Kommentar
22:37 Uhr, 02.07.2018

Aktien runter, Öl rauf

Die Aktieneuphorie der Marktteilnehmer ist vorerst verflogen. Wesentlich zuversichtlicher sind sie bei Rohöl.

Geht es mit den Aktienmärkten weiter nach unten? Dies glauben zumindest Marktteilnehmer für die kommenden drei Monate. Fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) des aktuellen Citi-Investmentbarometers erwartet bei europäischen Titeln fallende Kurse. Lediglich rund jeder Fünfte (21 Prozent) glaubt an steigende Notierungen. Im Vorquartal waren dies immerhin noch 27 Prozent. Diese Tendenz ist schon länger zu beobachten: Ende 2017 hatte knapp die Hälfte der Teilnehmer (46 Prozent) mit steigenden Kursen gerechnet. Der Großteil der Befragten (48 Prozent) geht aktuell davon aus, dass sich Aktien in den nächsten drei Monaten seitwärts entwickeln. Nach der beinahe zehn Jahre andauernden Aktienhausse scheint sich das Klima im Hinblick auf Aktieninvestments einzutrüben. Ein konkreter Grund für die verhaltene Stimmung dürfte der andauernde Handelskonflikt zwischen der USA mit China und Europa sein. Vor allem die Unsicherheit darüber, in welche Richtung sich der Streit entwickelt und wie er sich auf die Aktienkurse auswirkt, äußert sich in der pessimistischen Einschätzung der Marktteilnehmer.

Eine wesentlich zuversichtlichere Stimmung gibt es hinsichtlich der Ölpreiserwartungen. Fast jeder Zweite (45 Prozent) rechnet für die kommenden drei Monate mit steigenden Kursen. Drei Monate zuvor hatte dies nur jeder Dritte (32 Prozent) erwartet. Während im Frühjahr nahezu die Mehrheit (46 Prozent) von stagnierenden Preisen ausging, glauben dies aktuell nur noch 35 Prozent. Die Zuversicht korreliert mit der Entwicklung der Ölpreise der vergangenen Monate, die im Zuge der Angebotsverknappung durch die OPEC-Staaten deutlich gestiegen sind. Weiterhin könnten geopolitische Risiken eine Rolle spielen. So fordert die USA andere Länder zur Beendigung ihrer Erdöleinfuhren aus dem Iran auf. Hintergrund der Aufforderung ist die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA.

Im Gegensatz zu Aktien und Öl hat sich die Anlegerstimmung bei der Anlageklasse Gold kaum verändert. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) erwartet für die kommenden drei Monate seitwärts laufende Kurse. Vor drei Monaten waren dies 47 Prozent. Aktuell glauben 39 Prozent an steigende Goldpreise, im Vorquartal waren 40 Prozent dieser Ansicht. Die Unentschlossenheit könnte im Zusammenhang mit der sukzessiven Anhebung der Leitzinsen in den USA stehen. Das Prinzip: Je höher die Zinsen, desto unattraktiver ist Gold, da das Edelmetall keine Zinsen abwirft. Ein weiterer Faktor könnte der US-Dollar sein, der gegenüber dem Euro zuletzt deutlich zugelegt hat. Steigt der Greenback, sinkt grundsätzlich auch das Goldinteresse der Investoren außerhalb des Dollarraums.

Bei europäischen Zinsen glauben noch mehr Marktteilnehmer als bei Gold, dass die Kurse in den nächsten drei Monaten stagnieren (65 Prozent). Etwa jeder Vierte (27 Prozent) geht hingegen von steigenden Zinsen aus. Das Sentiment hat sich im Vergleich zum Vorquartal damit kaum verändert. Vor drei Monaten hatten 69 Prozent seitwärts tendierende Märkte erwartet. 26 Prozent waren von steigenden Zinsen überzeugt.

Betrachtet man die Einschätzung der Befragten für die vier Anlageklassen Aktien, Gold, Zinsen und Öl insgesamt, so bleibt das Sentiment der Anleger im Vergleich zum Vorquartal unverändert. Die schlechtere Stimmung bei Aktien wird in etwa durch die positivere Stimmung bei Öl kompensiert. Diese Entwicklung spiegelt sich im Gesamt-Sentiment wider, das die Einschätzungen von Aktien, Öl, Zinssatz und Gold aggregiert und Werte von -100 bis +100 Punkten einnehmen kann: Das Barometer stand im zweiten Quartal 2018 bei +22 Punkten – und damit exakt auf dem gleichen Stand wie im Vorquartal.

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