Wissensartikel
18:01 Uhr, 09.06.2020

Warum man Börsenverluste vermeiden sollte

Erfolgreiche Anleger wie Warren Buffett setzen alles daran, Verluste wenn möglich zu vermeiden. Dahinter steckt eine einfache mathematische Gesetzmäßigkeit: Verluste wiegen schwerer als Gewinne, wenn man sein Kapital langfristig vermehren will.

Als unbedarfter Anleger könnte man sich wundern: Der DAX ist im Rahmen des Corona-Crashs um rund 40 Prozent eingebrochen. Anschließend hat er sich, vom Tief aus gemessen, um 55 Prozent erholt. Dennoch hat der DAX sein Ausgangsniveau bisher nicht wieder erreicht.

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Beispiel DAX: Ein Gewinn von mehr als 55 % reicht nicht aus, um einen Verlust von 40 % zu egalisieren...

Die Lösung des scheinbaren mathematischen Widerspruchs ist einfach: Der Verlust von 40 Prozent bezog sich auf das Allzeithoch im Februar bei 13.795 Punkten. Der Gewinn von 55 Prozent bezog sich hingegen auf das im März erreichte Tief bei 8.256 Punkten. Die Prozentangaben bezogen sich auf unterschiedliche Niveaus und sind deshalb auch nicht miteinander vergleichbar.

Obwohl es sich um eine triviale mathematische Wahrheit handelt, dass bei Prozentangaben natürlich immer die Bezugsgröße entscheidend ist, verdeutlicht das obige Beispiel doch eine wichtige Gesetzmäßigkeit, die sich Anleger und Trader unbedingt vor Augen führen sollten: Verluste an der Börse wiegen schon aus rein mathematischen Gründen schwerer als Gewinne.

Um sich das vor Augen zu führen, stelle man sich einen Anleger vor, der ein Wertpapierdepot im Volumen von 10.000 Euro besitzt. Im ersten Jahr verliert der Anleger durch wilde Spekulationen mit Hebelprodukten die Hälfte seines Geldes. Das Depot ist also um 50 Prozent geschrumpft auf 5.000 Euro.

Das zweite Jahr an der Börse beginnt für den unbedarften Anleger jetzt mit einem Depot von 5.000 Euro. Um wieder das Ausgangsniveau zu erreichen und den Verlust von 50 Prozent auszugleichen, reicht ihm nun keine Rendite von 50 Prozent mehr. Nein, er benötigt eine Rendite in Höhe seines Depotvolumens, also in Höhe von 100 Prozent, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen.

Die folgende Tabelle zeigt, welcher prozentuale Gewinn (rechte Spalte) notwendig ist, um den in der linken Spalte genannten prozentualen Verlust auszugleichen.

-10 % +11,11 %
-20 % +25 %
-30 % +42,86 %
-40 % +66,67 %
-50 % +100 %
-60 % +150 %
-70 % +233,33 %
-80 % +400 %
-90 % +900 %
-100 % unendlich

Bei kleinen prozentualen Verlusten gibt es kaum einen Unterschied zwischen dem prozentualen Verlust und dem notwendigen prozentualen Gewinn, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen. Aber wehe, es treten große Verluste auf: Wer 80 Prozent seines Depotvolumens verliert, benötigt in Bezug auf das dezimierte Depot eine Rendite von 400 Prozent, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen. Und wer sein Depot auf 0 Euro schrumpfen lässt, also 100 Prozent seines Depotvolumens verliert, benötigt anschließend sogar eine unendlich große Rendite, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen.

Die oben geschilderte mathematische Wahrheit mag trivial erscheinen, aber erfolgreiche Investoren haben sie wohl immer im Hinterkopf. Die beiden wichtigsten Regeln von Starinvestor Warren Buffett lauten zum Beispiel:

Regel Nr.1: Verliere niemals Geld.
Regel Nr.2: Vergiss nie Regel Nr.1

Gerade Anleger wie Warren Buffett, die langfristig von einem exponentiellen Kapitalwachstum profitieren wollen (Zinseszinseffekt), sollten hohe prozentuale Verluste in Bezug auf ihr Gesamtdepot, wann immer möglich, vermeiden. Im Falle von Warren Buffett bedeutet die Verlustvermeidung natürlich nicht, dass er sofort panisch verkauft, wenn es an den Börsen etwas stürmischer zugeht. Tatsächlich haben die Investitionen von Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway ein solches Volumen erreicht, dass dies auch gar nicht mehr möglich wäre, ohne die Kurse zusätzlich zu belasten. Im Falle von Buffett bedeutet die Verlustvermeidung, dass er genau überlegt, in welche Aktien er investiert. Im Falle von aktiven Tradern bedeutet die Verlustvermeidung, dass sie genau ausrechnen sollten, welches maximale Risiko sie mit einem bestimmten Trade eingehen wollen und durch ein geeignetes Risiko- und Moneymanagement große prozentuale Verluste in Bezug auf das Gesamtdepot vermeiden.

Wer an der Börse erfolgreich sein will, dessen wichtigstes Kapital ist im wahrsten Sinne des Wortes sein Kapital. Wer sein Kapital leichtfertig aufs Spiel setzt, kann an der Börse nicht langfristig erfolgreich sein.


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4 Kommentare

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  • TheTurtle
    TheTurtle

    Bin mir nicht sicher ob Warren Buffet aktuell als besonders gutes Beispiel für die Vermeidung von Verlusten gilt.https://www.cnbc.com/2020/05/0...

    08:08 Uhr, 10.06.2020
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Ich glaube da funken sehr vielen die Emotionen dazwischen. Ist manchmal bei mir noch so. Ohne Signale denkt man sich manchmal "der Kurs ist jetzt so hoch/tief, da kann bald nur drehen.." Und das Gegenteil passiert. Da muss man sich wirklich sehr strikt an sein Handelssystem halten, was nicht immer einfach ist.

    21:38 Uhr, 09.06.2020
  • amateur
    amateur

    Man kann an der Börse Verluste nicht vermeiden, auch nicht um jeden Preis...das sollte man aber wirklich wissen...

    18:12 Uhr, 09.06.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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