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09:31 Uhr, 26.03.2013

Zyperns Banken bleiben fürs Erste dicht

Nikosia (BoerseGo.de) - Die Banken in Zypern bleiben ausnahmslos bis diesen Donnerstag geschlossen. Das gab am späten Montagabend der Finanzminister des Inselstaats, Michalis Sarris, bekannt. Diese Zeit wird nach Angaben der zyprischen Zentralbank benötigt, um ein reibungsloses Funktionieren des gesamten Finanzsystems zu gewährleisten. Ursprünglich war geplant, dass einige Banken bereits am heutigen Dienstag wieder öffnen. Laut der Notenbank sollten zumindest kleine Kooperativbanken, die zyprische Hellenic Bank sowie alle ausländischen Banken wieder aufmachen. Vor allem zyprische Unternehmer fürchten um ihr Geld: Sie sehen durch das chaotische Krisenmanagement der Euro-Retter in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht

Aus dem Umfeld des Finanzministeriums hieß es laut Reuters, die Änderung hänge damit zusammen, dass die kleinen Banken heftig gegen die frühere Öffnung als bei den großen Instituten protestiert hätten. Sie hätten einen Ansturm der Kunden befürchtet. Der zyprische Präsident Nikos Anastasiades kündigte am Montagabend auch weitere Einschränkungen des Kapitalverkehrs an. Damit wolle die Zentralbank das Bankensystem der Inselrepublik schützen, sagte er im zyprischen Fernsehen.

Am Montag hatte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem die Zwangsbeteiligung von Gläubigern und Kunden als mögliches Modell auch für andere Länder vorgeschlagen. Die Reaktionen auf diese Aussage ließen nicht lange auf sich warten - die Börsenkurse gingen rund um die Welt auf Talfahrt. Dijsselbloem stellte daraufhin klar, Zypern sei ein besonderer Fall mit außergewöhnlichen Herausforderungen.

Nach Ansicht des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sind zusätzliche Schritte notwendig, damit Zypern seine Schuldenprobleme langfristig in den Griff bekommt. „Die wirtschaftlichen Perspektiven der nächsten Jahre sind sehr trübe, was die Staatsschulden Zyperns weiter in die Höhe treiben wird“, schreibt DIW-Steuerexperte Stefan Bach in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Der Experte schlägt eine „allgemeine Vermögensabgabe auf sämtliche Vermögen“ nach Abzug der Schulden vor. „Da die Vermögen deutlich konzentriert sind, kann eine solche Abgabe erhebliche Einnahmen erzielen, selbst wenn man sie erst ab einem großzügigen Freibetrag erhebt.

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach will das Rettungspaket für Zypern im Bundestag ablehnen. „Ich werde gegen das sogenannte Rettungspaket für Zypern stimmen“, sagte Bosbach der „Rheinischen Post“. Zur Begründung sagte der Politiker, man bürde dem kleinen Land Schulden in Höhe von zehn Milliarden Euro auf, die es niemals zurückzahlen könne. Außerdem sei unklar, wie sich die zyprische Wirtschaft erholen solle, wenn die Banken erst einmal zerschlagen seien.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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