Fundamentale Nachricht
13:58 Uhr, 28.09.2017

Abwertung der US-Währung nicht auszuschließen

Auch in den nächsten Monaten sollten Investoren GAM-Finanzexperte Tim Haywood zufolge die geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken in den USA und Europa im Auge behalten.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Investoren sollten nach Einschätzung von Tim Haywood, Investment Director für festverzinsliche Absolute-Return-Strategien bei GAM, auch in den nächsten Monaten die geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken in den USA und Europa im Auge behalten. In welchem Bereich dagegen Schwellenländer im aktuellen Umfeld seiner Ansicht nach profitieren und welche Segmente er in den Industrieländern für interessant erachtet, erläutert der Experte in einem aktuellen Interview, das GodmodeTrader freundlicherweise von GAM zur Verfügung gestellt wurde.

Herr Haywood, welche Meinung haben Sie zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank?

Das wirtschaftliche Umfeld in Europa verbessert sich weiter. Hinsichtlich bestimmter Kennzahlen, wie beispielsweise der Arbeitslosigkeit, waren die tatsächlichen Entwicklungen sogar deutlich besser als die vorherigen Prognosen der EZB. Allem Anschein nach hatte die jüngste Währungsaufwertung jedoch überraschend geringe Auswirkungen auf die Inflation. Die Entscheidung von Mario Draghi, die Anpassung des quantitativen Lockerungsprogramms aufzuschieben, verschafft dem Zentralbankrat wertvolle Zeit, die Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds zu analysieren.

Und was macht die US-Notenbank?

Die Präsentation von Janet Yellen auf dem Wirtschaftssymposium in Jackson Hole, das jährlich von der Federal Reserve Bank of Kansas City ausgerichtet wird, bot kaum neue Einblicke in ihre Pläne für die künftige geldpolitische Ausrichtung. Nachdem die Beschäftigtenzahlen außerhalb des Landwirtschaftssektors jedoch im August enttäuschten und die Mitglieder des Offenmarktausschusses die Inflation und die öffentliche Politik in Frage stellten, besteht sicherlich Spielraum für einen Aufschub weiterer Zinserhöhungen auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr 2018. Die Kosten der Hurrikans Harvey und Irma könnten einen Rückgang der Aktivität verursachen, auf den ein Wiederaufbau folgen dürfte.

Wie beurteilen Sie den US-Dollar? Glauben Sie, dass sich der jüngste Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar fortsetzen wird?

Der US-amerikanische Dollar ist eine der schwächsten Währungen des laufenden Jahres. Es ist daher eine berechtigte Frage, ob er noch weiter abwerten kann. Die US-Notenbank dürfte jedoch die Zinssätze bis zum Jahresende unverändert belassen, während die EZB wahrscheinlich im Oktober eine Drosselung ihrer Anleihenkäufe ankündigt. Infolgedessen ist eine weitere Abwertung gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung nicht auszuschließen. Der US-Dollar erscheint jedoch überverkauft, und es ist möglich, dass sich die Lage künftig wieder entspannt.

Wo sehen Sie Anlagechancen in den Schwellenländern und warum?

Wir sehen Investmentchancen in renditestärkeren Lokalwährungsanleihen von Schwellenländern, die im Vergleich zu ihren Pendants in Industriestaaten relativ attraktiv erscheinen. Sie dürften von einer anhaltend hohen Nachfrage im kommenden Jahr profitieren, da viele Anleger hier im historischen Vergleich nach wie vor stark unterinvestiert sind. Darüber hinaus lässt die Inflation in den Schwellenländern nach. Somit können die Zentralbanken damit beginnen, die Geldpolitik schneller zu lockern oder wenigstens die Straffung zu beenden. Das käme natürlich den Anleiheanlegern zugute.

Was sind die interessantesten Segmente in den Industrieländern? Bevorzugen Sie Staats- oder Unternehmensanleihen?

Es ist schwierig, Value in Staatsanleihen von Industriestaaten oder den meisten Unternehmensanleihen zu erkennen. Österreich und Apple Inc. sind in dieser Hinsicht die jüngsten Beispiele für die zurzeit sehr niedrigen Coupons. Das heißt nicht, dass es auf diesen Märkten gar keine Gelegenheiten gibt. Long-Short- und Relative-Value-Strategien unter Staatsanleihen sind ein wichtiger Aspekt unserer aktuellen Anlagestrategie. Längerfristige US-Treasuries sind im Vergleich zu den eher erschöpften kurzfristigen Staatsanleihen in Europa nach wie vor wichtige Häfen der Sicherheit. Die Kreditaufschläge von viel gehandelten Unternehmensanleihen haben sich auf sehr magere Niveaus verengt, worauf bislang eine gewisse Ausweitung gefolgt ist. Der Kauf von Kreditabsicherungen mit entsprechenden Optionen als Paket hilft dabei, von einer möglichen Erholung zu profitieren, begrenzt aber die Verluste zu geringen Kosten, falls sich der Verengungstrend fortsetzt. Wertsteigerungspotenzial ist auch bei alternativen Kredittiteln zu finden, zum Beispiel bei Handelsfinanzierungsanleihen, die entweder versichert oder garantiert sind. Das ist ein interessantes Beispiel für einen neuen Sektor, der aus der Disintermediation der Banken entstanden ist; eine Chance, die unsere Fonds genutzt haben.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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