Kommentar
08:37 Uhr, 08.05.2019

Aktienmarkt USA: Das ist riskant

Während Anleger ein bisher sensationelles Jahr feiern können, fällt ein Aspekt unter den Tisch: die Kurse stehen auf einem Fundament, das sehr viel wackeliger ist, als viele denken. Das hat dabei gar nichts mit Zöllen zu tun.

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  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.884,05 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.884,05 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Man reibt sich schon ein wenig die Augen, wenn man daran denkt, dass US-Indizes noch letzte Woche neue Rekordhochs erreicht habe. Eigentlich spricht alles gegen neue Hochs. . Das interessierte allerdings niemanden, zumindest letzte Woche nicht und streng genommen auch heute nicht. Aktuell wird der Markt verkauft. Das hat mit der Zolldrohung der USA gegenüber China zu tun, nicht aber mit den Faktoren, die eigentlich Sorgen bereiten sollten.

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Wirtschaftlich hat sich die Lage auf den ersten Blick ein wenig aufgehellt. Übersetzt heißt das: die Daten sind weniger schlecht. Das bedeutet aber auch, dass sie nicht wirklich gut sind. Zuletzt wurde das durch den US-Einkaufsmanagerindex wieder verdeutlicht. Dieser fiel auf den tiefsten Stand seit Oktober 2016 (Grafik 1).


Der Einkaufsmanagerindex des Gewerbes fällt wie ein Stein. Anleger ignorierten das. Man kann sich das natürlich irgendwie erklären, wenn man ein bisschen akrobatisch ist. Die US-Wirtschaft ist eine Dienstleistungsgesellschaft. Was kümmert also das Gewerbe?

Es sollte jeden kümmern. Mit nur noch 52,8 Punkten ist der Index nicht mehr weit von der Marke von 50 entfernt, die Expansion von Kontraktion trennt. Es sollte auch etwas bedeuten, weil der Index relativ schnell fällt. Für Anleger am wichtigsten ist aber der Zusammenhang aus Einkaufsmanagerindex und Aktienmarktperformance.

Das Gewerbe ist ein wichtiger Pfeiler der Wirtschaft, wenn auch nicht der wichtigste. Er geht auch mit dem Dienstleistungssektor tendenziell Hand in Hand. Der Rückgang kündigt also weiterhin eine Verlangsamung des Wachstums an.

Weil der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes eine so relevante Signalwirkung hat, tendiert der Aktienmarkt zu fallen, wenn der Index zurückgeht (Grafik 2). Dieser Zusammenhang gilt seit jeher und auch mit einer geringeren Bedeutung der Produktion hat die Korrelation nicht nachgelassen. Der eine Sektor (Produktion) ist vom anderen (Dienstleistungen) nicht losgelöst und dient als Gradmesser für die Gesundheit der gesamten Wirtschaft.


Seit Beginn des Jahres haben wir nun die Situation, dass der Einkaufsmanagerindex fällt, der Aktienmarkt aber steigt. Es ist eine gehörige Divergenz. Das ist relativ ungewöhnlich. Temporäre Divergenzen gibt es immer wieder. Der Aktienmarkt eilt der tatsächlichen Entwicklung ja voraus.

Das Problem ist nun aber, dass das Vorauseilen auf Basis einer Ahnung erfolgte. Keiner weiß mit Sicherheit, ob die Wirtschaft in einem halben Jahr tatsächlich so gut läuft wie einige vielleicht glauben. Die Börse kann sich auch einmal irren.

Zuletzt liefen tatsächliche Entwicklung (Einkaufsmanagerindex) und erwartete Entwicklung (Aktienkurse) auseinander. Einer der beiden liegt falsch. Der aktuelle Abverkauf suggeriert, wer falsch lag (Anleger). Die Zolldrohung hat Anlegern in Erinnerung gerufen, dass es Risiken gibt.

Die Risiken sind heute nicht viel höher als vergangene Woche. Der Unterschied: letzte Woche hat die Mehrheit die Risiken ignoriert. Der Weckruf von Trump hat das geändert.

Auch die Politik hat sich wohl beirren lassen. Wegen steigender Kurse schien die Regierung davon auszugehen, dass man die Wirtschaft mit Zöllen belasten kann. Alles erschien ja rosig. Jetzt fällt es allen wie Schuppen von den Augen. Endlich, möchte man fast meinen.

Die Zolldrohung war vielleicht der Auslöser des jetzigen Abverkaufs, doch sie sind nicht das eigentliche Problem. Das sind die sich nach wie vor eintrübenden Wirtschaftsdaten. Ob sich die Erkenntnis nun endgültig durchsetzt, bleibt abzuwarten. Ein oder zwei schwache Tage an der Börse verleiten gerne zu Überreaktionen, von denen eine Woche später niemand mehr etwas wissen will.

Was in den nächsten Stunden und Tagen geschieht, ist immer schwer abzuschätzen. Damit sich der Markt wieder auf einem Niveau befindet, der zu den Daten passt, müsste es noch ca. 8 % nach unten gehen. Mal sehen, ob das klappt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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