Aktives Indexmanagement: Die Lösung für passives Investieren
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Im Alltag leider nicht. Und so ist das auch mit dem langfristigen Geld anlegen.
Auf unserem Guidants-Desktop verfolgen wir (eine wachsende Gruppe geläuterter Anleger und ETF-Fans) eine passive Anlagestrategie. Das ist die einfachste aller Geldanlageformen. Sie geht davon aus, dass, wenn eine Mehrzahl der Versuche gute Aktien auszuwählen scheitert, es sinnvoller ist in einen Korb von Aktien zu investieren (in Form von Investmentfonds) und diesen langfristig liegen zu lassen. Da auch die Mehrzahl der aktiven Fondsmanager daran scheitert erfolgreich Aktien zu selektieren wählen wir Indexfonds (ETFs), die nur den Markt abbilden, z.B. den Deutschen Aktienindex DAX.
Passives Investieren und ETFs treffen in den letzten Jahren auf anhaltend großes Interesse. Allein im Jahr 2016 haben Anleger weltweit ungefähr 375 Milliarden Euro in ETFs angelegt. (1) Wer sich ein bisschen mit Behavioral Finance, also der Verhaltensforschung der Spezies Börsianer auskennt, ist da wenig überrascht. Die meisten Menschen kaufen Aktien, wenn die Börse steigt, da Aktien ihnen tendenziell als sicher erscheinen (was meist ein Trugschluss ist).
Das ist menschliches Verhalten. Die meisten von uns kaufen eben im Sommer das Cabrio und ein paar Tage vor den Winterferien einen Satz neue Ski, obwohl es beides in der anderen Saison mit deutlichen Rabatten gibt. Aber ganz ehrlich. Wer kauft schon im Hochsommer Skier?
Zu teuer zu kaufen ist an der Börse eigentlich nicht das Problem.
Selbst wenn Anleger 2008, am Vorabend der Immobilien- und Finanzkrise Aktienfonds gekauft hätten, wären sie heute ordentlich im Gewinn. Aber nur, wenn sie in der Krise, als ihre Fonds um 40 %,50 % oder gar 70 % abgerauscht sind, nicht verkauft hätten.
Meiner Erfahrung nach befinden sich Anleger (egal mit welchen Finanzprodukten) in Abwärtsphasen orientierungslos auf hoher See.
Die Presse verschärft oftmals zeitgleich ihre Untergangsszenarien mit jedem Verlusttag und liefert, was die Masse lesen will. Angst gegen Auflage und Klickraten. (2)
Vermögensberater sind da leider beim Händchenhalten mit „Alles wird wieder gut“ und „Denken Sie langfristig“ auch schnell am Ende ihres Lateins. Frustrierte Kunden schmeißen hin, verkaufen oder kündigen.
Aktives Indexmanagement hilft Anlegern, Verlustphasen zu überstehen
Was Anlegern wirklich helfen kann Verlustphasen zu überstehen, ist ein Konzept, das ihnen ihr Bedürfnis nach Sicherheit befriedigt und zeitgleich die Chancen des passiven Investierens offenhält.
Hier haben viele Indexfondsanbieter und Fintechs noch Potenzial ihren Kunden einen besseren Service anzubieten.
Das wird sich spätestens in der nächste Abwärtsphase der Märkte bewahrheiten. Doch auch heute sehen wir schon, dass jene Robo-Advisors mit Risikomanagement höheren Zulauf von Kunden erhalten als ihre Konkurrenten mit passiven Anlagephilosophien. (3)
Die praktische Lösung, um Anlegern beim ETF-Investing zu helfen, ist eine regelbasierte und computergestützte (damit emotionslose) Strategie, die das Risiko des Fondsportfolios steuert. In diesem wundervollen Anlageutopia haben Investoren damit in fallenden Märkten tendenziell weniger Risiko im Depot und profitieren in steigenden Märkten von einer höheren Aktienquote des Portfolios.
Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, darauf werde ich in kommenden Artikeln eingehen. Einen Vorgeschmack habe ich schon mal in der angehängten Grafik mitgebracht.
Vorher muss man sich jedoch über zwei Dinge klar werden.
1. Die Kosten für aktives Indexmanagement
Aktives Management, auch mit ETFs, erzeugt höhere Kosten als eine rein passive Strategie. Zum einen erzeugt jede Form von Management Gebühren, da Aufwand entsteht. Auch ein Indexmanager muss Mäuler stopfen.
Automatisierte Lösungen, z.B. von Fintechs oder anderen Online-Lösungen, werden da natürlich in Zukunft im Vorteil sein und auf die Kosten drücken. Zur Zeit kostet eine gute Indexmanagement-Strategie ca. 1 % Verwaltungsgebühr pro Jahr.
Zum anderen kostet jede Transaktion, also der An- und Verkauf eines ETFs Gebühren. Es nützt die beste Risikostrategie nichts, wenn sie zu häufig handelt.
2. Keine Erfolgsgarantie
Im Anlageutopia des aktiven Indexmanagements träumt man schnell von höheren Renditen und niedrigerem Risiko als mit einer Buy-And-Hold-Lösung. Die meisten Faktoren, die dabei zum Einsatz kommen, sind jedoch die Rechenergebnisse fleißiger Statistiker. Und wie wir wissen droht jeder Börsenstatistik der "Schwarzer-Schwan"-Effekt. (4)
Eine simple Variante ist z.B. die Saisonalität. Dabei wird in den traditionell schwächeren Sommermonaten das Risiko reduziert und in den bewährten Zeiträumen von Oktober bis April die Aktienquote hochgefahren. In der Vergangenheit hat das sehr gut funktioniert, doch eine Garantie für die Zukunft ist das natürlich nicht.
Indexanleger, die mit Risikomanagement arbeiten wollen, müssen sich also darauf einstellen, dass es Jahre mit schlechteren Renditen geben kann, als sie mit einer passiv gemanagten Strategie hätten erzielt werden können.
Eine möglicherweise geringere Rendite ist der Preis für eine möglicherweise höhere Sicherheit.
Auch beim aktiven Indexmanagement lässt sich die Formel Rendite = Risiko nicht aufheben. Im Gegenzug erhalten Anleger die Gewissheit, dass ein Algorithmus die Märkte für sie im Auge behält und in das Geschehen eingreift.
Fazit
Theorie und Praxis liegen auch bei der Geldanlage mit ETFs weiter auseinander, als es uns das vielleicht lieb ist. Aber was nützt das beste Vorhaben, wenn es im Alltag nicht umsetzbar ist?
Ein guter Personaltrainer erkennt eben auch, dass sein Kunde nach einem harten Arbeitstag nur eine halbe Einheit oder leichtes Kardiotraining verträgt. Das erhöht die Chance, dass der Gequälte dabeibleibt und zum nächsten Training wiederkommt.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
--
(1) Noch mehr Geld in Index-Anlagen. NZZ vom 04.01.2017.
(2) Interessanterweise verkauft sich Angst auch noch in steigenden Märkten einigermaßen gut und bleibt für alle Propheten somit ein einträgliches Geschäft.
(3) Scalable Capital: 100 Millionen € Anlagevolumen: Zahlen & Fakten! Finanzen.net vom 22.12.2016
(4) Wird auch Truthahn-Phänomen genannt. Der Truthahn erhält jeden Abend vom Metzger leckeres Fressen, bis zum Thanksgiving-Tag.
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