Wissensartikel
16:45 Uhr, 22.07.2020

Die wichtigsten Orderarten, die Du kennen solltest!

Wer handeln will, muss seinen Wunsch der Börse & und dem Markt mitteilen! Willkommen in der Welt der Order und Ordertypen! Hier ist dein Einsteigerguide!

Auf dem Weg zum erfolgreichen Anleger und Trader sind einige Hürden zu meistern. Dazu gehört natürlich auch das Wissen um die verschiedenen Orderarten und Ordertypen. Wenn Du Dir einen Überblick über diese verschaffen willst, bist Du hier genau richtig! Also lass uns gleich loslegen! Hier sind die wichtigsten und gängigsten Orderarten!

Market-Orders

Market-Orders sind die Orders, die beim Kauf als „Billigst“ und beim Verkauf als „Bestens“ tituliert sind. Der Kauf erfolgt also zu dem in dem Moment billigsten verfügbaren Preis des gewählten Handelsplatzes, der Verkauf zum bestmöglichen, erzielbaren Preis.

Der Anleger gibt somit kein Limit an (keinen maximalen Einkaufspreis oder minimalen Verkaufspreis), sondern akzeptiert die sofortige Ausführung unabhängig vom Preis.

Auf Market-Orders sollte zurückgegriffen werden, wenn man als Anleger schnell agieren will und sicherstellen möchte, dass die Order in jedem Fall ausgeführt wird, egal wie viel sich der Preis im Zeitraum zwischen Aufruf des Orderformulares und der tasächlichen Orderausführung verändert hat. Dies kann beim Market-Kauf aufgrund eines plötzlichen starken Anstiegs notwendig werden und umgekehrt beim Market-Verkauf bei einer unvermittelt einsetzenden Abwärtsbewegung.

Aufgrund der englischsprachigen Dominanz im Börsengeschäft arbeiten einige Broker auch mit den alternativen Begriffen "Market Buy" (Kauf) und "Market Sell" (Verkauf).

Limit-Orders

Hat man es mit einem sehr volatilen, also von schnellen, starken Schwankungen geprägten Markt zu tun, kann eine Market-Order zu ungünstigen Ein- oder Ausstiegspreisen führen, weil diese in jedem Fall ausgeführt wird.

An dieser Stelle lohnt es sich auf Limit-Orders zurückzugreifen, wenn eine sofortige Ausführung nicht erste Priorität ist. Der Käufer legt mit einer Limit-Order den maximalen Preis fest, zu dem er die Titel erwerben will, während der Verkäufer einen minimalen Preis angibt zu dem er bereit ist, sie abzustoßen.

Können diese vom Trader bzw. Investor vorgegebenen Preise im Moment der Orderaufgabe nicht erzielt werden, kommt es nicht zur Ausführung und die Orders bleiben im Markt, solange diese gültig sind. Die Gültigkeitsdauer lässt sich bei Orderaufgabe festlegen.

Exkurs: Gültigkeitsdauer bei der Orderaufgabe

Der Anleger kann bei seinem Onlinebroker in der Ordermaske angeben, wie lange die gleich aufgegebene Order gültig ist. D.h. wie lange sie im System des Brokers aktiv ist und auf die Ausführung "wartet".

Gebräuchlich sind bei allen Arten von Ordertypen (bis auf Market-Orders, die ja direkt ausgeführt werden) die Gültigkeitsdauern:

  • "Tagesgültig", die am Ende des Handelstages erlischt bzw. automatisch gestrichen wird
  • "Gültig bis ultimo", die am letzten Handelstag des laufenden Monats erlischt bzw. automatisch gestrichen wird
  • "Gültig bis Streichung" bzw. im Englischen "Good till canceled", bei der keine zeitliche Beschränkung vorliegt

Eine weitere Verwendung der Limit-Order leitet sich unmittelbar aus der Tatsache ab, dass bspweise beim Kauf ein Maximalpreis vordefiniert wird: Möchte man bei einer Aktie nur zu einem bestimmten, aktuell wesentlich niedrigeren Kurs einsteigen, kann man dort ein Limit setzen. Dieses Limit wird erst ausgeführt, wenn der Kurs des Basiswertes entsprechend weit zurückgekommen ist. Daher ist die Limit-Order besonders bei Anlegern beliebt, die antizyklische Strategien mit besonders günstigen Einstiegskursen anwenden oder erste Aktienpositionen nahe markanter Tiefpunkte oder charttechnischer Unterstützungen eingehen wollen.

Im unteren Beispiel hat der Anleger eine technische Unterstützung bei der Adidas-Aktie ermittelt, in deren Bereich er in Erwartung anschließend steigender Kurse kaufen möchte. Dafür platziert er sein Limit bereits Ende April im Bereich oberhalb der Unterstützung bei 188,00 EUR bei 196,00 EUR und wird Anfang Mai beim erstmaligen Unterschreiten der 196,00 EUR-Marke mit dem nächsten Kurs der Aktie ausgeführt.

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Beispiel für antizyklischen Einstieg über eine Limitorder

Stop-Orders

Um seine Verluste auf einen vorher definierten Prozentsatz des Gesamtkapitals oder einen absoluten Betrag zu begrenzen oder erst nach dem Überschreiten eines vorher definierten Kurses in die Aktie einzusteigen, kann man Stop-Orders (auch Stop-Market-Orders) nutzen. Bei diesen wird eine Market-Order (also eine unlimitierte Order) zum Kauf oder Verkauf ausgelöst, sobald der Preis ein bestimmtes Niveau erreicht hat. Bei beiden Varianten - Einstieg wie Ausstieg per Stop - kommt es in jedem Fall und sofort zur Ausführung, da es sich um Orders ohne Limit handelt.

Bei einer Verkaufsorder spricht man in diesem Zusammenhang auch von einer Stop-Loss-Order. Diese werden als Absicherungsstrategie verwendet, wenn man nicht in der Lage ist, die Entwicklungen am Markt permanent zu verfolgen, aber trotzdem gegen fallende Kurse gewappnet sein will. Um Gewinne abzusichern, kann man die Stop-Loss-Order regelmäßig nach oben nachziehen, bis sie nach unten gerissen wird und es zur Orderausführung kommt.

Anhand des Kursverlaufes von Apple lässt sich zeigen, wie z.B. auch Investoren von Stop-Loss-Orders profitieren: Hier hat der Anleger den Ausbruch über das Allzeithoch bei 327,80 USD zum Kauf der Apple-Aktie genutzt. Anschließend setzte sich der Anstieg der Aktie fort und der Anleger platzierte einen Stop-Loss unterhalb seines Kaufkurses - in diesem Beispiel bei 322,00 USD. Sollte die Aktie in ferner Zukunft unter diese Marke setzen, würden die Aktien also automatisch verkauft und damit der Verlust des Anlegers auf wenige US-Dollar bzw. Prozentpunkte seines Kapitals begrenzt.

Nachdem die Apple-Aktie in den folgenden Wochen weiter gestiegen war, könnte der Anleger jetzt auch den Stop-Loss nach oben anpassen, um damit seine Anteile im Gewinn zu verkaufen.

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Stop-Loss mit späterer Anpassung (rot gestrichelt)

Im Falle eines Kaufes handelt es sich um eine Stop-Buy-Order, die von einigen Brokern auch Start-Buy-Order genannt wird, was den Vorgang treffender beschreibt. Hiermit lässt sich nämlich festlegen, bei welchem Kurs man einsteigen will, wenn man beispielsweise der Überzeugung ist, dass die Kurse einer Aktie erst beim Überschreiten eines bestimmten Niveaus weiter steigen werden.

Am Beispiel der BMW-Aktie lässt sich der Vorteil der Stop-Buy-Order für den Anleger sofort erkennen: Der Anleger möchte zwar in die Aktie investieren, aber das Kursverhalten unterhalb einer Widerstandsmarke oder hier eines relativen Hochs abwarten, das Risiko einer Abwärtsbewegung vermeiden und erst bei einem neuen Kaufsignal in den Wert einsteigen. Daher platziert er eine Stop-Buy-Order knapp oberhalb der aktuellen Handelsspanne, um erst bei deren Verlassen nach oben in den Wert einzusteigen.

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Beispiel für eine Stop-Buy-Order

Stop-Limit-Order

Stop-Limit-Orders sind eine Kombination aus Stop-Order und Limit-Order. Beim Verkauf wird hier eine gewöhnliche Stop-Loss-Order für ein bestimmtes Kursniveau gesetzt. Wenn diese Kursmarke gerissen wird, kommt es zu einer Folgeorder.

Der Unterschied zur Stop-Market-Order ist, dass die Stop-Limit-Order nicht „Billigst“ ausgeführt wird, sondern als limitierte Order ins Orderbuch eingetragen wird, sobald der Stop-Loss-Kurs erreicht ist.

Das Limit muss kleiner oder gleich dem Stop-Loss-Niveau sein und die Order wird wieder nur dann ausgeführt, wenn das Limit beim Verkauf eingehalten werden kann. Wenn sich beim Reißen der Stop-Marke kein Käufer zum eingegebenen Limit findet, wird die Order gelöscht. Man kann also durch eine Stop-Limit-Order, sicherstellen, dass die Order beim Erreichen des Stop-Loss nicht zu einem sehr ungünstigen Kurs ausgeführt wird, wenn der Kurs gerade stark fällt. Aber man geht dadurch auch das Risiko ein, dass die Order nicht ausgeführt wird und man auf seinen Aktien sitzen bleibt. Eine Stop-Limit-Order lässt sich natürlich auch als Kauforder aufgeben. Hier setzt man eine Start-Buy-Order auf das gewünschte Niveau und sichert sich mit einem darüber liegenden Limit, gegen einen zu hohen Einstiegskurs ab. Auch hier besteht aber das Risiko, bei Kurssprüngen nach oben, den Einstieg zu verpassen.

Trailing-Stop-Order

„To trail something“ bedeutet „etwas hinter sich her ziehen“. In diesem Sinne handelt es sich bei einem Verkauf mit einer Trailing-Stop-Order, um eine Stop-Loss-Order die sich einem steigenden Kurs dynamisch nach oben hin anpasst.

Das bedeutet, solange der Wert steigt, bewegt sich das Absicherungsniveau automatisch in gleichbleibendem Abstand zum Kurs nach oben mit. Es bleibt aber an der gleichen Stelle, wenn der Kurs zu fallen beginnt. Erreicht der Kurs das Stop-Niveau, wird die Trailing-Stop-Order zur Market-Order und somit „Bestens“ ausgeführt.

Am Beispiel der SAP-Aktie lässt sich die Funktion und des Vorteil der Trailing-Stop-Loss verdeutlichen:

Der Anleger hat die Aktie für 105 EUR gekauft und setzt einen initialen Stop-Loss auf 94 EUR. Der Abstand für den Trailing-Stop wird auf einen absoluten Wert von 15 EUR gesetzt. D.h. dass der ursprüngliche Stop-Loss solange auf 94 EUR beibehalten wird, bis das Ergebnis der Differenz von aktuellem Höchstkurs minus 15 EUR Trailing-Stop größer ist als der initiale Stop von 94 EUR.

Das ist zum ersten Mal bei 109,01 EUR der Fall (109,01 - 15 = 94,01 EUR). Ab diesem Hoch steigt der Stop-Loss-Level sukzessive an, wenn wie am 09. und 10. April neue Hochs ausgebildet werden. In letzterem Fall steigt der Trailing-Stop bis 99,86 EUR (Tageshoch 114,86 EUR - 15 EUR Trailing-Stop = 99,86 EUR). Steigt die Aktie jetzt auf weitere neue Hochs, wird der Stop-Loss immer um die Differenz von 15 EUR nachgezogen. In Phasen, in denen der Kurs nicht steigt, bleibt er auf seinem alten Niveau und der Anleger so lange investiert, so lange der nachgezogene Stop-Loss nicht unterschritten wurde.

Daran kann man erkennen, dass der Trailing-Stop-Loss ein ideales Instrument ist, um in einem steilen und dynamischen Trend aufgelaufene Gewinne abzusichern oder Teilpositionen mit möglichst hohem Endgewinn zu verkaufen.

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Beispiel für einen Trailing-Stop-Loss

Beim Sonderfall einer Trailing-Stop-Kauforder zieht umgekehrt eine Stop-Buy- bzw. Start-Buy-Order, die als Trailing-Stop-Order ausgeführt wird, entlang eines fallenden Kursverlaufs nach unten mit und wird als Market-Order ins Orderbuch eingetragen, sobald das Stop-Niveau nach oben hin getriggered (also ausgelöst) wird. Auch hier wird die Order sofort „Billigst“ umgesetzt. Das heißt mit fallenden Kursen nähert sich der gewünschte Kaufkurs der Kauforder sukzessive dem aktuellen Kurs an, und zwar um den gewählten Abstand des Trailing-Stop-Buy.

Beide Arten von Verkaufsorders und Kauforders lassen sich auch mit einer Limit-Order zu einer Trailing-Stop-Limit-Order kombinieren, wobei diese wiederum nur ins Orderbuch eingetragen werden, wenn beim Erreichen des Stop-Niveaus ein Preis erzielt werden kann, der dem Limit gerecht wird.

One-Cancels-Other-Order (OCO)

Eine One-Cancels-Other-Order (OCO) ist eine Kombinationsorder, die prinzipiell aus zwei gleichzeitig aufgegebenen Orders besteht. Wenn eine der beiden eingetragenen Orders ausgeführt wird, kommt es zur sofortigen Löschung der anderen. Plant man einen Verkauf mit diesem Ordertypus, begrenzt man sein Risiko nach unten durch eine Stop-Limit-Order, während über dem derzeitigen Kurs eine Limit-Order positioniert wird, mit der Gewinne beim Erreichen eines individuellen Kursziels gegebenenfalls automatisch realisiert werden. Dadurch ist man nach unten abgesichert und kann bei Wertanstieg aussteigen, ohne dass man die Kursentwicklung durchgehend im Blick behalten muss.

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Beispiel für eine One-Cancels-Other-Order

Die OCO-Order findet auch beim Kauf Verwendung: Man stellt bei einem günstigeren Kurs eine Limit-Order zum Kauf ein und erteilt gleichzeitig eine Start-Buy-/Stop-Buy-Limit-Order bei einem höheren Kursniveau, weil man davon ausgeht, dass der Kurs nach einem Durchbrechen dieser Marke weiteres Aufwärtspotential hat. Wieder wird bei Ausführung einer Order die andere automatisch gelöscht.

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