Kommentar
13:40 Uhr, 21.09.2020

Zweiter Lockdown - passiert das Undenkbare?

Ein zweiter Lockdown erschien lange Zeit ausgeschlossen. Israel tut nun aber genau das und Großbritannien könnte bald folgen. Für Anleger ist das problematisch.

Noch vor kurzem konnten wir uns relativ sicher sein: es wird keinen zweiten Lockdown geben. Die Zeiten ändern sich aber schnell. Israel ist das erste Land, das einen kompletten zweiten Lockdown durchführt. Neuseeland und Australien reagierten früher mit regionalen Lockdowns. Auch Großbritannien versucht sich an örtlich begrenzten Maßnahmen. Für das ganze Land gelten bereits striktere Versammlungsregeln. Es dürfen maximal 6 Personen zusammen sein. Regional gelten striktere Beschränkungen. Man hofft einem kompletten zweiten Lockdown zu entgehen. Premierminister Johnson ist kein Anhänger des Lockdowns. Trotzdem schließt er einen solchen nicht aus. Das sagt viel aus. Wenn sich selbst die größten Kritiker Lockdowns vorstellen können, kann praktisch alles geschehen. In Großbritannien ist die Ansteckungsrate dabei noch vergleichsweise moderat (siehe Grafik). Das hohe Niveau aus April und Mai wird vermutlich bald wieder erreicht werden. Im Vergleich zu Spanien, Frankreich, den USA und Israel ist die Ansteckungsrate jedoch noch gering. Das britische Gesundheitssystem kommt allerdings schneller an seine Grenzen als in anderen Ländern. Um ein Desaster wie im Mai zu verhindern, muss jetzt reagiert werden.


Ansteckungsraten und die Belastbarkeit des Gesundheitssystems sind in den meisten Ländern für neue Lockdowns ausschlaggebend. In vielen europäischen Ländern kann noch versucht werden, mit weniger strikten Maßnahmen entgegenzuwirken. Gerade jetzt befinden sich viele Länder aber in einer kritischen Phase. Die Schule beginnt wieder und der Herbst steht vor der Tür.

Sinken die Temperaturen, ist man eher in Innenräumen, in denen die Luft nicht so gut zirkuliert. Gleichzeitig beginnt die Grippesaison, die die Lage noch erschwert. Bisher konnten Politiker, Bürger und Anleger hoffen, dass sich neuerliche Lockdowns bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs verhindern lassen. Dessen kann man sich nun nicht mehr so sicher sein, auch in Deutschland nicht.

Die Ansteckungsrate ist noch niedrig. Wie schnell sich das ändern kann, machen andere Länder vor. Damit stehen Politiker vor einem großen Dilemma. Wirtschaftlich können es sich die wenigsten Länder leisten, die Wirtschaft nochmals herunterzufahren. Eine Neuauflage der bisherigen Hilfen in gleicher Höhe sprengt das, was sich die meisten Staaten leisten können.

Auch für Anleger wäre ein zweiter, flächendeckender Lockdown schwierig. Viele Unternehmen haben den ersten nur knapp überstanden. Einen zweiten überleben viele nicht. Die Schulden, die zum Durchstehen notwendig sind, lassen sich irgendwann nicht mehr zurückzahlen und der Staat kann nicht alle Unternehmen retten.

Das Risiko eines zweiten, flächendeckenden Lockdowns in Europa ist noch gering. Vor wenigen Wochen lag es praktisch bei 0 %. Es steigt immer weiter an und die Maßnahmen in Israel und Großbritannien zeigen, dass man ein solches Szenario nicht mehr ausschließen kann. Der Schock für die Börse wird vermutlich kleiner sein als der erste. Die Situation ist ja nicht mehr neu, aber keiner kann die aktuelle Bewertung bei einem zweiten Lockdown rechtfertigen. Eine solide Korrektur muss einkalkuliert werden.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Ein Impfstoff "Made in Germany" (Neu-Ulm) ist verfügbar: Der Russissche Sputnik. Im schlimmsten Fall ist er unwirksam, jedenfalls keine Impfkarzinome etc wie bei mRNA Impfstoffen zu erwarten (CureVac, Biontech). Also was soll das ganze ?

    14:34 Uhr, 21.09.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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