Wissensartikel
14:51 Uhr, 30.04.2014

1.7. Candlestickcharts und Candlestick-Muster

Die japanischen Kerzencharts (Candle Sticks Charts) sind eine der ältesten und exaktesten Versionen der Chartdarstellung bzw. der Charttypen. Neben Informationen über den aktuellen Verlauf eines Basiswertes lassen sich aus den Candlestick-Chart-Formationen auch direkte Kauf- oder Verkaufssignale ableiten.

Es waren die Japaner, die im 16. Jahrhundert eine Methode der Technischen Analyse entwickelten, um Preise von Reiskontrakten zu analysieren, die an der Börse Osaka gehandelt wurden. Die Technik, derer sich die Japaner damals bedienten und auch noch heute benutzen, nennt sich Candlestick-Chartanalyse und entstand noch vor den heute vor allem im Westen gebräuchlichen Balken- sowie Point & Figure-Charts.


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Candlesticks-Charts: Die Erklärung

Candlestick-Charts zeigen die Eröffnung, das Hoch, das Tief und die Schlusskurse in einem Format, dass den modernen Tagesbalken-Charts sehr ähnlich ist.

Artikel des Autors Steve Nison, welche die Candlestick-Charts erklären, erschienen im „Futures Magazine“ im Dezember 1989 und im April 1990 – Sie sehen, dass es einige Zeit gedauert hat, bis im Westen die östlichen Analyse-Methoden einem breiteren Publikum nähergebracht wurden. Das bekannteste Buch über das Thema Candlestick-Charts ist „Japanese Candlestick Charting Techniques“ von dem eben beschriebenen Autor Steve Nison. Es ist mittlerweile auch in deutscher Sprache erschienen („Technische Analyse mit Candlesticks. Alle wichtigen Formationen und ihr Praxiseinsatz“).

Candlestick-Charts illustrieren Angebot- und Nachfragekonzepte, die durch die klassischen Technischen Analyse-Theorien definiert werden nämlich auf eine visuell sehr ansprechende Art und Weise, dazu im weiteren Verlauf dieser Lesson mehr. Aus den historischen Kursverläufen lassen sich Prognosen für die Zukunft treffen.

Da Candlestick-Charts die Relation zwischen Eröffnungs-, Hoch-, Tief- und Schlusspreisen anzeigen, können sie nicht mit Wertpapieren verwendet werden, die nur Schlusskurse beinhalten. Sie sollten auch nicht bei solchen Wertpapieren angewendet werden, denen die Eröffnungskurse fehlen.

Abbildung 1 

Candlestick Charts: Die Erklärung der Einzelnen Basisformationen. So bauen sich weiße und schwarze Kerzen auf

Die Bewegung vom Eröffnungskurs zum Schlusskurs bildet den Kerzenkörper (siehe Abbildung 1). Der Kerzenkörper ist schwarz, wenn der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs liegt, und der Tagesverlauf somit negativ war. Liegt der Schlusskurs oberhalb des Eröffnungskurses, ist der Kerzenkörper weiß. Die Japaner benutzen statt weißer rote Kerzen. Manchmal sehen Sie jedoch in einem Chart rote und weiße Kerzen, die roten Candlesticks nehmen in diesem Fall meistens die Stelle der schwarzen Candlesticks ein, doch lassen Sie sich nicht verwirren: Es ist aus den Trendbewegungen leicht ersichtlich, wie der jeweilige Chartanwender die Farbkennzeichnung verwendet hat. An dieser Stelle wird schon ersichtlich, dass sowohl der Eröffnungskurs als auch der Schlusskurs für die Analyse der täglichen Kursbewegungen sehr wichtig ist.

Die Kursbewegungen oberhalb und unterhalb des Kerzenkörpers werden als oberer und unterer Schatten bezeichnet. Es gibt noch andere Bezeichnungen für den Schatten. So wird die Linie von der Oberkante des Kerzenkörpers bis zum Höchstkurs auch Docht genannt. Umgekehrt wird die Linie von der Unterkante des Kerzenkörpers bis zum Tiefstkurs auch Lunte genannt. Je nachdem, wie weit die Höchst- beziehungsweise Tiefstkurse vom Kerzenkörper entfernt sind, sind die Schatten entsprechend lang oder kurz.

Candlestick-Charts können auf Charts mit allen Intervallen angewendet werden, es spielt also keine Rolle, ob Sie Wochen-, Tages- oder auch Intraday-Charts für die Analyse verwenden.

Im Vergleich zu den Barcharts stellen sich Candlestick-Charts wie in der nachfolgenden Abbildung 2 dar.

Abbildung 2 

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Neben den Candlestick-Charts gibt es diverse weitere Arten der Chartdarstellung. Hier finden Sie einen kompakten Überblick.

Wichtige Candlestick-Chart Patterns und Analyse

Die Candlesticks werden einzeln nach ihren Formen und gemeinsam mit anderen Kerzen analysiert und gedeutet. Dabei werden verschiedenen Kombinationen unterschiedlich gestalteter Kerzen Namen sowie Bedeutungen für den weiteren Verlauf der Kurse zugeordnet. Eine japanische Candlestick-Formation kann aus einer einzelnen Kerze oder einer Kombination aus mehreren, normalerweise nicht mehr als fünf, Kerzen bestehen.

Die meisten Candlestick-Formationen deuten den Stillstand eines Trends oder eine Trendumkehr an. Candlestick-Formationen, die auf die Fortsetzung eines Trends hindeuten, sind relativ selten. Die Interpretationen einer Trendumkehr in einem Candlestick-Chart hängt sehr mit dem Chartmuster einer Trendumkehr in der Barchart-Analyse zusammen. So kann beispielsweise ein Key-Reversal-Day in einem Barchart auch von einem Bullish-Belt-Hold beziehungsweise einem Bearish-Belt-Hold in einem Candlestick-Chart dargestellt werden (siehe weiter unten).

Ein wichtiger zu beachtender Punkt bei der Beurteilung, ob eine Formation bullish oder bearish ist, ist die Trendrichtung des Marktes vor Ausbildung der Formation. So können zum Beispiel in einem Aufwärtstrend keine bullishen Umkehrformation entstehen. Zwar können die Candlesticks einer bullishen Formation gleichen, doch wenn der Trend abwärts gerichtet ist, handelt es sich nicht um eine bullishe japanische Candlestick-Formation. Genauso können Candlesticks in einem Abwärtstrend keine bearishe Formation besitzen. Aufgrund dessen müssen Sie den Trend bestimmen, bevor Sie eine japanische Candlestick-Formation effektiv nutzen können.

Grundsätzlich dürfen von der Candlestick-Charttechnik keine unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten erwartet werden, denen der Kurs folgen muss.

Vielmehr liefert die Technik der Candlestick-Charts ein momentanes Stimmungsbild der Börsenteilnehmer. Und darin besteht auch die große Beliebtheit von Candlestick-Charts. Sie kommt nämlich ohne eine zeitliche Verzögerung bei der Bestimmung von Signalen aus und stellt auf eine sehr plastische Weise das Anlegerverhalten inklusive einer entsprechenden Voraussage über zukünftige Kursrichtungen dar - ausgedrückt durch das Verhältnis von Eröffnung, Hoch, Tief und Schluss.

In diesem Sinne ist die Candlestick-Chartanalyse ein wichtiges, visuell ansprechendes Trading-Tool, das sich auch sehr gut mit anderen Analyseinstrumenten kombinieren lässt.

Die japanische Literatur verweist konstant auf zirka 40 Candlestick-Umkehrformationen. Sie variieren von einzelnen Kerzen bis hin zu komplexeren Formationen von bis zu fünf Kerzen, die weniger beziehungsweise sehr signifikant sein können.

Im Folgenden wollen wir uns einige ausgewählte, signifikante Candlestick-Muster ansehen. (Noch mehr Candle-Stick-Formationen finden Sie auch hier).

Candlestick-Patterns & Formationen

Die japanische Candlestick-Chartanalyse kennt, wie angedeutet, eine Vielzahl von Formationen, das heißt von Verhaltensmustern und deren möglichen Folgen. Im folgenden wollen wir uns auf die Darstellung von Mustern der Candlestick-Chartanalyse konzentrieren, die am häufigsten vorkommen und mit anderen Tools der Technischen Analyse sehr gut kombinierbar sind.

Hammer und Hanging Man

Der Hammer ist eine wichtige Kerzenform mit Haussebedeutung. Als klassischer Hammer wird eine Kerze bezeichnet, die einen kleinen oberen Kerzenkörper (schwarz oder weiß) ohne oberen Schatten (oder mit einem sehr kleinen oberen Schatten) besitzt und einen langen unteren Schatten hat, der mindestens doppelt so lang sein sollte wie der Kerzenkörper des Hammers.

Abbildung 3 

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Die Schattenlänge ist deshalb ein wichtiges Kriterium, weil sie zeigt, dass nach einer hohen Eröffnung der Markt stärker fiel und sich zum Schluss wieder sehr stark erholte, um möglichst knapp unter dem Eröffnungskurs beziehungsweise dem Hochkurs des Tages zu schließen.

Die Psychologie, die dahinter steckt: Das Scheitern des Marktes den Verkaufsprozess fortzuführen, reduziert das bearishe Sentiment, und viele Marktteilnehmer fühlen sich unwohl mit ihren Short-Positionen. Falls der Schusskurs über dem Eröffnungskurs liegen sollte, entsteht ein weißer Kerzenkörper. Diese Situation ist natürlich noch besser für die bullishen Marktteilnehmer.

Nach einem ausgeprägten Abwärtstrend wird der Hammer als möglicher unterer Umkehrpunkt, also als bullishes Signal, gewertet, der einen „Boden aushämmert“ beziehungsweise, anders formuliert, wird mit dem Pattern ein Vorgang beschrieben, bei dem der Markt eine Bodenbildung „abklopft“. Achten Sie also darauf, dass ein ausgeprägter Abwärtstrend vorliegt, um einen Hammer auch richtig interpretieren zu können. Eine Bestätigung läge dann vor, wenn am nächsten Tag ein höherer Eröffnungskurs folgen und der Markt noch höher schließen würde.

Nach einem Aufwärtstrend wird das gleiche Kerzenmuster als Hanging-Man („Hängender Mann“) bezeichnet. Tritt nach einer ausgeprägten Aufwärtsbewegung ein Hanging-Man auf, so ist Vorsicht geboten. Generell kann nämlich gesagt werden, dass ein Hanging-Man die Verwundbarkeit eines ausgeprägten Aufwärtstrends andeutet. Aber wann kann der Hanging-Man nun als Umkehrsignal gewertet werden? Nun, für diese Bewertung finden sich in der Fachliteratur unterschiedliche Ansätze, die im Folgenden der Signifikanz nach geordnet sind:

Der erste Ansatz sieht vor, die nächste Kerze abzuwarten. Folgt nämlich dann auf den Hanging Man eine schwarze Kerze mit schwächerer Eröffnung und einem Schlusskurs unter den Kerzenkörper des Hanging Man, so gilt die Umkehrimplikation als bestätigt.

Beim zweiten Ansatz soll eine höhere Signifikanz berücksichtigt werden. Bei dieser Methode wird ein Hanging Man am Ende eines Aufwärtstrends erst dann als Umkehrsignal gewertet, wenn der Kurs an einem der nächsten Tage unterhalb des Tiefpunktes des Hanging Man notiert.

Noch signifikanter ist es, und damit sind wir beim dritten und letzten Ansatz angelangt, wenn man wartet bis der Schlusskurs eines der nachfolgenden Tage oder der nachfolgenden Kerzen unterhalb des Tiefpunktes des Hanging Man notiert.

Entsprechend zum Hammer gilt darüber hinaus generell, je länger der untere Schatten, je kürzer der obere Schatten, je kleiner der Kerzenkörper, desto bedeutender ist der Hanging Man.
Mehr zu diesem Thema: Wie Sie vom klassischen Hammer Profitieren können

Bullish- und Bearish Belt Hold

Das Bullish Belt Hold besteht aus einer weißen Kerze, das heißt der Eröffnungskurs ist sehr tief, der Markt startet eine starke Rally und schließt sehr hoch.

Beim Bearish Belt Hold ist die Eröffnung sehr hoch und der Schlusskurs sehr tief. Je größer die Kerze des Belt Hold ist, umso größer ist die Bedeutung für eine Trendumkehr.

Abbildung 4 

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Ein Eröffnungskurs oberhalb eines schwarzen Bearish-Belt-Hold sollte als Warnsignal für einen sich fortsetzenden Aufwärtstrend gewertet werden. In diesem Sinne gilt auch umgekehrt für einen Eröffnungskurs unterhalb der weißen Kerze eines Bullish-Belt-Hold, dass sich der Abwärtstrend fortsetzen sollte.

Bullish- und Bearish Engulfing Pattern

Während es sich sowohl beim Hammer beziehungsweise Hanging-Man als auch beim Bullish- oder Bearish-Belt-Hold um Kerzenmuster handelt, die aus einer Kerze bestehen, setzt sich hingegen ein Engulfing-Pattern aus zwei Kerzen zusammen. Wie sieht ein Engulfing-Pattern aus? Dazu folgende Erläuterung:

Tritt nach einem Abwärtstrend eine lange weiße Kerze nach einer schwarzen Kerze auf, und umschließt die letztere mit ihrem Kerzenkörper den Kerzenkörper der ersten vollständig, so spricht man von einem Engulfing-Pattern. „Engulfing“ bedeutet soviel wie „verschlingend“ und hat damit zu tun, dass der Kerzenkörper der letzten Kerze den der ersten verschlingt oder weniger metaphorisch ausgedrückt um-schlingt. Wichtig, und darauf sollten Sie achten, ist dass der große weiße Kerzenkörper den kleineren schwarzen Kerzenkörper der vorangegangenen Kerze vollständig umschließt. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass auch der Schatten des kleineren schwarzen Kerzenkörpers noch mit umschlungen wird.

Abbildung 5 

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Umgekehrt entsteht ein Bearish-Engulfing-Pattern, wenn nach einem Aufwärtstrend eine lange schwarze Kerze nach einer weißen Kerze auftritt und die letztere mit ihrem Kerzenkörper den Kerzenkörper der ersten vollständig umschlingt.

Die Signifikanz eines Engulfing-Patterns erhöht sich zum einen mit zunehmender Länge der Kerzen und zum anderen mit der Länge der letzten Kerze in Relation zur vorangegangenen Kerze. Achten Sie auf die Kerzenlängen beider Kerzen! Sollten diese nämlich in etwa gleich lang sein, so verliert das Pattern an Signifikanz und das Signal für eine Trendumkehr ist dementsprechend schwach. In solchen Situationen ist tendenziell eher von einer sich anschließenden Seitwärtsbewegung der Kurse auszugehen.

Das Engulfing-Pattern ist ein wichtiges Umkehrmuster. Im Falle eines Bearish-Engulfing-Patterns geht den optimistisch gestimmten Marktteilnehmern sozusagen die Luft aus und die Pessimisten reißen das Ruder an sich. Ein nachlassender Kaufdruck geht nahtlos in einen sich verstärkenden Verkaufsdruck über. Im Falle eines Bullish-Engulfing-Pattern verlieren die pessimistisch gestimmten Marktakteure an Kraft und werden von den Bullen abgelöst. Der nachlassende Verkaufsdruck geht in einen steigenden Kaufdruck über, der die Bären zum Eindecken ihrer Positionen zwingt und den Kaufdruck damit verstärkt.

Harami Muster und Harami Cross

Die Umkehrung des Engulfing-Pattern ist das Harami-Muster, welches in der Arbeit mit Barcharts dem „Inside Day“ entspricht. Der Unterschied ist natürlich, dass der traditionelle Inside Day die Hochs und Tiefs verwendet, während hingegen beim Harami nur das Open und das Close von Interesse sind, was im Allgemeinen für die japanische Candlestick-Analyse und –Philosophie gilt.

Abbildung 6 

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Bei der Kerzenkombination des Harami-Musters befindet sich ein kleiner Kerzenkörper innerhalb eines großen Kerzenkörpers vom Vortag. Hierbei ist es nicht so wichtig, ob der Schatten des kleinen Kerzenkörpers den Schatten des großen Kerzenkörpers vom Vortag nach oben oder unten überragt. Ein Harami-Muster ist von größerer Bedeutung, wenn am Ende eines Abwärtstrends der große Körper schwarz, und der kleine Körper weiß ist. Dieser positive Harami nach einer Abwärtsbewegung ist ein zuverlässiges Kaufsignal. Auch bei diesem Symbol wird deutlich, dass nach dem Tag mit den deutlich fallenden Kursen ein Tag mit wenig Kursveränderung innerhalb der Bandbreite des vorangegangenen Tages zeigt, dass der Markt unentschlossen und möglicherweise bereit zu einer Trendwende ist.

Die Signalwirkung ist generell umso stärker, je kleiner der kleine Kerzenkörper ausfällt. Das Harami-Muster gilt sowohl als Bullen - als auch in umgekehrter Weise als Bärensignal.

Der Harami-Cross ist eine spezielle Art des Harami-Musters. In diesem Fall liegen der Eröffnungskurs und der Schlusskurs des kleinen Kerzenkörpers sehr eng beieinander, es handelt sich dabei um einen sogenannten Doji, zu dem wir später noch kommen werden. Es gilt als Bottom/Top-Umkehrsignal. Die Interpretation ist mit dem Harami identisch. Der Harami Cross besitzt jedoch mehr Glaubwürdigkeit aufgrund der größeren Unentschlossenheit, die sich im Doji widerspiegelt und ist dementsprechend ein noch größeres Indiz für einen bevorstehenden Trendwechsel.

Doji

Das grundlegende Konzept des Doji besteht darin, eine gewisse Unentschlossenheit der Marktteilnehmer widerzuspiegeln. Der Markt steigt und fällt, um doch wieder auf dem Eröffnungsniveau zu schließen. In diesem Sinne wird der Doji auch als momentane Pattsituation im Kampf der Bullen gegen die Bären gewertet. Insofern markiert ein Doji immer relativ wichtige Unterstützungs- und Widerstandslevel und die beschriebene Unentschlossenheit ist eine notwendige Voraussetzung für einen Richtungswechsel am Aktienmarkt. Dojis definieren also ein Kursniveau, das in Zukunft, je nachdem ob die Kurse nach dem Doji steigen oder fallen, als Unterstützung, beziehungsweise als Widerstand, fungiert. Auch diese Deutung der Dojis ist verständlich, denn ein Kursniveau, an dem sich eine Unentschlossenheit der Marktteilnehmer offenbart, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin als kritisches Kursniveau in Erscheinung treten.

Abbildung 7 

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Wie schon angedeutet, besitzen Doji in der Regel einen sehr kleinen Körper, da Eröffnungskurs und Schlusskurs eines Tages möglichst eng beieinander liegen sollten, sowie relativ lange obere und untere Schatten besitzen sollten. Insofern ist der Doji in seiner idealtypischen Form eine Kerze, die gewissermaßen nur aus Docht (oberem Schatten) und Lunte (unterem Schatten) besteht. Wichtig ist, dass ein Doji allein noch kein Kauf- oder Verkaufssignal darstellt. Der Doji bringt nämlich für sich allein keine Wende. Ein Doji ist nur in Verbindung mit vorangehenden und nachfolgenden Kerzen zu bewerten. So kann es auch sein, dass ein Doji in unterschiedlichen Formationen, welche aus mehreren Kerzen bestehen, durchaus auch verschiedene Bedeutungen haben kann. Neben dieser reinen Komponentenfunktion von bestimmten Kerzenmustern wirkt ein Doji aber oft als Verstärker bestimmter Musterkonstellationen. Doji besitzen nur am Ende stärkerer Kursbewegungen Aussagekraft. Diese wird dann beispielsweise dadurch erhöht, dass am folgenden Tag ein Engulfing-Pattern auftritt. Insofern könnte also das Engulfing-Pattern mit einem Doji als zweiter Kerze auftreten. In diesem Falle würde dann das entstehende positive „Doji-Engulfing-Pattern" ein signifikantes Kaufsignal darstellen.

Auch die unterschiedlichen Formen eines Doji beinhalten vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Dabei kommt es neben der Position eines Doji innerhalb eines Kursverlaufes auch auf die Relation des Eröffnungs-/Schlusskurses zu den Höchst- und Tiefstkursen an.

Im Idealfall müssen beim Doji Eröffnungs- und Schlusskurs identisch sein. In der Praxis jedoch wird auch dann eine Figur als Doji gewertet, wenn Eröffnungskurs und Schlusskurs nahe beieinander liegen und nicht genau identisch sind.

Piercing-Pattern und Dark Cloud Cover

Das Piercing-Pattern hat viel Ähnlichkeit mit dem Bullish-Engulfing-Pattern und ausschließlich Gültigkeit am Ende einer Abwärtsbewegung. Während beim Bullish-Engulfing-Pattern der große weiße Kerzenkörper vollständig den kleinen schwarzen Kerzenkörper des Vortages umschließt, muss bei einem guten Signal aufgrund eines Piercing-Patterns der weiße Kerzenkörper mehr als die Hälfte des schwarzen Kerzenkörpers vom Vortag abdecken. Je mehr der weiße Kerzenkörper von dem schwarzen des Vortages abdeckt, umso stärker ist das Umkehrsignal.

Abbildung 8 

1-7-Candlestickcharts-und-Candlestick-Muster-GodmodeTrader-Team-GodmodeTrader.de-8

Das Piercing-Pattern ist nach einem Abwärtstrend ein Umkehr- beziehungsweise Kaufsignal - das Gegenstück zum Dark Cloud Cover. Je geringer die Durchdringung, desto schwächer ist auch der Gegenangriff der Optimisten. Ist das Piercing-Pattern unvollkommen („Thrusting Pattern“) ist dadurch eher ein neu beginnender Verkaufsdruck zu erwarten. Voraussetzung für eine Trendwende durch ein Piercing- Pattern sind also aggressive Käufe auf niedrigem Niveau. Das Piercing-Pattern beschreibt in der Regel neue Unterstützungszonen. Das Dark Cloud Cover bildet sich, wenn die Kurse am zweiten Tag noch über die Durchbruchslinie hinaus fallen. Wenn also am zweiten Tag, nach freundlicher Börseneröffnung, die Kurse unter den

Schlusskurs bis fast an den Eröffnungskurs des Vortages fallen, signalisiert das eine deutliche Ernüchterung der Börsenteilnehmer. Der Aufwärtstrend ist zumindest in Frage gestellt.

Morning Star und Evening Star

Der Star ist ein kleiner Körper (weiß oder schwarz), der durch eine Kurslücke von den vorhergehenden großen Kerzen getrennt ist. Der Körper des Stars kann sich in dem Schatten der vorhergehenden Kerze befinden, er darf sich nur nicht mit ihm überschneiden. Wenn ein Star nicht aus einem kleinen Körper, sondern aus einem Doji besteht, wird das Muster Doji Star genannt. Star und Doji Star können als Warnsignal einer bevorstehenden Trendumkehr gedeutet werden.

Ein Morning Star ist ein klares Kaufsignal. Er tritt als Bodenumkehrsignal auf und besteht aus drei Kerzen. Die erste Kerze hat einen großen schwarzen Körper, da wir uns immer noch im Abwärtstrend befinden. Die zweite Kerze hat einen sehr kleinen Körper (weiß oder schwarz), der unterhalb des vorangegangenen Kerzenkörpers liegt und mit diesem nicht in Verbindung steht. Die dritte Kerze hat einen großen weißen Körper, der über die Hälfte des schwarzen Kerzenkörpers (zwei Tage zuvor) bedecken sollte. Bei einer idealen Formation liegt der dritte Kerzenkörper oberhalb des zweiten und hat zu diesem keine Verbindung. Zudem sollte deren Schlusskurs im oberen Niveau des Kerzenkörpers der langen schwarzen Kerze liegen. Sollte es sich bei der dritten Kerze um ein Engulfing-Pattern handeln, kann auch dieses als sehr starkes Bodenumkehrsignal gewertet werden.

Abbildung 9 

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Der Evening Star ist eine Gipfelbildung nach einem Aufwärtstrend - das Gegenstück zum obigen Morning-Star. Ein Evening Star gilt als Umkehrsignal nach einem starken Aufwärtstrend.

Auch hier arbeiten wir mit drei Kerzen. Die erste Kerze hat einen langen weißen Körper. Die nächste Kerze ist ein Star, dessen Körper schwarz oder weiß sein kann, oberhalb des ersten Kerzenkörpers liegt und mit diesem keine Berührung hat. Die dritte Kerze hat einen großen schwarzen Körper, der weit in den weißen Körper der ersten eindringt (mindestens zur Hälfte). Die dritte Kerze des Evening Star spiegelt dabei das Durchsetzungsvermögen der Pessimisten wieder. Zwischen den Körpern der zweiten Kerze sollte möglichst eine Lücke nach unten sein; dies ist aber keine Bedingung. Je schwächer beziehungsweise negativer die dritte Kerze ist, desto größer auch die

Aussagekraft des Trendumschwungs. In Verbindung mit Widerstandszonen ist ein Evening-Star eine recht deutliche Umkehrformation.

Handelssignale auf Basis von Candlestick-Chartmustern

Wichtig bei der Arbeit mit Candlestick-Charts ist, dass keine zeitlichen Verzögerungen bei der Bestimmung von Handelssignalen auftreten. Bei der nun folgenden Darstellung der Handelssignale habe ich mich auf diejenigen Kerzenmuster konzentriert, die mir als Umkehrmuster besonders wichtig erscheinen. Weitergehend interessierte Leser mögen auch alle anderen Kerzenmuster in ihre Analyse einbeziehen.

Hammer und Hanging Man

Abbildung 10 

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Beim Kerzenmuster des Hammers erfolgt der Markteinstieg (Kauf) am Höchstkurs der Kerze mit dem Hammer. Das Stop-Loss wird auf den Tiefstkurs der Kerze gesetzt.

Im umgekehrten Falle des Hanging Man erfolgt der Entry zum Short-Sell zum Tiefstkurs des Tages mit dem invertierten Hammer. Das Stop-Loss wird in diesem Falle auf den Höchstkurs der Marktbewegung, das heisst das Hoch der Kerze des Tages mit dem Hanging Man gesetzt.

Bullish- und Bearish-Engulfing-Pattern

Abbildung 11 

1-7-Candlestickcharts-und-Candlestick-Muster-GodmodeTrader-Team-GodmodeTrader.de-11

Beim Bullish Engulfing Pattern erfolgt der Entry zum Kauf am Hochkurs der weißen Kerze. Das Stop-Loss wird auf den Tiefstkurs der beiden Kerzen platziert.

Beim Bearish Engulfing Pattern verkaufen wir am Tiefstkurs der langen schwarzen Kerze. Das Stop-Loss wird hierbei auf den Höchstkurs der beiden Kerzen des Musters gesetzt.

Harami-Muster und Harami-Cross

Abbildung 12 

1-7-Candlestickcharts-und-Candlestick-Muster-GodmodeTrader-Team-GodmodeTrader.de-12

Ein Kaufsignal ergibt sich beim Harami-Muster am Hochkurs der langen schwarzen Kerze. Das Stop-Loss sollte auf den Tiefstkurs der langen schwarzen Kerze platziert werden. Ein alternatives Verkaufsignal ergibt sich am Tiefstkurs der langen weißen Kerze. In diesem Fall liegt das Stop-Loss am Höchstkurs der langen weißen Kerze.

Morning Star und Evening Star

Abbildung 13 

1-7-Candlestickcharts-und-Candlestick-Muster-GodmodeTrader-Team-GodmodeTrader.de-13

Beim Morning Star kauft man am Höchstkurs der rechten langen weißen Kerze. Das Stop-Loss wird am Tiefstkurs der Formation (dem Tiefstkurs der kurzen weißen Kerze) platziert.

Ein Verkaufssignal ergibt sich beim Evening Star am Tiefstkurs der schwarzen Kerze. Das Stop-Loss befindet sich am Höchstkurs der Formation, nämlich am Höchstkurs der kurzen weißen Kerze.

Die Arbeit mit Kerzenmustern konzentriert sich in der Hauptsache darauf, Trendwechsel sichtbarer zu machen, als dies bei regulären Barcharts möglich ist. In den vorangegangenen Lessons haben wir uns auf die wichtigsten Muster beschränkt, die mit anderen Tools der Technischen Analyse kombiniert werden sollten. Bedenken Sie bitte aber stets, dass das Finden von aussichtsreichen Trading-Setups alleine noch keinen erfolgreichen Trader ausmacht. Dies ist nur der erste Schritt. Disziplin und vor allem das richtige Money- und Risikomanagement führen erst zum langfristigen Erfolg. Falls Sie hierzu mehr erfahren wollen, finden Sie hier einen umfangreichen Ratgeber. Hier geht's zum kostenfreien Download!

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