Wissensartikel
09:31 Uhr, 29.10.2013

Drei Mythen rund um die Charttechnik

Ist die Analyse von Chartverläufen ein großer Schwindel, steckt in Wahrheit nichts dahinter? Oder ist das Konzept letztlich doch fundiert?

Esoterik, Hokuspokus, Malen nach Zahlen? Die Methode der Technischen Analyse muss sich mit allerlei Vorurteilen auseinandersetzen. 3 Mythen und ihre Widerlegung

1. Charttechnik ist Kaffeesatzleserei

Dieses Argument besagt, dass man „aus Linien nichts herauslesen kann“. Implizite Unterstellung ist natürlich, dass angelegte Trendlinien/-kanäle völlig willkürlich und rein subjektiv gesetzt werden.

>>> Das Konzept von Trends, Unterstützungen und Widerständen ist fundiert. Eine Unterstützung entsteht nicht aus Zufall oder weil jemand eine Linie anlegt, sondern ergibt sich aus dem kollektiven Marktverhalten an bestimmten Kursmarken. Das gleiche gilt für Widerstände und Trends.

2. Man kann aus der Vergangenheit nicht auf die Zukunft schließen

Was letztes Jahr war geschah letztes Jahr, und es hat nicht den geringsten Einfluss auf das, was geschehen wird. Die Zukunft ist nicht determiniert, niemand kann wissen, was passiert

.
>>> Die menschliche Psyche ändert sich im Laufe der Menschheitsgeschichte kaum, deswegen wird die Reaktion der Masse in ähnlichen Situationen auch ähnlich ausfallen.Natürlich weiß niemand vorher, was passieren wird, es geht um die Reaktionen der Marktteilnehmer. Das ist unter anderem die Grundlage für die Formationsanalyse.

3. Charttechnik funktioniert, weil sich die Marktteilnehmer nach ihr richten

Dieser Einwand gibt zu, dass „Charttechnik funktioniert“. Allerdings nur, weil die Marktteilnehmer danach handeln („Selffulfillig Prophecy“).

>>>Tatsächlich lässt sich anhand alter Charts nachweisen, dass Charttechnik bereits funktionierte, bevor sie die Massen erreichte. Im Gegenteil ist es ein zunehmendes Problem, dass sich ein großer Teil der Marktteilnehmer rein technisch verhalten. Denn der große Vorteil des Technischen Analysten ist ja, dass er an der kollektiven Einschätzung der Fundamentalanalysten teilhaben kann (die sich im Kurs widerspiegelt), ohne selbst fundamental zu analysieren. In dem Maße, wie die fundamentale Analyse an Bedeutung verliert, werden technische Signale unzuverlässig. Im Extremfall, indem JEDER Marktteilnehmer technisch agiert, wären Fehlsignale nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.

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Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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