Afghanistan: Unlösbare Aufgabe
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New York (Godmode-Trader.de) - Die Eroberung Afghanistans durch die Taliban ging in atemberaubender Geschwindigkeit vonstatten. In nur wenigen Wochen drangen die selbsternannten Gotteskrieger von Provinz zu Provinz vor, bis sie am Wochenende die Außenbezirke der Hauptstadt Kabul erreichten und schließlich den Präsidentenpalast übernahmen. Was folgt, war die Erklärung, dass in Kürze ein neues "Islamisches Emirat Afghanistan" ausgerufen wird. Stunden zuvor war der von den USA unterstützte Präsident Ashraf Ghani aus dem Land geflohen. „Wir haben nie erwartet, einen solchen Sieg zu erringen - wir sollten Demut vor Allah zeigen", sagte der stellvertretende Führer der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, in einer Videobotschaft, in der er seinen Kämpfern und der Nation am Montag auf Twitter gratulierte. „Jetzt ist die Zeit, in der wir geprüft werden, wie wir unserem Volk dienen und es schützen und sein gutes Leben und seine Zukunft nach besten Kräften sichern.“
Während die Taliban selbst Erklärungen abgeben, dass sie sicherstellen wollen, dass „der Übergangsprozess sicher und gefahrlos abgeschlossen wird, ohne dass Leben, Eigentum und Ehre von irgendjemandem gefährdet werden“, dürfte die Realität eine andere Seite zeigen, so die Befürchtung vieler Beobachter. Es gibt bereits Berichte, dass die Kämpfer versuchen, den Fundamentalismus, der ihre frühere Herrschaft ausmachte, wieder einzuführen. Zwei Jahrzehnte schmerzhafter, aber hart erkämpfter Fortschritte für Frauen und die Zivilgesellschaft könnten verschwinden.
Da die Steinzeitislamisten die Zollposten und Grenzübergänge (noch mit Ausnahme des Flughafens von Kabul) kontrollieren und das afghanische Militär zusammengebrochen ist, haben sie alle Karten in der Hand. Russland und China wird es nichts ausmachen, mit den Anführern der Gruppe zu verhandeln.
Afghanistan stellt US-Präsident Joe Biden vor eine schier unlösbare Aufgabe. Die Amerikaner wollen, dass ihre Soldaten nach so vielen Jahren des Kampfes nach Hause zurückkehren. Und doch behaupten die Staaten auch, dass sie die Menschenrechte verteidigen. Es ist gleichwohl unwahrscheinlich, dass Biden trotz der wachsenden Kritik seinen Kurs ändern wird. „Ich war der vierte Präsident, der über eine amerikanische Truppenpräsenz in Afghanistan verfügte - zwei Republikaner, zwei Demokraten", sagt er. „Ich würde und werde diesen Krieg nicht an einen fünften Präsidenten weitergeben.
Die Bundesregierung in Berlin hat angesichts der dramatischen Lage am Freitag entschieden, das Botschaftspersonal auf ein Minimum zu reduzieren. Am Sonntag wurden bereits alle Mitarbeiter zum Flughafen gebracht, der von mehreren tausend US-Soldaten abgesichert wird.
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