Aktien und Anleihen: Zwei Märkte, zwei Geschichten
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Boston/Frankfurt (GodmodeTrader.de) - In den Monaten nach den US-Präsidentschaftswahlen 2016 entwickelten sich amerikanische Aktien und Anleihen gegenläufig: An beiden Märkten rechnete man mit höherem Wirtschaftswachstum. Aktien stiegen daraufhin ordentlich, während die Anleihekurse fielen und die Renditen zulegten - denn man ging davon aus, dass mehr Wachstum am Ende auch mehr Inflation bedeuten würde, wie James Swanson, MFS Chief Investment Strategist, in ein em aktuellen Marktkommentar schreibt.
Doch in den letzten Monaten sei es damit vorbei gewesen. Die Aktienkurse seien weiter gestiegen, die Anleihekurse aber auch, sodass die Renditen gefallen seien. Am Anleihemarkt scheine man von weniger Wachstum und Inflation auszugehen. Den Anleiheinvestoren scheine das aber noch niemand gesagt zu haben. Sie glaubten, dass alles beim Alten geblieben sei, heißt es weiter.
„Die Reflationserwartungen, die die Aktienkurse getrieben haben und seit letztem Herbst auch für höhere Zinsen sorgten, haben deutlich nachgelassen. Insbesondere sind die Hoffnungen auf eine expansive US-Fiskalpolitik geschwunden, da sich Kongress und Weißes Haus vor allem mit Skandalen befassen müssen. Dennoch sind die Aktienkurse weiter gestiegen und erreichten immer neue Rekordhochs. Aber die US-Zehnjahresrenditen sind seit dem Höchststand nach den Wahlen um etwa einen halben Prozentpunkt zurückgegangen. Warum erzählen die Märkte zwei verschiedene Geschichten? Lassen Sie uns versuchen herauszufinden, welche stimmt“, so Swanson.
Er selbst achte vor allem auf Fundamentaldaten wie Gewinnwachstum und freien Cashflow - und bisweilen befasse er sich auch mit technischen Faktoren, heißt es weiter. „Der aus meiner Sicht zurzeit interessanteste technische Faktor während der jüngsten Aktienmarktrallye ist die geringe Marktbreite: Nur eine Handvoll glamouröser, gut bekannter, extrem großer Technologieunternehmen ist für den Kursanstieg der letzten Monate verantwortlich. Aktuelle Brokeranalysen zeigen, dass etwa 40 Prozent des Zuwachses des S&P 500 Index in diesem Jahr auf gerade einmal vier Titel entfällt. Ein von nur so wenigen Aktien getragener Kursaufschwung war schon immer ein Warnsignal. Nicht selten ist so etwas am Ende weniger gut ausgegangen als ein Aufschwung mit einer gewissen Breite. Ihn gab es beispielsweise zu Beginn dieses Konjunkturzyklus, als viele Aktien aus wichtigen Indizes von enormen freien Cashflows profitierten. Aus technischer Sicht ist eine geringe Marktbreite ein Warnsignal“, so Swanson.
Die langfristigen Zinsen gingen seit über 30 Jahren tendenziell zurück, und doch werde immer wieder das Ende der Anleihenhausse ausgerufen. Kurz nach den Wahlen seien die Unkenrufer wieder einmal besonders laut gewesen. Sie hätten eine Rückkehr der Inflation prognostiziert, ausgelöst durch einen synchronen Aufschwung der Weltwirtschaft, niedrige Arbeitslosigkeit und eine expansive US-Geld- und Fiskalpolitik. Doch die Märkte hätten daran in den letzten Wochen ihre Zweifel gehabt, sodass die Anleiherenditen aufgrund der nachlassenden Aussichten auf Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben gefallen seien. Hinzu seien das schwache US-Wachstum und die Zweifel daran gekommen, dass Knappheiten am Arbeitsmarkt wirklich zu einem überdurchschnittlichen Lohnanstieg führten. Alles in allem könnten uns die Anleihemärkte signalisieren, dass das Wachstum bald nachlasse, heißt es weiter.
„Welcher Markt hat also Recht? Noch ist es viel zu früh, um eine Rezession auszurufen, aber die Frühindikatoren sprechen dafür, dass wir es schon sehr bald mit einer kleinen Konjunkturdelle zu tun haben können, ähnlich den drei oder vier früheren Dellen im mittlerweile achtjährigen Konjunkturzyklus. Meiner Ansicht nach sollten Investoren daher vorsichtig sein, wenn sie über Neuanlagen in „riskanten" Assetklassen wie Aktien und High Yield nachdenken“, so Swanson.
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