Charttypen und Darstellungsformen
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Wer erfolgreich sein will, braucht eine Strategie. Charttechnik kann die Basis einer solchen Strategie sein. Aber was verbirgt sich hinter dieser? Du willst Chartanalyse lernen? Du möchtest Charttechnik lernen und die Vorteile dieser nutzen, um erfolgreich Aktien zu handeln? Dann bist Du in diesem Einsteigerartikel genau richtig!
Zum Instrumentarium der charttechnischen Analyse gehört die Möglichkeit, Kursverläufe (Charts) in unterschiedlicher Form darzustellen und auszuwerten. Ausgangspunkt einer jeden charttechnischen Analyse ist die Darstellung des Kursverlaufs des betreffenden Basiswerts als klassischer Linienchart. Anschließend hält der Charttechniker quasi mit einer Lupe auf diesen Linienchart drauf und wechselt auf andere Darstellungstypen wie beispielsweise Balken- oder Kerzencharts. Das charttechnische Analysieren erfolgt mittels Charting-Software. Mit jeweils nur einem einzigen Mausklick kann mit solchen Charting-Programmen der Charttypus umgestellt werden. Die absoluten Grundfunktionen bieten bereits die Chartseiten der großen Onlinebroker und Banken.
Liste der Charttypen
- Linienchart
- Balkenchart (Barchart)
- Kerzenchart (Candlestick Chart)
- Point & Figure Chart
- Renko Chart
- Three Line Break Chart
- Kagi Chart
- Heikin Ashi Chart
Durch diese Umstellung auf einen anderen Darstellungstyp erhält der Charttechniker mehr Informationen und vor allen Dingen präzisere Informationen, die eine umso präzisere Prognosestellung erlauben.
In den folgenden Chartbeispielen ist der Kursverlauf vom DAX seit 03.06.2013 dargestellt.
Linienchart
Der klassische Linienchart bietet eine gute Übersicht des übergeordneten Bilds des Kursverlaufs. Sichtbar werden die übergeordneten Trends. Steigt der Basiswert im mittelfristigen Zeitfenster, läuft er seitwärts oder fällt er? Außerdem lässt sich bereits im Linienchart das Volatilitätsmuster des betreffenden Basiswerts erkennen. Entwickeln sich Kursbewegungen gemächlich in breitbasigen Zyklen oder aber hektisch mit großen sägezahnartigen Ausschlägen? Im Linienchart können außerdem wichtige nachrichtentechnisch relevante Termine markiert werden, um die Kursreaktion auf diese Termine und Ereignisse beobachten zu können. Die Beschau dieses Liniencharts sollte am Beginn einer charttechnischen Analyse stehen. Anbei der Linienchart vom DAX seit 03.06.2013 auf Tagesbasis. D.h., dass hier die Tagesschlusskurse seit dem 03.06.2013 chronologisch aneinandergereiht sind. Für die Darstellung des Kursverlaufs in größeren zeitlichen Fenstern, beispielweise auf Sicht mehrerer Jahre oder gar Jahrzehnte, bietet sich die Darstellung auf Wochen- oder Monatsbasis an. D.h., dass dann die Wochen- bzw. Monatsschlusskurse chronologisch aneinander gereiht werden.
Balkenchart (Barchart)
Anbei siehst Du eine Balkenchartdarstellung exakt des Kursverlaufsabschnitts, der auch in dem Linienchart zuvor dargestellt ist. Die Umstellung vom Linienchart auf Balkenchart ist vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Der Balkenchart besteht aus lauter aneinander gereihter kleiner senkrechter Striche, so genannter Balken (Bars). Im Tages-Balkenchart steht jeder Strich für einen Tag. Im Wochen-Balkenchart steht eine Kerze für eine Woche und im Monats-Balkenchart eine Kerze für einen Monat. Der Balkenchart ist in den USA und Australien einer der am häufigsten verwendeten Charttypen.
Anbei die schematische Darstellung eines Balkens.
Ein Balken enthält die folgenden Informationen:
- Das untere Ende des Balkens zeigt den Tiefstkurs an, im Tages-Balkenchart also den Tagestiefstkurs.
- Das obere Ende zeigt den Höchstkurs an, im Tages-Balkenchart also den Tageshöchstkurs.
- Die gesamte Länge (Höhe) des Balkens zeigt im Tages-Balkenchart die Schwankungsbreite des Tages an.
- Der kleine Strich nach links zeigt den Eröffnungskurs an. Ältere Balkencharts zeigen den Eröffnungskurs nicht an.
- Der kleine Strich nach rechts zeigt den Schlusskurs an.
Kerzenchart (Candlestick-Chart)
Anbei siehst Du eine Kerzenchartdarstellung exakt des Kursverlaufsabschnitts, den auch der eingangs eingeblendete Linienchart zeigt. Es ist der Kursverlauf vom DAX seit 03.06.2013. Wie erwähnt, erfolgt die Umstellung von einem Charttyp auf den anderen mit einem Mausklick. Die Umstellung vom Linienchart auf den Kerzenchart ist ebenfalls vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Im Kerzenchart ist der Kursverlauf durch eine Aneinanderreihung so genannter Kerzen (Candlesticks) dargestellt. Eine Tageskerze zeigt den Eröffnungs- und Schlusskurs, den Höchst- und Tiefstkurs sowie die gesamte Handelsspanne des Tages an. Soweit also die gleichen Informationen, wie die des Balkencharts. Durch den Kerzenkörper und die Farbe desselben steht neben dem genannten Informationsgehalt aber ganz klar die visuelle Darstellung der "Netto-Bewegung" des Tages im Vordergrund. Der Kerzenkörper zeigt den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs an. Der charttechnische Analyst kann also sehr schnell sehen, ob und in welchem Ausmaß beispielweise im Tages-Kerzenchart der Kurs am Tag gestiegen oder gefallen ist. Weltweit handelt es sich bei der Kerzenchartdarstellung um eine der gebräuchlichsten überhaupt. Auf stock3 nutzen wir für die charttechnische Analyse ebenfalls vornehmlich Kerzencharts. Entwickelt wurden sie in Japan, weshalb die einzelnen Figuren und Muster ursprünglich auch japanische Bezeichnungen tragen.
Anbei die schematische Kerzendarstellung.
Rechts wird eine Verlustkerze, auf der linken Seite eine Gewinnkerze gezeigt.
- Das untere Ende des dünnen Strichs zeigt den Tiefstkurs an, im Tages-Kerzenchart also den Tagestiefstkurs.
- Das obere Ende des dünnen Strichs zeigt den Höchstkurs an, im Tages-Kerzenchart also den Tageshöchstkurs.
- Die gesamte Länge (Höhe) des dünnen senkrechten Strichs zeigt im Tages-Kerzenchart die Schwankungsbreite des Tages an.
- Der Kerzenkörper zeigt den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs an, demzufolge die eigentliche "Netto-Kursbewegung".
- Bei einer Verlustkerze ist der Kerzenkörper schwarz (oder rot). Hier liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs. Der Kurs ist in dem besagten Intervall also gefallen. Es ist eine schwache Kerze.
- Bei einer Gewinnkerze ist der Kerzenkörper weiß (oder grün). Der Schlusskurs liegt hier über dem Eröffnungskurs. Der Kurs ist also gestiegen. Es ist eine starke Kerze.
- Der dünne Strich über dem Kerzenkörper wird oberer Schatten (Docht) genannt. Beispielweise bei einer Tages-Verlustkerze heißt dies, dass der Kurs intraday über das Eröffnungskursniveau ansteigen konnte, das Tageshoch erreichte, anschließend aber wieder zurückfiel. Bei einer Tages-Gewinnkerze bedeutet dies, dass der Kurs intraday über das Schlusskursniveau ansteigen konnte, das Tageshoch ausbildete, dann aber wieder zurückfiel.
- Der dünne Strich unter dem Kerzenkörper wird unterer Schatten (Lunte) genannt. Bei einer Tages-Verlustkerze heißt dies, dass der Kurs intraday unter das eigentliche Schlusskursniveau abfiel, das Tagestief erreichte, sich dann aber wieder erholen konnte. Bei einer Tages-Gewinnkerze bedeutet dies, dass der Kurs intraday unter das Eröffnungskursniveau abfiel, das Tagestief ausbildete, dann aber wieder deutlich ansteigen konnte.
Wie erstellt man eine Chart-Analyse?
Private Anleger begehen in der Regel den Fehler, zu Beginn ihrer Börsen-Karriere keine eigenen Analysen zu erstellen und auch über keine klaren, widerspruchsfreien Handelsregeln zu verfügen.
Eine kleine Hilfestellung, wie man eine Analyse erstellen kann, sei Dir mit der folgenden „Checkliste“ an die Hand gegeben. Ausgehend von der Methodik, mit der Anleger einen Markt oder einen Wert untersuchen, sind einige Grundregeln zu beachten.
1. Beschreibung des Kursverlaufes
Vorab steht die Beschreibung des Kursverlaufes – möglichst ohne Interpretation oder vorweggenommenen Folgen. Hier werden die meisten Fehler gemacht: Es wird versucht, die schon vorgefasste Meinung, das „Vorurteil“, mithilfe der Chartanalyse zu untermauern, ohne dass dem Markt „zugehört“ wird.
Beispiel einer bloßen Beschreibung des Kursverlaufes:
„Der Dax verharrt seit acht Handelstagen innerhalb einer Range zwischen 9.700 und 9.755 Punkten. Hierbei zeigen sich an der Unterstützung lange Lunten, am Widerstand dagegen usw.“ Aus dieser Beschreibung ergeben sich dann erste Signale oder eine Interpretation. Ein "Voruteil" hingegen gegenüber dem Markt würde sich derart ausdrücken:
Beispiel eines Vorurteils gegenüber dem Markt:
„Der DAX kann nicht weiter ansteigen. Die US-Notenbank ist hilflos, der Markt muss bald fallen. Der Chart zeigt mir Widerstand bei 9.755 Punkten an – deshalb verkaufe ich bei der nächsten Gelegenheit den DAX und setze auf fallende Kurse.“
2. Hauptaussage der Analyse
Die Hauptaussage sollte in Verbindung mit der technischen Beweisführung stehen, also weshalb eine bestimmte Annahme getroffen wird – z.B. Trendwendemuster, Trendkanäle, Shooting star etc. und daraus resultierende Kursziele.
Beispiel:
„Eine Trendwende kann angenommen werden. Der Bruch des Abwärtstrends in Verbindung mit dem vorherigen Trendwendemuster lässt gute Chancen für weitere Kurssteigerungen erkennen. Aus der vorherigen Schwankungsbreite lässt sich ein Kursziel bis mindestens.... ableiten.“
3. Alternativ-Szenario zur Hauptaussage
Die Hauptaussage ist das wahrscheinlichste Szenario. Da stets die Möglichkeit besteht, dass auch das unwahrscheinliche Szenario eintritt, sollte ein Stopp-Kurs oder eine Kursverlaufsmöglichkeit dargestellt werden, die das vorgestellte wahrscheinliche Szenario nicht mehr gültig erscheinen lässt.
4. Zeitbezug
Je nach Methodik kann auch versucht werden, einen Zeitbezug in der Analyse zu nennen für die Hauptaussage – oder dieses unterbleibt, wenn die entsprechende Methodik keine hinreichende Angabe (z.B. durch fehlende statistische Untersuchungen) ermöglicht.
5. Fazit
Das Fazit ist die Verknüpfung der unterschiedlichen Zeitebenen und daraus abgeleitet das wahrscheinlichste Szenario mit „Stoppkurs“. Beachte bitte stets: Der Markt reagiert mitunter nicht so, wie man es erwartet oder vielmehr das wahrscheinlichste Szenario entsprechend der Chartanalyse verspricht. Bestimme daher einen Punkt oder ein Niveau, bei dem Du "neu nachdenken" musst und ein neues Szenario entwickelt werden sollte.
6. Methodik
Die gewählte Methodik sollte erprobt und in sich widerspruchsfrei sein. Übe Dich daher erst einmal ganz praktisch und führe bitte ein "Tagebuch" über Deine echten aber auch verpassten oder nur auf dem Papier bestehenden Kauf- und Verkaufsentscheidungen.
Anhand dieser Aufzeichnungen kannst Du Deine Regeln und Deine Kenntnisse, Deine Methodik stets aufs Neue überprüfen und Fehlinterpretationen hinterfragen.