Strategisch investieren – aber wie?
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Vor jeder Strategie steht die Bestimmung der eigenen Risikokapazität. Denn zunächst muss man sich als Anleger überlegen, welches Anlageziel erreicht werden soll. Das hängt von den verschiedensten Faktoren ab: vom jeweiligen Alter des Anlegers, von den Einkommens- und Vermögensverhältnissen, der eigenen Risikobereitschaft oder dem Vermögen, gegebenenfalls auch zwischenzeitliche Verluste tragen zu können, der jeweiligen Lebenssituation sowie der Erfahrung am Finanzmarkt. Daraus ergeben sich dann die jeweiligen Anlageziele und die möglichen Strategien, mit denen diese erreicht werden können. Und nicht alle sind für jeden Anlegertyp geeignet. Denn die Palette reicht von defensiven über ausgewogene bis hin zu sehr offensiven Strategien. Zudem sind manche Strategien auch nur temporär entsprechend der jeweiligen Marktsituation einzusetzen.
Der Anleger kann sich wie in einem Baukasten dieser Strategien bedienen, häufig sind sie auch miteinander kombinierbar. Nachfolgend die bekanntesten Anlagestrategien:
Value-Strategie
Anleger setzen bei dieser Strategie auf werthaltige, unterbewertete Unternehmen. Diese weisen ein niedriges Kurs-Buchverhältnis auf. Sie verfügen über eine langjährige gute Marktposition und weisen eine stabile Gewinnentwicklung auf. Grundlage dieser Strategie ist eine Analyse wichtiger fundamentaler Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite, Gewinnwachstum oder Markt-Buchwert-Verhältnis des jeweiligen Unternehmenswertes. Die Strategie eignet sich für Anleger, die bereit sind, ein Aktienmarkt-Risiko einzugehen, aber dabei sicherheitsorientiert auf solide Unternehmen setzen, die in der Regel eine niedrige Wertschwankung aufweisen.
Growth-Strategie
Bei dieser Strategie setzt der Anleger weniger auf Einzelunternehmen sondern auf künftige Wachstumsbranchen. Meistens handelt es sich dabei noch um junge Unternehmen, die häufig noch keine schwarzen Zahlen schreiben. Denn um sich am Markt durchzusetzen, müssen die Firmen häufig größere Mittel in Entwicklung, Forschung und Vertrieb investieren. Gehandelt werden hierbei Zukunftsträume, der Anleger spekuliert darauf, dass das Unternehmen aufgrund der hohen Innovationskraft überdurchschnittliche Gewinne erzielen wird.
Der Anleger setzt dabei in der Regel auf Hochtechnologie-Aktien. Setzt sich das Unternehmen am Markt durch, erzielt der Anleger häufig überdurchschnittliche Renditen. Da es sich jedoch um junge Unternehmen handelt, die nicht immer rentabel sind, besteht auch das Risiko, dass die gehandelten Zukunftsträume sich in Luft auflösen. Die Strategie eignet sich deshalb insbesondere für spekulative Anleger.
Buy-and hold-Strategie
Die Strategie befolgt den Rat des verstorbenen Börsengurus André Kostolany: „Kaufen April 2013 Sie sich eine gute Aktie, gehen Sie in eine Apotheke, kaufen Sie ein Schlafmittel und schlafen, schlafen, schlafen Sie – und wenn Sie nach 5 Jahren aufgewacht sind, werden Sie sehen, dass Sie Geld verdient haben.“ Der Anleger reagiert hierbei überhaupt nicht auf kurzfristige Bewegungen am Markt.
Die Strategie eignet sich für Anleger, die auf langfristig solide Werte setzen. Börsencrashs werden ausgesessen, in der Hoffnung, dass die Börsenkurse auch wieder steigen. Kritiker halten diese Anlagestrategie für veraltet, da sich angesichts von Algorithmus-Handel und immer politischeren Börsen die Marktsituationen immer schneller ändern. Allerdings ist die Strategie nervenschonend und spart erhebliche Transaktionskosten. Studien zeigen, dass die Strategie über längere Zeiträume aufgeht.
Momentum-Strategie
Der Momentum-Investor versucht Seitwärtsmärkte möglichst auszusparen und kauft opportunistisch vor allem Aktien, die sich im Aufwärtstrend befinden oder bei denen in Kürze einen beschleunigten Anstieg erwartet wird. Als Hilfsmittel dienen ihm dabei häufig auch technische Kriterien, allen voran der Momentum-Indikator. Dieser zeigt an, wann sich der Kursanstieg einer Aktie beschleunigt. Integraler Bestandteil dieser Strategie ist auch der Einsatz sogenannter Stop-Loss-Marken. Diese Verkaufslimits werden ausgelöst, sobald eine Aktie ein bestimmtes Kursniveau unterhalb des bisherigen Kurses erreicht. Damit versucht der Momentum-Anleger, seine Verluste zubegrenzen, falls eine Aufschwungphase unerwartet endet. Die Anlagestrategie geht mit dem aktuellen Trend. Es ist ratsam, sich auch entsprechend in der Charttechnik Wissen anzueignen. Sie eignet sich nur für Aufwärtsmärkte und kann daher nur temporär eingesetzt werden.
Dividenden-Strategie
Laut einer Studie trugen Dividenden europäischer Aktien zu 42 Prozent an der annualisierten Gesamtrendite bei. Gerade in unsicheren Aktienzeiten oder in Zeiten niedriger Zinserträge bei festverzinslichen Anleihen lohnt es sich daher, auf Aktien mit hoher Gewinnausschüttung zu setzen.
Wichtig ist dabei zu beachten, dass der Anleger nicht nur auf die aktuelle Situation achtet, sondern auf die Nachhaltigkeit der Ausschüttung. Dividenden-Prognosen bieten dem Anleger dabei eine Entscheidungshilfe, ebenso wie die Einschätzung künftiger Gewinnerwartung.
Size-Strategie
Hierbei unterscheidet der Anleger nach der jeweiligen Unternehmensgröße: Blue Chips (größte Unternehmen eines Landes), Mid Caps (mittelständische Unternehmen) sowie Small Caps (kleinere Unternehmen. Je größer die Unternehmen sind, desto geringer sind in der Regel die Wertschwankungen nach oben als auch unten. Für sicherheitsorientierte Anleger eigenen sich in der Regel eher Blue-Chips. Sie bieten zwar häufig nicht überdurchschnittliche Renditen, sind aber in negativem Börsenumfeld geringeren Verlusten ausgesetzt. Kleinere Unternehmen dagegen profitieren in Aufwärtsphasen überdurchschnittlich, in Abwärtsphasen verlieren sie jedoch ebenso gehebelt. Sie sind eher für spekulative orientierte Anleger geeignet.
Core and Satellite-Strategie
Unterschieden wird bei der Anlagestrategie zwischen einer Kernbestandteil im Depot (Core), der gemäß der eigenen Anlagestrategie breit diversifiziert unter Beachtung der jeweiligen Risikokapazität strukturiert ist, sowie einem beigeordneten kleineren Anteil des Kapitals (Satellite), der in der Regel etwas spekulativer ausgerichtet ist, um mit diesem „Spielgeld“ zusätzliche Erträge fürs Depot zu generieren. Der solide Kernbestandteil sorgt dabei für eine langfristige Anlagestrategie, der eher spekulative Satellite-Anteil wird kurzfristig unter Beachtung der aktuellen Marktsituation genutzt als Turbo für die Depotrendite. Die Anlagestrategie bietet insbesondere dem Langfrist-Anleger eine gute Möglichkeit, sich mit einem kleinen Anteil seines Vermögens auch spekulativer am Markt zu bewegen. Sie lässt sich auch hervorragend mit anderen Strategien verknüpfen.
Trendfolge-Strategie
Trendfolge-Handelsansätze versuchen, gewinnbringend in bereits erkennbare Kurstrends einzusteigen, indem sie bei steigenden Kursen kaufen und bei fallenden Kursen – wenn es das Anlageinstrument zulässt – leer verkaufen (short gehen). Sie steigen wieder aus, sobald der Trend „bricht“. Basis für die Strategie sind historische Kursdaten. Indikator ist dabei in der Regel die 200-Tage-Linie, die sich aus Durchschnittswert der vergangenen 200 Kurse ergibt. Wird diese nach oben durchbrochen, wird von einem Aufwärtstrend als Kaufsignal gesprochen, bei einer Verletzung nach unten spricht man vom Abwärtstrend (Verkaufssignal).
Der Anleger setzt hierbei auf eine opportunistische, zyklische Anlagestrategie, die jedoch auf vergangenheitsorientierten Daten beruht. Die Strategie funktioniert in der Regel nur in Phasen klarer Trends, weniger in Seitwärtsmärkten. Die Anlagestrategie kann Verluste in Abwärtsphasen begrenzen, der Anleger ist dafür aber auch in Aufwärtsphasen aufgrund des Aufsetzens auf einen bereits anhaltenden Trend nur teilweise an der positiven Wertentwicklung beteiligt. Im schlimmsten Fall ändert sich dann genau der Trend.
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