinem Heimatland, was einem satten Marktanteil von 53% entspricht. In Kasachstan telefonieren bei einem Anteil von 48% rund 10,8 Millionen Menschen mit Turkcell, 9,7 Millionen sind es in der Ukraine. Weitere starke Präsenzen hat man auch in interessanten Wachstumsmärkten wie Aserbaidschan oder Georgien, wo man 54% bzw. 42% des landesweiten Geschäfts auf sich konzentrieren kann. Insgesamt hat der türkische Branchenprimus knapp 65 Millionen Kunden unter Vertrag, was ihn zu Europas drittgrößtem Unternehmen seiner Branche macht. Rund 11.000 Mitarbeiter sind direkt beim Unternehmen beschäftigt, weitere rund 70.000 sind indirekt über Partnerunternehmen und Zulieferer mit ihm verbunden.

In seinem Heimatmarkt erreicht Turkcell über 99% der Gesamtbevölkerung mit seiner Netzabdeckung. Eine Studie der Wirtschaftsuni INSEAD und des Weltwirtschaftsforums sieht das türkische Mobilnetz als das beste weltweit; ein Resultat der Omnipräsenz Turkcells. Eine weitere Untersuchung sah Turkcells 3G Netzwerk in 2011 als das global schnellste an. Diese Ergebnisse spiegeln die enorme Wichtigkeit des Unternehmens innerhalb der Türkei, Europas und vielleicht der ganzen Welt wider. Der Konzern ist immerhin auch der einzige aus der Türkei, der sogar an der New York Stock Exchange in den USA gehandelt wird.

Wie die Zahlen und Bilanz von Turkcell aussehen und welche weiteren Unternehmen wir in unserer Watchlist haben, finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Cashkurs*Trends.

"Wachstumsmarkt Türkei" von Cashkurs*Trends. Alle weiteren wichtigen Informationen zu dem aktuellen Trendthema und die dazugehörigen spannenden Aktienanalysen finden Sie im bereits erschienen Cashkurs*Trends Börsenbrief.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Dirk Müller
Dirk Müller
Börsen-Experte und Sachbuchautor

Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater, Vortragsredner, Gründer des Finanzinformationsdienstleisters Finanzethos GmbH mit dem Markenkern „Cashkurs.com“– und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, wo er als amtlich vereidigter Kursmakler tätig war. Heute zählt er zu den bekanntesten Börsenexperten Deutschlands, woher auch sein von den Medien vergebener Spitzname „Mr. DAX“ rührt. Er ist Senator der Wirtschaft Deutschland und berät in unterschiedlichen Gremien in nationalen und internationalen politischen Angelegenheiten.

Mehr Experten