Wissensartikel
09:49 Uhr, 15.09.2022

Im Bärenmarkt Aktien lieber zu früh oder zu spät kaufen?

Wer die Wahl hat, kauft natürlich direkt beim Tief. In der Praxis gelingt das kaum. Ist es also besser früh oder spät einzusteigen?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.946,01 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.094,04 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Wie schwierig es ist, das Tief eines Bärenmarktes zu erwischen, zeigte sich in den vergangenen Monaten. Der Abwärtstrend begann zu Jahresbeginn geordnet und endete vorläufig mit Panikverkäufen zu Beginn des Ukrainekriegs. Der US-Markt konnte sich in den darauffolgenden vier Wochen erholen. Rückblickend wissen wir, dass es die erste Bärenmarktrally war.

Der Markt tendierte danach bis Mitte Juni wieder abwärts. Neue Tiefs wurden ausgebildet. Die Erholung von Mitte Juni bis Mitte August brachte viele Zweifel am Bärenmarkt. Einige riefen sogar einen neuen Bullenmarkt aus. Mit Sicherheit lässt sich nicht widerlegen, dass der Bärenmarkt noch nicht vorbei ist.

Genau diese Unsicherheit macht es schwierig, eine Kaufentscheidung zu treffen. Erst rückblickend wird klar, ob es sich bei einer Erholung um eine Bärenmarktrally oder um den Beginn eines neuen Bullenmarktes handelt. In den meisten Fällen ist sechs Monate nach Erreichen des Tiefs offensichtlich, ob es sich um eine Bärenmarktrally oder einen neuen Bullenmarkt handelt.

Wer Sicherheit will, wartet nach markanten Tiefs wie Mitte Juni ein halbes Jahr ab und entscheidet dann über einen Kauf. Ein halbes Jahr zu warten kann wie eine Ewigkeit wirken, macht statistisch allerdings Sinn. Um das zu verdeutlichen, genügt ein Blick auf die Performance, die ein Anleger erzielt, wenn er sechs Monate vor oder nach einem Bärenmarkttief kauft.

Sechs Monate vor dem Tief zu kaufen bedeutet, dass man zu früh dran ist und in den Abwärtstrend hineingekauft hat. Wer dies tut und Aktien ein Jahr lang hält, muss häufig eine negative Performance ausweisen. Wer die Haltedauer auf zwei Jahre verlängert, verbessert die Performance (Grafik 1).

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Alternativ dazu kauft man sechs Monate nach dem Tief. In diesem Fall ist die Performance ein Jahr später nicht zwangsläufig besser als beim Kauf sechs Monate vor dem Tief und einer Haltedauer von zwei Jahren (sechs Monate vor dem Tief zu kaufen und zwei Jahre Haltedauer entspricht dem gleichen Endpunkt wie sechs Monate nach dem Tief zu kaufen und ein Jahr lang zu halten).

Dies war in den Korrekturen und Crashs seit der Finanzkrise der Fall. Wer in den Abwärtstrend hineinkaufte, konnte am Ende eine höhere Performance ausweisen. Der Grund dafür ist einfach. Es handelte sich um kurze, wenn auch schmerzhafte, Korrekturen und Bärenmärkte. Der aktuelle lässt sich bereits jetzt mit hoher Sicherheit als ein längerer klassifizieren. In diesen Fällen, wie zur Zeit der Finanzkrise, zur Jahrtausendwende oder in den meisten anderen, längeren Bärenmärkten, ist die Performance besser, wenn man später kauft.

Im Durchschnitt liegt die Performance bei gleichem Endpunkt beim Kauf sechs Monate nach dem Tief am höchsten. Besonders erfreulich ist die Trefferquote. Bisher konnte in 100 % der Fälle eine positive Performance erzielt werden (Grafik 2).

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Gerade bei längeren und schwierigen Korrekturen (die aktuelle gehört dazu), zahlt sich Geduld beim Kauf von Aktien aus. Im Zweifelsfall heißt es, lieber zu spät als zu früh kaufen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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