Kommentar
08:33 Uhr, 31.03.2020

Aktienmarkt: Die Hinweise auf einen Boden mehren sich

Es gibt immer mehr Anzeichen für einen Boden in den Märkten. Aber wie zuverlässig sind diese Hinweise?

Nach und nach erhöht sich die Anzahl an Analysten und Investoren, die einen Boden erkannt haben wollen. Sie wollen es anhand bestimmter Indikatoren erkennen. Die meisten sind technischer Natur. Der Aktienmarkt verlor so schnell an Höhe, dass der Markt einfach stark überverkauft war. Ist ein Markt überverkauft, kommt es häufig zu einer kurzfristigen Gegenbewegung. Das relevante Wort ist hier kurzfristig. So erreichte der Aktienmarkt während der Finanzkrise im Oktober seine Extremwerte. Es kam auch kurzfristig zu einer stattlichen Rallye. Das finale Tief des Marktes wurde jedoch viel später und tiefer erreicht. Wenn man über Kaufempfehlungen stolpert, die sich auf Extremwerte bei technischen Indikatoren wie etwa Momentum oder MACD berufen, sollte man das mit Vorsicht genießen. Es gibt neben der technischen Betrachtung natürlich auch noch andere Perspektiven, z.B. die Bewertung des Marktes.

Der Markt ist auf mittelfristige Sicht (mehrere Jahre) so günstig bewertet wie lange nicht. Selbstverständlich werden auch die Gewinne von Unternehmen in diesem Jahr fallen. Diese erholen sich nach Krisen allerdings vergleichsweise schnell. Durch die Zahlen der nächsten Quartale kann man hindurchschauen.

Bewertung ist allerdings immer relativ. Der Markt wirkt heute nur billig, weil er in den letzten Jahren sehr hoch bewertet war. Keiner weiß, ob eine Zeitenwende ansteht und Aktien in Zukunft eben nicht mehr mit KGVs von 15-20 bewertet werden, sondern eine Stufe tiefer, z.B. 10-15.

Ein dritter Weg der Beurteilung ist die Bestimmung, wo wir uns im Zyklus eines Abschwungs befinden. Bärenmärkte verlaufen immer ähnlich. Die meisten Bärenmärkte sind durch drei Verkaufswellen gekennzeichnet. Zwischen den Verkaufswellen kommt es zu einer Rallyebewegung.

Die erste Verkaufswelle und erste Rally haben wir bereits abgehakt. Jetzt ist die Gretchenfrage, ob es auch zu einer zweiten und dritten Verkaufswelle kommt. Einige Bärenmärkte tanzen nämlich aus der Reihe. Als der Markt 1987 einen bis dahin beispiellosen Crash erlebte, der bis heute durch den größten prozentualen Verlust innerhalb eines Tages in Erinnerung bleibt, blieb die dritte Verkaufswelle aus. Selbst die zweite endete dort, wo die erste aufhörte. Woher wissen wir nun, ob der Markt in weiteren Verkaufswellen fallen wird?

Wie immer gibt es keine Garantie. Bärenmärkte verlaufen aber nicht nur ähnlich, indem es in drei Wellen bergab geht. Anleger strömen aus zyklischen Werten (Rohstoffe, Industrie, Konsumgüter) in defensive Werte (Versorger, Gesundheit, Immobilien). Anleger passen ihre Allokation an.

Diese Anpassung führt dazu, dass defensive Werte im Vergleich zu zyklischen Werten besser performen. Die Rotation in defensive Werte verläuft jedes Mal ähnlich. Wenn Anleger ihre Zielallokation erreicht haben, kehrt der Prozess um und es werden wieder mehr zyklische Werte gekauft.

In den letzten 30 Jahren führte dieser Prozess dazu, dass der Markt immer dann drehte, wenn die Performancedifferenz ähnlich war wie heute (Grafik 1). Der Vergleich zur Finanzkrise zeigt, dass es auch noch tiefer gehen kann, also defensive noch stärker outperformen. Ein Großteil der Anpassung liegt allerdings hinter uns.


Es wäre daher denkbar, dass der Markt nun in die zweite Verkaufswelle eintritt und dabei die bisherigen Tiefs wieder erreicht oder leicht unterschreitet. Zumindest im Vergleich zu den letzten 30 Jahren wäre der Prozess dann abgeschlossen.

Das heißt: der Boden wird erst noch ausgebildet. Neue Tiefs sind dafür aber nicht zwingend erforderlich.

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3 Kommentare

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    dann hoffen wir mal dass das kein Moorboden war oder evtl. Treibsand

    17:43 Uhr, 31.03. 2020
  • baumgartner
    baumgartner

    Gehts jetzt bergab nachdem ich meine Shorts um 11:30 endgülitg geschlossen habe?

    12:09 Uhr, 31.03. 2020
  • Effe
    Effe

    Guten Morgen,

    meinen Sie tatsächlich 3 Verkaufswellen oder meinen Sie, dass Korrekturen 3-wellig (runter - rauf - runter) ablaufen?

    08:58 Uhr, 31.03. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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