Warum eine Bärenmarktrally so gefährlich ist
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In diesen Tagen macht das Wort von der Bärenmarktrally wieder die Runde. Als Bärenmarktrally wird eine sehr kräftige Kurserholung ("Rally") innerhalb eines übergeordneten Bärenmarkts bezeichnet.
Ein Bärenmarkt ist eine länger anhaltende und starke Abwärtsbewegungen an den Aktienmärkten, bei denen der Markt um mindestens 20 Prozent im Vergleich zum zuvor erreichten Hoch zurückfällt. Der Rückfall von mindestens 20 Prozent gegenüber dem vorherigen Hoch ist allerdings eine willkürliche Festlegung. Akzeptiert man diese Definition, befinden sich die Nasdaq-Indizes derzeit bereits deutlich im Bärenmarkt, während dies beim S&P 500 bisher knapp noch nicht der Fall ist.
Bärenmarktrallies sind das Kennzeichen aller größeren Bärenmärkte. Bärenmärkte bestehen in der Regel aus Phasen starker Kursverluste, aber auch aus Phasen starker Kursgewinne, eben den Bärenmarktrallies. Während sich Bullenmärkte oft durch eine eher geringe Volatilität und langsam, aber kontinuierlich steigende Kurse auszeichnen, ist die Volatilität (Schwankungsanfälligkeit der Kurse) im Bärenmarkt deutlich erhöht. Es geht episodenweise rasant nach unten, aber zwischendurch auch immer wieder mal kräftig nach oben.
Welche Kraft in einer Bärenmarktrally stecken kann, zeigen Beispiele aus dem DAX. Die beiden Tage mit dem prozentual stärksten Kursplus im DAX überhaupt (seit Beginn der Indexberechnung 1987) traten nicht etwa in Bullenmärkten, sondern während eines Bärenmarktes auf.
So schoss der DAX am 13. Oktober 2008 und am 28. Oktober 2008 jeweils innerhalb eines Tages um mehr als 11 Prozent nach oben. Der DAX befand sich während dieser Zeit in einem der heftigsten Bärenmärkte seiner Geschichte, ausgelöst durch die Finanzkrise. Grund für die starken Kursanstiege waren positive Nachrichten und die Hoffnung auf eine Überwindung der Krise. Das Tief des Bärenmarktes wurde aber erst mehrere Monate später im März 2009 erreicht. In dem folgenden Chart sind die beiden Tage mit einem Pfeil markiert.
Viele Anleger dürften die starken Kursanstiege damals als Zeichen interpretiert haben, dass das Schlimmste vorüber sei und der Markt seinen Boden gefunden habe. Doch das war nicht der Fall, der Bärenmarkt ging weiter und richtig aufatmen konnten die Anleger erst Monate später.
Starke Kursanstiege innerhalb kurzer Zeit sind also keine Garantie dafür, dass der Markt tatsächlich schon den Boden erreicht hat. Der Umkehrschluss gilt aber deshalb trotzdem nicht: Der Kurs kann durchaus auch zu Beginn eines neuen Bullenmarktes kräftig ansteigen. So geschehen etwa im DAX am 24. März 2020. Damals stieg das Börsenbarometer innerhalb eines Tages um fast 11 Prozent an (drittstärkster prozentualer Tagesgewinn in der DAX-Geschichte). Der starke Kursanstieg trat ziemlich genau zu Beginn der Erholung vom vorangegangenen Corona-Crash auf.
Fazit: Starke Kurserholungen innerhalb kurzer Zeit gehören zu jedem Bärenmarkt. Tatsächlich treten die stärksten Kursanstiege innerhalb kurzer Zeit typischerweise während eines übergeordneten Bärenmarktes auf. Anleger und Trader sollten die starke Kurserholung für sich genommen nicht als Zeichen interpretieren, dass der Markt im übergeordneten Zeitfenster bereits einen Boden gefunden hat. Dies kann, muss aber nicht der Fall sein. Wie man die Kursentwicklung heranziehen kann, um mögliche Einstiegspunkte nach starken Kursverlusten zu finden, hat die Kollegin Lisa Giering in dem folgenden interessanten Artikel erläutert: Neue Einstiege finden mit dem Follow-Through-Tag
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