1.6. Charttypen und Darstellungsformen
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Zum Instrumentarium der charttechnischen Analyse gehört die Möglichkeit, Kursverläufe (Charts) in unterschiedlicher Form darzustellen und auszuwerten. Ausgangspunkt einer jeden charttechnischen Analyse ist die Darstellung des Kursverlaufs des betreffenden Basiswerts als klassischer Linienchart. Anschließend hält der Charttechniker quasi mit einer Lupe auf diesen Linienchart drauf und wechselt auf andere Darstellungstypen wie beispielsweise Balken- oder Kerzencharts. Das charttechnische Analysieren erfolgt mittels Charting-Software. Mit jeweils nur einem einzigen Mausklick kann mit solchen Charting-Programmen der Charttypus umgestellt werden. Die absoluten Grundfunktionen bieten bereits die Chartseiten der großen Onlinebroker und Banken.
Liste der Charttypen:
- Linienchart
- Balkenchart (Barchart)
- Kerzenchart (Candlestick Chart)
- Point & Figure Chart
- Renko Chart
- Three Line Break Chart
- Kagi Chart
- Heikin Ashi Chart
Durch diese Umstellung auf einen anderen Darstellungstyp erhält der Charttechniker mehr Informationen und vor allen Dingen präzisere Informationen, die eine umso präzisere Prognosestellung erlauben.
In den folgenden Chartbeispielen ist der Kursverlauf vom DAX seit 03.06.2013 dargestellt.
Linienchart
Der klassische Linienchart bietet eine gute Übersicht des übergeordneten Bilds des Kursverlaufs. Sichtbar werden die übergeordneten Trends. Steigt der Basiswert im mittelfristigen Zeitfenster, läuft er seitwärts oder fällt er? Außerdem lässt sich bereits im Linienchart das Volatilitätsmuster des betreffenden Basiswerts erkennen. Entwickeln sich Kursbewegungen gemächlich in breitbasigen Zyklen oder aber hektisch mit großen sägezahnartigen Ausschlägen? Im Linienchart können außerdem wichtige nachrichtentechnisch relevante Termine markiert werden, um die Kursreaktion auf diese Termine und Ereignisse beobachten zu können. Die Beschau dieses Liniencharts sollte am Beginn einer charttechnischen Analyse stehen. Anbei der Linienchart vom DAX seit 03.06.2013 auf Tagesbasis. D.h., dass hier die Tagesschlusskurse seit dem 03.06.2013 chronologisch aneinandergereiht sind. Für die Darstellung des Kursverlaufs in größeren zeitlichen Fenstern, beispielweise auf Sicht mehrerer Jahre oder gar Jahrzehnte, bietet sich die Darstellung auf Wochen- oder Monatsbasis an. D.h., dass dann die Wochen- bzw. Monatsschlusskurse chronologisch aneinander gereiht werden.
Balkenchart (Barchart)
Anbei sehen Sie eine Balkenchartdarstellung exakt des Kursverlaufsabschnitts, der auch in dem Linienchart zuvor dargestellt ist. Die Umstellung vom Linienchart auf Balkenchart ist vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Der Balkenchart besteht aus lauter aneinander gereihter kleiner senkrechter Striche, so genannter Balken (Bars). Im Tages-Balkenchart steht jeder Strich für einen Tag. Im Wochen-Balkenchart steht eine Kerze für eine Woche und im Monats-Balkenchart eine Kerze für einen Monat. Der Balkenchart ist in den USA und Australien einer der am häufigsten verwendeten Charttypen.
Anbei die schematische Darstellung eines Balkens.
Ein Balken enthält die folgenden Informationen:
- Das untere Ende des Balkens zeigt den Tiefstkurs an, im Tages-Balkenchart also den Tagestiefstkurs.
- Das obere Ende zeigt den Höchstkurs an, im Tages-Balkenchart also den Tageshöchstkurs.
- Die gesamte Länge (Höhe) des Balkens zeigt im Tages-Balkenchart die Schwankungsbreite des Tages an.
- Der kleine Strich nach links zeigt den Eröffnungskurs an. Ältere Balkencharts zeigen den Eröffnungskurs nicht an.
- Der kleine Strich nach rechts zeigt den Schlusskurs an.
Kerzenchart (Candlestick-Chart)
Anbei sehen Sie eine Kerzenchartdarstellung exakt des Kursverlaufsabschnitts, den auch der eingangs eingeblendete Linienchart zeigt. Es ist der Kursverlauf vom DAX seit 03.06.2013. Wie erwähnt, erfolgt die Umstellung von einem Charttyp auf den anderen mit einem Mausklick. Die Umstellung vom Linienchart auf den Kerzenchart ist ebenfalls vergleichbar mit einer Lupenfunktion. Im Kerzenchart ist der Kursverlauf durch eine Aneinanderreihung so genannter Kerzen (Candlesticks) dargestellt. Eine Tageskerze zeigt den Eröffnungs- und Schlusskurs, den Höchst- und Tiefstkurs sowie die gesamte Handelsspanne des Tages an. Soweit also die gleichen Informationen, wie die des Balkencharts. Durch den Kerzenkörper und die Farbe desselben steht neben dem genannten Informationsgehalt aber ganz klar die visuelle Darstellung der "Netto-Bewegung" des Tages im Vordergrund. Der Kerzenkörper zeigt den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs an. Der charttechnische Analyst kann also sehr schnell sehen, ob und in welchem Ausmaß beispielweise im Tages-Kerzenchart der Kurs am Tag gestiegen oder gefallen ist. Weltweit handelt es sich bei der Kerzenchartdarstellung um eine der gebräuchlichsten überhaupt. Auf GodmodeTrader nutzen wir für die charttechnische Analyse ebenfalls vornehmlich Kerzencharts. Entwickelt wurden sie in Japan, weshalb die einzelnen Figuren und Muster ursprünglich auch japanische Bezeichnungen tragen.
Anbei die schematische Kerzendarstellung.
Rechts wird eine Verlustkerze, auf der linken Seite eine Gewinnkerze gezeigt.
- Das untere Ende des dünnen Strichs zeigt den Tiefstkurs an, im Tages-Kerzenchart also den Tagestiefstkurs.
- Das obere Ende des dünnen Strichs zeigt den Höchstkurs an, im Tages-Kerzenchart also den Tageshöchstkurs.
- Die gesamte Länge (Höhe) des dünnen senkrechten Strichs zeigt im Tages-Kerzenchart die Schwankungsbreite des Tages an.
- Der Kerzenkörper zeigt den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs an, demzufolge die eigentliche "Netto-Kursbewegung".
- Bei einer Verlustkerze ist der Kerzenkörper schwarz (oder rot). Hier liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs. Der Kurs ist in dem besagten Intervall also gefallen. Es ist eine schwache Kerze.
- Bei einer Gewinnkerze ist der Kerzenkörper weiß (oder grün). Der Schlusskurs liegt hier über dem Eröffnungskurs. Der Kurs ist also gestiegen. Es ist eine starke Kerze.
- Der dünne Strich über dem Kerzenkörper wird oberer Schatten (Docht) genannt. Beispielweise bei einer Tages-Verlustkerze heißt dies, dass der Kurs intraday über das Eröffnungskursniveau ansteigen konnte, das Tageshoch erreichte, anschließend aber wieder zurückfiel. Bei einer Tages-Gewinnkerze bedeutet dies, dass der Kurs intraday über das Schlusskursniveau ansteigen konnte, das Tageshoch ausbildete, dann aber wieder zurückfiel.
- Der dünne Strich unter dem Kerzenkörper wird unterer Schatten (Lunte) genannt. Bei einer Tages-Verlustkerze heißt dies, dass der Kurs intraday unter das eigentliche Schlusskursniveau abfiel, das Tagestief erreichte, sich dann aber wieder erholen konnte. Bei einer Tages-Gewinnkerze bedeutet dies, dass der Kurs intraday unter das Eröffnungskursniveau abfiel, das Tagestief ausbildete, dann aber wieder deutlich ansteigen konnte.