Wissensartikel
11:58 Uhr, 24.11.2020

Sind Sie im Trading Sklave Ihrer Ungeduld (Emotionen)?

Gerade in Marktphasen wie der aktuellen, in der viele Aktien ein ähnlich schwaches Trendverhalten an den Tag legen, fällt immer wieder auf: Geduld und Timing sind wichtig und nicht jeder Analyse folgt sofort ein Trade.

Der Handel an der Börse ist schon verzwickt und nicht selten enttäuschend. Gemeint sind damit nicht die Performanceseite, sondern vielmehr ganz praktische Dinge. Täglich schaut man auf Aktien & Co, durchkämmt viele Kurslisten und sucht die Aktie, mit der man den nächsten Big Hit landen kann. Aber genau solche „perfekten“ Chancen sprießen nicht wie Pilze aus dem Boden. Egal ob Sie kurz-, mittel- oder langfristig traden, in allen Fällen gibt es ein relativ enges Zeitfenster, in denen ein „optimaler“ Einstieg gegeben ist. Wer es nicht glauben will, muss nur einmal auf die letzten beiden Wochen im DAX schauen. Oder nehmen wir die Rally im gleichen Markt ab Anfang November.

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Mir als Analysten fällt dies immer wieder auf, wenn ich auf Godmode unterwegs bin oder Sie mir im Rahmen der DAX-Mittagssendung Ihre Wunschwerte nennen. Wahrscheinlich haben Sie diese ausgewählt, weil Sie sich von der Aktie viel versprechen. Oft aber müssen wir festhalten, dass man zwar ein grundlegendes Szenario präferieren kann, die Frage nach dem sofortigen Einstieg aber selten mit „ja“ beantwortet werden kann.

Ein Beispiel hierfür ist aktuell die BMW-Aktie. Wer hier das Sagen hat, dürfte jedem klar sein. Die Aktie ist in einem hochdynamischen Aufwärtstrend unterwegs und hat dementsprechend weiterhin Chancen, neue Hochs zu erreichen. Dem grundlegenden erfolgreichen Motto „the trend is your friend“ folgend, müssten wir die Aktie eigentlich kaufen, oder?

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Ohne Zweifel ist die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten Tagen oder Wochen neue Hochs zu sehen, relativ groß. Das ist nicht das Problem. Zum Problem könnte aber die dynamische Bewegung werden. Die Aktie ist weit gestiegen, sie ist überkauft. Ungünstigerweise hat sie auf ihrem Weg nach oben seit November keinen Halt gemacht. Wir haben jetzt keinen Anhaltspunkt darüber, wie weit potentielle Korrekturen laufen könnten. Wenn man richtig Pech hat, kommt es sogar zu einer V-Umkehr. In der Folge haben wir mit der grundlegenden Richtung weniger ein Problem, aber mit der Stopsetzung. Wohin mit der Risikoabsicherung? Und ist der Trade dann, wenn wir ihm wirklich den notwendigen Spielraum geben, noch profitabel? Ein Stopp bei 56 EUR in der Aktie dürfte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit halten, vor allem, wenn wir ein Ziel von bspw. nur 80 EUR anstreben. Aber 20 EUR Risiko bei 5 EUR potentiellem Gewinn? Da müsste die Trefferquote schon bei 90 % und mehr liegen, um als attraktive Strategie durchzugehen.

Ein anderes Beispiel, das gleiche Problem

Wir können aber auch noch einmal auf den DAX zu sprechen kommen. Auch hier finden wir momentan mit seiner engen Range nach einer bullischen V-Umkehr ein paar Schwierigkeiten.

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Mittelfristig ist der Index bullisch unterwegs und könnte sein Allzeithoch angreifen. Aber machen wir das direkt oder testen wir zunächst noch einmal die untere Dreiecksbegrenzung bzw. korrigieren wir vorher sogar etwas deutlicher? Eine gute Frage, auf die der Markt momentan keine Antwort hat. Genau das ist der Grund, warum der Index zwei Wochen seitwärts läuft. Hier ist das Gleichgewicht. Hier stehen sich Pro- und Kontraargumente derart gut gegenüber, dass man in einer Range von nur 300 Punkten verharrt. Oben wird verkauft und unten gekauft. Hier hat der Markt keine weitere Präferenz. Die kurzfristigen Wahrscheinlichkeiten innerhalb der Range sind nicht klar!

Geduld ist eine Tugend!

Die Kurse stehen selten still und Trader bzw. Investoren müssen etwas riskieren, um zu gewinnen. Zwischen sinnvollem Handeln und emotionalem Trading liegen jedoch Welten. Ein wichtiger Punkt für den erfolgreichen Handel ist Geduld. Die Kurse sind ständig in Bewegung und hinter jeder Bewegung steckt ein potentieller Gewinn. Als Trader und Investor sollten Sie sich davon aber nicht blenden lassen. Es gibt Phasen, in denen es sich einfach nicht lohnt, an diesen Bewegungen teilzunehmen. Entweder ist die Wahrscheinlichkeit nicht klar genug zu erkennen oder aber wir haben Probleme bei der Risikobegrenzung. In Summe entstehen keine lukrativen Trades, der so genannte Erwartungswert ist kleiner null oder nicht groß genug, um es wert zu sein, das Risiko einzugehen.

Ich denke jedem von uns ist klar, dass es Situationen gibt, in denen es einfach besser ist, die Füße stillzuhalten und abzuwarten. Interessanter wird es, wenn ich behaupte, dass diese Phasen überwiegen. Wirklich gute Chancen/Erwartungswerte gibt es tatsächlich nur selten. Ich brauche nur auf mein heutiges Dax-Trading schauen. Ich agiere im Minutenchart und habe bereits 64 Kerzen gesehen. Als Scalper trade ich grundlegend sehr kurzfristig und hätte theoretisch 64 Chancen gehabt. Gemacht habe ich bisher aber nur einen Trade. Selbst wenn ich noch ein oder zwei Chancen beispielsweise durch das Schreiben dieses Artikels verpasst habe, an der Tatsache, dass ich die meiste Zeit hätte geduldig warten müssen, ändert dies nichts.

Wenn Sie also zukünftig die Aktienlandschaft nach interessanten Tradingchancen screenen, lassen Sie sich nicht von ihrer Angst, etwas zu verpassen hetzen. Wählen Sie Ihre Trades sorgfältig aus. Wie ist die Wahrscheinlichkeit? Passt das CRV? Liegt wirklich eine gute Tradingchance vor oder lasse ich mich gerade wieder nur von meinen Emotionen (FOMO) hetzen? Das sind wichtige Fragen, die Ihnen helfen werden, ihre Performance zu verbessern.

Viel Erfolg

Ihr Tradingcoach Rene Berteit

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