Kommentar
12:33 Uhr, 08.07.2014

Aktien profitieren von M&A-Welle

Adrian Daniel, Portfoliomanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset Fund, sieht in der jüngst erhöhten M&A-Aktivität eher grünes Licht als ein Warnsignal – zumindest wenn es um Investments in Aktien geht.

„Die meisten der aktuellen Fusionen und Übernahmen schaffen Wert und bieten daher für Aktionäre weiteres Kurssteigerungspotenzial“, sagt Adrian Daniel.

Viele Anleger hätten allerdings noch die spektakulären Fehlgriffe einiger Megafusionen im Hinterkopf und würden eine hohe M&A-Aktivität als Timingindikator für den Ausstieg aus Aktieninvestments sehen. Davon hält Daniel wenig: „2006 zum Beispiel lag das globale M&A-Volumen wieder über dem Niveau von 2000, aber die Aktienmärkte haben trotzdem weiter Fahrt aufgenommen.“

Aktien gegenüber Anleihen bevorzugt

„Wenn M&A-Aktivität ein Warnsignal ist, dann eher für Unternehmensanleihen. Hier sollte man lieber zweimal hinsehen und in die Anleihebedingungen schauen, wie gut oder schlecht die Gläubiger bei Kontrollwechseln gestellt sind. Auch ist der Blick in die Bilanz mehr denn je Pflicht“, so Daniel weiter. „Unternehmen mit hoher Liquidität und niedriger Verschuldung sind z.B. für Private-Equity-Investoren interessante Ziele. Und Finanzinvestoren lassen die Verschuldung ihrer Targets in der Regel steigen.“

Hier sollten Anleger laut Adrian Daniel das Aktienengagement der Anleihe vorziehen, auch weil die betreffenden Unternehmen nicht selten Aktien-Rückkaufprogramme starten und damit für Kursauftrieb sorgen. Andere wiederum würden – auch angesichts günstigen Fremdkapitals – das Zeitfenster nutzen und die eigene Position durch Zukäufe stärken.

Anders sehe es im Bankensektor aus. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend reduzieren europäische Banken ihre Bilanz und seien deshalb bei Übernahmen äußerst zurückhaltend. „Regulatorisch bedingt befinden sie sich noch im Prozess der Bilanzstärkung. Hier erhöht sich die Substanz für den Fremdkapitalgeber, die Aktionäre hingegen werden verwässert“, sagt Daniel. Daher seien etwa Nachranganleihen im Umfeld des Risikoabbaus in dem Sektor attraktiv.

Abgesehen vom Bankensektor habe der Schuldenabbau aber im aktuellen Niedrigzinsumfeld nicht die oberste Priorität. „Die Zeichen stehen klar auf Investitionen in zukünftiges Wachstum. Dass auch die Anleger das so sehen, zeigen jüngste Umfragen unter Investoren. Unternehmen, die durch Übernahmen ihren Wachstumsausblick verbessern, werden daher an der Börse höher bewertet“, so Daniel weiter.

Gründe für Übernahmen unterschiedlich zu werten

Die jeweiligen Unternehmensstrategien sieht Daniel aus Aktionärssicht differenziert. So sei zum Beispiel Marktkonsolidierung als Grund für Transaktionen grundsätzlich positiv zu werten. Auch die Neuordnung oder Fokussierung des Geschäfts sei in der Regel willkommen, weil das Geschäftsmodell damit vielfach transparenter werde.

Kritisch gesehen würden hingegen Transaktionen, die aus Gründen der Steuerersparnis getätigt werden. Daniel hierzu: „Der Kostenaspekt mag sich hier in der Tat positiv auswirken, aber es wird noch kein nachhaltiger Wert geschaffen.“

Auf den jeweiligen Einzelfall komme es laut Daniel an, wenn zum Beispiel Technologie hinzugekauft wird. Entscheidend sei hier, wie teuer der vermeintliche Vorsprung erkauft werde. Auch Kostensenkung sei nicht pauschal als guter oder schlechter Grund für M&A zu sehen. „Ist der Hauptgrund für einen Zusammenschluss die Kostenersparnis, dann deutet dies oft auf eine Sättigung des Markts hin bzw. begrenztes Wachstumspotenzial“, erklärt Daniel.

Ausrichtung des Multi-Asset-Fonds

Mit Blick auf die eigene Positionierung des MainFirst Absolute Return Multi Asset Fund hat Daniel daher insbesondere auch Werte im Portfolio, die kürzlich zugekauft haben. Dazu gehören zum Beispiel Aberdeen Asset Management, die Scottish Widows von Lloyds TSB übernommen hatten, oder auch die Fresenius SE, die den größten Teil der Rhön Kliniken kaufte.

Die Spreads bei US-Unternehmensanleihen haben sich hingegen weiter eingeengt, obwohl die Verschuldung (Net Debt / EBITDA) wieder in Richtung 3 geht. US-Corporates sind daher laut Adrian Daniel nur noch selektiv empfehlenswert, und so hat sich sein Fonds kürzlich z.B. von General Electric-Anleihen getrennt.

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