Aktienmärkte werden anfälliger für Stress aus Zinsmärkten
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Die auffälligen Veränderung der Zinsstrukturkurve – steiler am kurzen und flacher am langen Ende – interpretiert Stéphane Déo, Leiter der Marktstrategie beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, als typisch für einen reifen Zyklus: Die erwarteten Zinserhöhungen treiben den Bauch der Kurve nach oben, während sich das lange Ende kaum bewegt.
Déo: „Die Form der Zinskurve vermittelt eine doppelte Botschaft. Erstens: Die Inflation ist hartnäckiger als erwartet und die Zentralbanken werden gezwungen sein, aggressiver vorzugehen. Zweitens: Darunter wird das Wachstum leiden.
Diese deutliche Veränderung der Kurve führte auch zu einer Ausweitung der Renditen in den Peripherieländern. Dies gilt insbesondere für Italien, wo der Spread für 10-jährige Anleihen im Laufe der Woche um 16 Basispunkte anstieg, während die Spreads für kurze Anleihen ebenfalls unter Druck gerieten.
Dementsprechend nahm die Volatilität an den Zinsmärkten dramatisch zu; der MOVE (eine Kennzahl für die erwartete Volatilität am US Treasury Markt) hat 70 überschritten – ein Wert, der weit im ersten Dezil der historischen Verteilung liegt. Die Volatilität am Aktienmarkt blieb mit einem VIX weiterhin unter 18 hingegen ruhig.
Ein solches Ausmaß der Schizophrenie an den Märkten ist historisch gesehen nicht haltbar und daher nicht nachhaltig. Und im Allgemeinen kontaminiert der Zinsmarkt den Aktienmarkt. Vor dem Hintergrund einer strafferen Geldpolitik und eines schleppenden Wachstums ist es in der Tat wahrscheinlich, dass die Aktienmärkte in Zukunft stärker unter Druck geraten werden. Denn die Unterstützung für den Aktienmarkt kommt derzeit von den Ergebnissen der Unternehmen. Doch die Berichtssaison ist nur ein Blick in den Rückspiegel, die Frage nach der zukünftigen Entwicklung der Gewinne wird sich schnell stellen. Bei den sehr hohen Gewinnspannen können die Aussichten nur weniger euphorisch sein. Und der Aktienmarkt wird dann sehr anfällig für den Stress aus dem Zinsmarkt sein.“
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