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09:37 Uhr, 06.11.2018

Zwischenwahlen in den USA: Was steht auf dem Spiel?

Am wahrscheinlichsten ist laut DoubleLine Capital eine Konstellation, in der jeweils eine Partei (Demokraten oder Republikaner) mit einer dünnen Mehrheit eine der gesetzgebenden Kammern kontrolliert.

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Kopenhagen (GodmodeTrader.de) - Bei der Erörterung der möglichen Ergebnisse müssen wir den Senat und das Repräsentantenhaus separat betrachten. Die Demokraten haben in diesem Wahlzyklus für den Senat eine ungewöhnlich schwierige geographische Herausforderung zu meistern, denn acht demokratische Senatoren müssen in Staaten um die Wiederwahl kämpfen, in denen Präsident Trump 2016 gewonnen hat, wie DoubleLine Capital, Manager der Nordea-Strategien US Total Return Bond und US Bond Opportunities, in einem aktuellen Kommentar zu der heute anstehende Zwischenwahl in den USA schreibt.

Noch im Sommer erhofften sich die Demokraten (und die Republikaner fürchteten) eine Umkehr der Mehrheitsverhältnisse im Senat. Das möge voreilig gewesen sein. Derzeit sehe es eher so aus, als würden die Republikaner die Kontrolle über den Senat behalten und ihre dünne Mehrheit (von einem Sitz) vielleicht noch ausbauen. Selbst hier sei aber Vorsicht geboten, denn die Prognosesicherheit von Umfragen habe in den letzten Jahren abgenommen. Infolgedessen seien auch heute ganz unterschiedliche Entwicklungen denkbar. Im Repräsentantenhaus wiederum sei deutlich eher von einer Machtverschiebung in Richtung Demokraten auszugehen, heißt es weiter.

„Am wahrscheinlichsten ist daher eine Konstellation, in der jede Partei mit einer dünnen Mehrheit eine der gesetzgebenden Kammern kontrolliert. Das hieße auch, dass kaum bahnbrechende Gesetze verabschiedet werden schließlich ist das aktuelle Umfeld einer überparteilichen Zusammenarbeit wenig zuträglich“, so die Experten. Mit Abschluss der Auszählung beginne dieses Jahr dann voraussichtlich auch schon das Partei-Schaulaufen für die Präsidentenwahl im Jahr 2020, heißt es weiter.

Für die Märkte seien die anstehenden Zwischenwahlen womöglich weniger wichtig, als viele Kommentatoren suggerierten. Stärker im Zentrum des Marktinteresses dürften nächstes Jahr die Haushalts- und Geldpolitik, die Unternehmensgewinne und die Handelspolitik stehen. Die in der Zuständigkeit des Kongresses und der Exekutive liegende Haushaltspolitik sei gemessen am Stand des konjunkturellen Zyklus bislang ungewöhnlich expansiv gewesen. DoubleLine Capital erklärt: „Die Staatsdefizite steigen zu einem Zeitpunkt im Geschäftszyklus drastisch, der historisch mit sinkenden Defiziten assoziiert wird. An dieser expansiven Politik dürfte sich auch wenig ändern, unabhängig davon, ob die Demokraten das Repräsentantenhaus (oder sogar den Senat) übernehmen. Mehr noch: Die Politik wird zwangsläufig expansiver, wenn die US-Wirtschaft in die Rezession eintritt (was wir zwar aktuell nicht erwarten, was aber doch irgendwann der Fall sein wird). Auf absehbare Sicht rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg des Angebots an zinssensitiven Instrumenten, allen voran Staatsanleihen, sowohl infolge des Defizits als auch der Verkürzung der US-Zentralbankbilanz. Unsere Portfolien haben wir unabhängig vom Wahlergebnis auf diese Situation ausgerichtet.“

Die US-Notenbank (Fed) scheine so lange auf Zinserhöhungen setzen zu wollen, bis die makroökonomischen Daten Schwäche zeigten. Dann könnte der Schaden allerdings schon angerichtet sein. Die Geschwindigkeit, mit der die Fed ihre Bilanz verringere, habe mit bis zu 50 Milliarden US-Dollar pro Monat ihren Höhepunkt erreicht und sei unabhängig vom Ausgang der Wahlen im September. Aufsichtsrechtliche Reformen, die positive angebotsseitige Impulse für die Wirtschaft liefern könnten, würden vor allem von der Regierung Trump vorangetrieben und gingen vermutlich weiter, bis ein neuer Präsident gewählt werde, heißt es weiter.

„Die Handelsinitiativen (oder, weniger charmant ausgedrückt, der „Handelskrieg“) der Trump-Administration beeinflussen die Weltwirtschaft unseres Erachtens enorm“, sagt DoubleLine Capital. Im Jahr 2018 hätten sich die US-Aktienmärkte deutlich von der übrigen Welt abgesetzt, wo die Aktien seit Beginn der Handelsscharmützel Anfang 2018 auf Talfahrt gingen. „Die Börsen einiger am stärksten exportgetriebener Märkte haben ins Minus gedreht, so etwa der Shanghai Composite und der koreanische KOSPI. Bis heute nutzt die Trump-Administration ihre gesetzlichen Befugnisse zur Umsetzung ihrer aggressiven Handelsagenda. Neue Handelsabkommen wie etwa USMCA (der Ersatz für NAFTA) müssen unter Umständen vom Senat genehmigt werden“, so die Experten. „Mit zwei Jahren Zeit bis zur nächsten Präsidentenwahl gehen wir aber davon aus, dass die Trump-Administration weiter mit Hochdruck an neuen Handelsvereinbarungen arbeitet, ohne dass direkt gesetzgeberische Unterstützung vom Kongress erforderlich ist.“

In diesem Wahlzyklus seien viele demokratische Kandidaten mit stärker linksorientierten Vorstößen zur Gesundheitsfürsorge, Einwanderung und Umverteilung von Wohlstand aufgefallen. Sollten die Demokraten am 6. November erfolgreich sein, könnten sich Anwärter auf das Präsidentenamt ermutigt fühlen, mit einer entsprechend liberalen Agenda in die Vorwahlen zu gehen. Wenn die Demokraten allerdings nicht entscheidend zulegen könnten (und die Opposition gewinnt in den Zwischenwahlen meist Sitze hinzu), könnte dies genau die gegenteiligen Signale an künftige Amtsanwärter aussenden, heißt es weiter.

„Kurz, wir haben keine offizielle Prognose für die Wahl wir beobachten dieselben Umfragen und Analysen wie jeder andere (und hinterfragen sie kritisch). Die Aufstellung unserer Portfolien berücksichtigt, dass politische Themen wie das Haushaltsdefizit, die Notenbankpolitik und der Handel für die Kapitalmärkte sehr relevant sind. Allerdings liegt die politische Marschrichtung bei diesen Themen aus unserer Sicht bereits heute fest, unabhängig vom Ausgang der Zwischenwahlen“, schließt DoubleLine.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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