Wissensartikel
16:30 Uhr, 27.01.2014

Fonds haben ganz unterschiedliche Anlagestrategien

Investmentfonds unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Anlagestrategie. Aktienfonds sind am weitesten verbreitet. Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Fondstypen mit ganz unterschiedlichen Chance-/Risikoprofilen.

Investmentfonds unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Anlagestrategie. Grundsätzlich steht ihnen nahezu das gesamte Anlageuniversum offen. In der Regel beschränken sie sich jedoch auf eine oder wenige Anlageklassen. Anleger können so anhand ihres persönlichen Risikoprofils die geeignete Fondsklasse auswählen. Die folgenden Fondstypen stehen zur Auswahl:

  • Aktienfonds

Aktienfonds investieren schwerpunktmäßig in börsennotierte Unternehmen. Der Fonds wird so zum Teilhaber der Unternehmen und ist dementsprechend an deren Gewinnen und Verlusten beteiligt. Die Wertentwicklung der Fondsanteile ist vom Kurs der Aktien und den ausgeschütteten Dividenden abhängig. Aktienfonds können ganz unterschiedliche Anlageschwerpunkte haben. Während manche Fonds weltweit Aktien kaufen, konzentrieren sich andere Fonds auf bestimmte Regionen, Länder oder Branchen.

Ein Aktienfonds kann mit bis zu 100 Prozent des Vermögens in Aktien investiert sein. In schwachen Börsenzeiten hat der Fondsmanager aber auch die Möglichkeit, einen Teil des Geldes umzuschichten und in sichere Anlageformen zu parken. Hierfür kommen insbesondere Geldmarktinstrumente in Frage. Aktien bieten auf lange Sicht die höchsten Renditechancen, die Kursschwankungen sind aber höher als bei anderen Anlageklassen.

  • Rentenfonds

Rentenfonds investieren in verzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen. Sie können Schwerpunkte auf bestimmte Regionen, Emittenten, Währungen oder Laufzeiten setzen. Die wichtigste Ertragskomponente sind die Zinsen. Bei Fremdwährungsanleihen können die Wechselkurse die Wertentwicklung des Fonds beeinflussen. Der Kurs einer Anleihe ist während der Laufzeit vor allem vom Zinsniveau abhängig. In Phasen sinkender Zinsen steigt der Kurs. Auf der anderen sinkt der Kurs, wenn das Zinsniveau anzieht. Am Ende der Laufzeit werden verzinsliche Wertpapiere aber immer zum Nominalwert zurückgezahlt.

Aufgrund regelmäßiger Zinserträge und geringerer Kursschwankungen sind Rentenfonds risikoärmer als Aktienfonds. Dafür sind die Renditeerwartungen ebenfalls geringer. In Niedrigzinsphasen haben Rentenfonds oft Probleme, eine attraktive Rendite zu erzielen, da die Kosten einen Teil der ohnehin niedrigen Zinserträge auffressen. Diesen eher geringen Renditeerwartungen steht ein erhöhtes Risiko durch Kursverluste in Folge wieder anziehender Zinsen gegenüber.

  • Mischfonds

Mischfonds dürfen in verschiedene Anlageklassen investieren. In der Regel werden Aktien und Anleihen kombiniert. Der Fondsmanager kann damit flexibel auf die unterschiedlichen Marktphasen reagieren und bei sinkenden Börsenkursen verstärkt auf Anleihen setzen. Je nach Fondsbedingungen sind aber auch andere Anlagen wie Rohstoffe oder Währungen möglich. Durch das weitgefächerte Investitionsspektrum ist die Risikostreuung noch größer als bei reinen Aktienfonds. Ein aktives Management ermöglicht eine laufende Anpassung der Gewichtungen der verschiedenen Anlageklassen.

  • Geldmarktfonds

Geldmarktfonds investieren in kurzlaufende verzinsliche Wertpapiere mit einer Restlaufzeit von wenigen Wochen bis zu maximal zwölf Monaten sowie in Bankguthaben. Sie dürfen nur Geldmarktinstrumente erwerben, deren Emittenten eine gute bis sehr gute Schuldnerqualität aufweisen.

Durch die kurzen Restlaufzeiten gibt es bei Geldmarktfonds keine nennenswerten Kursschwankungen, da sich eventuelle Zinsänderungen kaum auf den Kurs der gehaltenen Papiere auswirken. Zudem ist die Rückzahlung der Anleihen zum Nennwert absehbar. Die Rendite entspricht in etwa den aktuellen Marktzinsen im Handel zwischen Banken. Das in Geldmarktfonds investierte Kapital ist täglich verfügbar. Geldmarktfonds sind damit eine gute Alternative zu Tagesgeldkonten.

  • Garantiefonds

Garantiefonds werden aufgelegt, um risikoscheuen Anlegern die Partizipation an Erträgen aus risikoreichen Anlageklassen wie Aktien, Rohstoffen, Immobilien und Hedgefonds zu ermöglichen – bei geringer Gefahr von Verlusten. Weil Garantiefonds Anleger in hohem Maße vor Verlusten schützen, sind diese Produkte gerade in volatilen Börsenphasen gesucht. Die hohe Sicherheit hat jedoch ihren Preis: Gegenüber einem Direktinvestment fällt eine deutlich geringere Rendite an. Zwar legen die Kurse von Garantiefonds zu wenn der Aktienmarkt boomt – die Zuwächse sind allerdings gering. Garantiefonds investieren die Anlegergelder in Aktien und ähnliche Papiere sowie in Zinspapiere und andere sichere Investments. Emittenten dieser speziellen Fonds geben Anlegern eine Garantie: Diese reicht je nach Fondsausgestaltung von Verlustbegrenzung bis hin zur Zusicherung einer bestimmten Mindestrendite.

Kritiker raten von Garan­tiefonds ab; sie würden sich nicht lohnen: Zu hohen Kosten stehe eine schwache Rendite gegenüber. Garantiefonds werden deshalb von Branchenkennern auch schon mal als „Rheumadecke unter den Geldanlagen“ bezeichnet.

  • Dachfonds

Dachfonds investieren in eine Auswahl von Fonds, sogenannte Subfonds. Dabei streuen Dachfonds die Anlegergelder über mindestens fünf Fonds aus den Kategorien Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Misch- und offene Immobilienfonds. Zwar führt die Streuung über verschiedene Fondsklassen hinweg oft zu einer etwas geringeren Rendite, sichert dafür aber eine stabile Wertentwicklung aufgrund des reduzierten Risikos.

In Deutschland zugelassene Dachfonds dürfen maximal 20 Prozent des Vermögens in einen einzelnen Sub- oder Unterfonds investieren. Darüber hinaus darf ein Dachfonds maximal zehn Prozent der Anteile eines Subfonds halten.

Dachfonds werden zusätzlich in zwei Varianten unterschieden: Zum einen sind Dachfonds von Emittenten am Markt, die ausschließlich in die eigenen Produkte investieren. Zum anderen können Anleger in Dachfonds investieren, die sich an Investmentfonds konkurrierender Investmentgesellschaften beteiligen. Bei der ersten Variante fallen geringere Kosten an, weil Verwaltungsgebühren auf der Grundlage gesetzlicher Vorschriften nur einmal erhoben werden dürfen. Hier gilt jedoch zu beachten, dass hauseigene Dachfonds unter Umständen ein Vehikel sind, um schlecht laufende eigene Fonds in neuer Verpackung auf den Markt zu bringen.

Dachfonds sind vergleichsweise günstig im Erwerb. Durch die Streuung der Anlegergelder über mehrere Fonds fallen Risiko und Chancen etwas geringer aus als bei direkten Investments in einen Einzelfonds.

Erst seit 1998 sind Dachfonds in Deutschland zugelassen. Aufgrund der Unübersichtlichkeit ihrer Vermögensanlagen, daraus entstehenden Risiken für Kapitalanleger und nicht zuletzt wegen der Mehrfachkostenbelastung von Fondszeichnern waren Dachfonds bis dahin tabu.

  • Offene Immobilienfonds

Offene Immobilienfonds sammeln Anlegergelder und investieren sie in attraktiven Büro- oder Einzelhandelsgebäuden im In- und Ausland. In Abhängigkeit von der Höhe der eingezahlten Gelder werden Anleger zu Mit-Eigentümern der in Offenen Immobilienfonds verwalteten Immobilien. Die Fonds tragen den Zusatz „offen“, weil der Käuferkreis nicht begrenzt ist – im Gegensatz zu geschlossenen Immobilienfonds. Anleger können ihre Anteile auf der Grundlage neuer gesetzlicher Regeln nicht mehr jederzeit veräußern; der Anlagehorizont ist mittel- und langfristig ausgelegt.

Seit Juli 2013 gelten für Investitionen in Offene Immobilienfonds neue Sonderregeln: Der Gesetzgeber hat eine Mindesthaltedauer von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten vorgesehen. Das soll verhindern, dass Anleger geschlossen ihre Gelder abziehen können �� wodurch Offene Immobilienfonds im Zuge der Finanzkrise rasch in Schwierigkeiten geraten waren.

Offene Immobilienfonds gehören zur Fondsklasse Investmentfonds. Weil das Geld der Anleger getrennt vom Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft als Sondervermögen verwaltet wird, sind bei einer etwaigen Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft die Einlagen der Anleger geschützt.

  • Hedgefonds

Hedgefonds gelten als Alleskönner: Sie unterliegen keinen strengen Anlagerichtlinien und können daher hohe Renditen erwirtschaften – allerdings bei gleichzeitig hohen Risiken. Um ihre Strategien umzusetzen, setzen Hedgefonds vor allem Derivate ein, die zugleich zur Absicherung (Hedging) dienen. Zuweilen wird auch mit Fremdkapital bzw. Krediten gearbeitet, um Hebeleffekte zu erzielen.

Mit Hedgefonds können Anleger auf ein breites Spektrum von Strategien zurückgreifen: Anlagen in Aktien, Rentenpapiere oder Investments in Options- und Futuregeschäfte sind ohne Einschränkungen möglich. Hedgefonds nutzen beide Marktrichtungen aus; sie können sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen profitieren. Sie haben damit eine geringe Korrelation zu den Aktienmärkten, verfügen über eine überragende Performance und bieten sich damit zur gezielten Portfoliodiversifikation an.

Die Haltefristen einer Hedgefondsbeteiligung liegen in der Regel zwischen wenigen Monaten und einigen Jahren. Den im Vergleich zu anderen Investmentfondsklassen höheren Erträgen stehen auch höhere erfolgsabhängige Gebühren gegenüber: Die hoch spezialisierten Hedgefondsmanager beanspruchen für sich 15 bis 20% des erzielten Gewinns als Vergütung.

Der deutsche Gesetzgeber sieht vor, den Zugang zu hoch spekulativen Hedgefonds für Privatanleger sehr stark zu reglementieren. In- und ausländische Fondsgesellschaften dürfen Fonds-Anteile nur noch an professionelle oder semi-professionelle Anleger veräußern. Kleinanleger sollen damit vor besonders risikoreichen Anlagen geschützt werden. Damit knüpft der Gesetzgeber an eine Regelung an, die bis zum Jahr 2004 galt: Bis zu diesem Jahr waren Hedgefonds in Deutschland verboten.

  • Zertifikatefonds

Zertifikatefonds investieren das Geld der Anleger in eine Auswahl von Zertifikaten. Anleger können damit auf die Erfahrung und den Marktüberblick spezialisierter Fondsmanager zurückgreifen.

Zertifikate gehören zu den Derivaten und haben die Eigenschaft, auch bei sinkenden Kursen Gewinne erwirtschaften zu können. Dieses sehr flexible Instrument zur Kapitalanlage bietet innerhalb von Zertifikatefonds außerdem den Vorteil, dass erworbene Fondsanteile zum Sondervermögen der Fondsgesellschaft gehören und damit sicher vor einer etwaigen Insolvenz der Gesellschaft sind. Wird direkt in Zertifikate investiert, besteht diese Sicherheit nicht.

Zertifikate-Fonds investieren in der Regel entweder in Bonuszertifikate, Expresszertifikate oder Discountzertifikate. Anleger können somit aus drei unterschiedlichen Anlagestrategien auswählen. Zertifikatefonds können aus hauseigenen Werten und Papieren des Emittenten zusammengestellt werden. Fondsmanager können aber auch auf die Gesamtheit verfügbarer Instrumente zurückgreifen. Zertifikatefonds bieten fondsorientierten Privatanlegern damit die Möglichkeit eigene Investitionsziele realisieren können.

  • Indexfonds

Seit dem Jahr 2000 werden Indexfonds auch in Europa angeboten. In Deutschland können Anleger aus mehr als 1.000 Produkten auswählen, die zusammen mehr als 200 Milliarden Euro schwer sind. Die Beliebtheit kommt nicht von ungefähr: Indexfonds gelten als einfach, transparent und kostengünstig.

Die Zusammensetzung der Fonds orientiert sich an einem Index, etwa einem Aktienindex oder einem Rentenindex. Der jeweilige Fonds ist damit an die Entwicklung des Index gekoppelt, auf den er sich bezieht. Zwar können Indexfonds damit nie höher steigen als der zugrundeliegende Index – sie können aber auch nicht stärker fallen.

Im Gegensatz zu konventionellen Investmentfonds erheben Emittenten auf Indexfonds deutlich geringere Verwaltungsgebühren. Die meisten Indexfonds sind sogenannte Exchange Traded Funds (ETF) – also börsengehandelte Fonds. Sie lassen sich genauso flexibel kaufen und verkaufen wie Aktien.

Anleger sollten beachten, dass es erhebliche Unterschiede zwischen Fondsanbietern und einzelnen Fonds gibt. Somit können Indexfonds auch unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Anleger sollten vor diesem Hintergrund auf große und erfahrene Anbieter setzen. Sie bieten oft einen günstigen Kostenrahmen und greifen auf spezialisierte Anlage-Experten und erprobte Analyse-Systeme zurück.

  • Spezial- und Themenfonds

Themenfonds sind weder geographisch noch sektorspezifisch ausgerichtet, sondern auf ein bestimmtes Thema spezialisiert. So gibt es Themenfonds zu Biotechnologie, Gesundheit, 3-Druck, OLEDs, Wasser, Rohstoffen oder Luxusgüterherstellern. Bemerkenswert dabei: Viele Spezialfonds sind sogar stabiler als breit gestreute konventionelle Aktienfonds. Bei Spezialfonds kommt es immer auf die jeweilige Managementleistung an. Die Fondsmanager kleiner Gesellschaften können oft schon deshalb erfolgreicher sein, weil sie nicht stur einen rigiden Index nachbilden müssen. Sie sind in der Wahl der Mittel frei und können deshalb oft ansehnliche Renditen erwirtschaften. Vor allem dann, wenn die Ära eines neuen Themas beginnt, eröffnen sich Anlegern mit Themenfonds beste Chancen. Kurzfristig orientierte Anleger können dann ansehnliche Gewinne erwirtschaften. Sicherheitsorientierte Investoren mit langfristigem Anlagehorizont sollten mit Zurückhaltung in Themenfonds investieren.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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