Warum eine schlechte Börsenstrategie besser als keine ist
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In der Kombination von Technologie, Wissen und Kommunikation auf diesem Guidants-Desktop wird es Anlegern nun endlich gelingen, ihre private Geldanlage selbständig und langfristig umzusetzen.
Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg sind Börsenstrategien.
In den vielen Artikeln auf meinem Expertendesktop auf Guidants haben wir in den letzten Wochen und Monaten besprochen, warum Börsenstrategien immer irgendwann versagen und weshalb daher ETFs die beste Strategie für Privatanleger sind, da sie einen Totalverlust der Anlage bei genügend langem Anlagezeitraum vermeiden.
Doch es wäre zu schön, wenn Anleger damit bereits am Ziel wären. Ginge es nach führenden Finanzwissenschaftlern, also der Theorie, dann wäre das auch so, aber meine praktische Erfahrung mit Privatanlegern, Kunden meiner Vermögensverwaltung und Lesern meiner Artikel, ist eine ganz andere.
Die Theorie unterschätzt den Faktor Emotionen.
Wenn es um's Geld geht, dann geht es um ein Gefühl.
Wir verbinden jeder etwas anderes mit Geld, aber für die meisten stellt Geld entweder ein Gefühl der Sicherheit oder ein Mittel zur Erfüllung von Wünschen und Träumen dar.
Wenn diese Gefühle und Erwartungen auf ein Aktienportfolio treffen, das in einer Krise um 10, 20 oder vielleicht sogar 50 Prozent einbricht, dann steigt bei den meisten - verständlicherweise - die nackte Angst auf.
Fakten und Finanzwissen helfen da kaum, da die Panik irrationales Verhalten erzeugt.
Autofahrer, die von der Straße abkommen und auf einen Baum zusteuern, sollen ja auch unfähig sein diesem auszuweichen, obwohl genügend Zeit geblieben wäre.
Wir müssen also akzeptieren, dass der theoretisch optimale Weg nicht unbedingt der ist, der praktisch zum Ziel führt, nämlich einer langjährigen, dauerhaften, durch alle Krisen hinweg gehaltenen Aktienanlage.
Das Gefühl der Kontrolle hilft Ängste zu verringern
Als ich in der Entwicklungsphase des Index-Managers auf meine Zeit im Fondsmanagement und in der Vermögensverwaltung zurückblickte, so stellte ich fest, dass die Anleger am besten durch alle Marktphasen hindurchkamen, die eine klare und fokussierte Strategie verfolgten.
Da gab es zum Beispiel einen Kunden, der völlig resistent für meine Anlagevorschläge war. Er wollte nichts von Fonds und auch nichts von ETFs hören. Er hatte wohl mal schlechte Erfahrungen mit Fonds gemacht.
Seine Strategie war immer die Aktien aus dem DAX zu kaufen, die die höchste Dividendenrendite aufwiesen. Sein Portfolio konzentrierte sich auf wenige Titel, die meisten waren von der Börse abgestraft worden (eine hohe Dividendenrendite ergibt sich aus einem niedrigen Aktienkurs und einer demgegenüber attraktiven Barausschüttung) und dazu noch allesamt aus Deutschland.
Einem Finanzprofessor wie Martin Weber, der vor „Home Bias“ warnt und zu Diversifikation rät, stünden wahrscheinlich die Haare zu Berge!
Aber wissen Sie was? Dieser Herr hatte zeitweise die besten Renditen in der ganzen Vermögensverwaltung.
Denn er hatte eine Strategie, die ihm als Orientierung diente.
Ging die Börse runter, dann kümmerte ihn das wenig oder er rechnete emsig, welche Aktien gerade besonders attraktive Renditen boten. Seine Strategie gab ihm Halt und ein Gefühl der Kontrolle über seine Geldanlage, was dazu führte, dass er die Krisen überstand und von den anschließenden Aufwärtsphasen der Märkte profitieren konnte.
War er besser als ein DAX-ETF mit dieser Strategie? Ich glaube nicht.
Aber am Ende hatte er eine vergleichbare Rendite wie der DAX und verdiente deutlich mehr als alle anderen Anleger.
In einer Langfriststudie zum S&P 500 fand man heraus, dass Fondsanleger zwischen 1970 und 2012 gerade einmal 2 Prozent pro Jahr verdienten. Das ist nach Inflation nichts! Der S&P 500 hat im gleichen Zeitraum fast 10 Prozent pro Jahr gemacht - im Durchschnitt mit allen Krisen und Boom-Phasen.
Das Dilemma der Börsenstrategien
Die Ironie an der Geschichte ist, dass an der Börse entweder die ganz einfachen Dinge funktionieren (z.B. „Kaufen und Halten“) oder die komplexen Sachen, wie quantitative Handelssysteme oder statistische Modelle.
Komplexe Handelsstrategien sind für aber Privatanleger aufgrund
a) der hohen Gebühren bei kleinen Depots,
b) des hohen Zeitauwands und
c) des technischen Zuganges
nur schwer darstellbar.
Die ganz einfachen Strategien werden dafür nicht durchgehalten, weil
a) die meisten Anleger es nicht glauben können (ETFs sollen hochbezahlte Fondsmanager schlagen)
b) einfache Strategien mit unseren Erwartungen an die Börse nicht übereinstimmen (Börsenhandel muss doch aktiv, pulsstreibend und anspruchsvoll sein) oder
c) einfache Strategien unser Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit nicht gewährleisten (wir wollen maximale Renditen, sind aber nicht bereit die Risiken einzugehen).
Strategien an der Börse sind daher ein zweischneidiges Schwert. Einerseits brauchen wir sie, andererseits müssen wir uns eingestehen, dass ihre Brauchbarkeit begrenzt ist.
Eine Börsenstrategie, auch wenn sie Schwächen hat, hat jedoch einen wesentlichen Vorteil. Sie bietet ihren Investoren Sicherheit und Halt, was dazu führt, dass Anleger auch Krisen und Crashs überstehen können.
Dieser Effekt ist deutlich mehr wert, als ein paar Pünktchen Theorie-Rendite.
Fazit
Meine Arbeit mit Menschen an den Finanzmärkten hat zwei Dinge hervorgebracht:
1) Es müssen Finanzprodukte verwendet werden, die ein Totalverlust der Anlage ausschließen. Die Antwort darauf sind Indexfonds und ETFs.
2) Es braucht eine Strategie, die unsere Bedürfnisse nach Sicherheit und Kontrolle an der Börse befriedigt. Die Lösung dafür ist ein Handelsmodell, das die Vorteile von ETFs mit den besten Konzepten des professionellen Portfoliomanagements verbindet.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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