Zweigeteilte Entwicklung an den Aktienmärkten
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Die Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten war in den vergangenen 14 Tagen zweigeteilt. Während die Woche vor Pfingsten überwiegend von Verlusten geprägt war, kam es in den letzten Tagen zu einer deutlichen Erholung.
Europa: Die Angst vor dem Double Dip
Vor zwei Wochen standen die europäischen Aktienindizes in etwa auf dem gleichen Niveau wie am vergangenen Freitag.Ein Kursverlust von lediglich 0,8 Prozent im Euro Stoxx 50 lässt nicht darauf schließen, welche Achterbahnfahrt Anleger in den letzten Handelswochen erleben mussten. Bis zum letzten Dienstag kannten die europäischen Indizes nur eine Richtung - es ging deutlich abwärts. Im Dax fand die Bewegung erst knapp oberhalb der Marke von 5.600 Punkten ein Ende, was seit Monatsbeginn einen Verlust von fast zehn Prozent bedeutete. Insgesamt war unter den Marktteilnehmern eine deutliche Verunsicherung zu spüren, was sich auch in einem starken Anstieg der Volatilität bemerkbar machte. Ein Grund dafür waren die umfangreichen Sparmaßnahmen, die von den jeweiligen Ländern der EWU bekannt gegeben wurden und die sich zu einem wahrlichen Dilemma entwickelten. Anfangs noch gefordert, um die Haushaltsdefizite schnell zurückzuführen und den Euro zu stärken, bestanden zuletzt Befürchtungen, dass Steuererhöhungen und geringere Investitionen das Wirtschaftswachstum dämpfen könnten. Schnell machte die Angst vor einem Double Dip, also dem nochmaligen Abgleiten in eine Rezession, die Runde. In diesem Zusammenhang waren die rückläufigen Stimmungsindikatoren wie etwa der Ifo-Index, Wasser auf den Mühlen derer, die skeptisch in die Zukunft schauten.
Als dann die spanische Regierung auch noch vermelden musste, dass mit CajaSur die nach Größe an Platz 20 rangierende Sparkasse aufgefangen werden muss, fand ein regelrechter Ausverkauf statt. Insbesondere der europäische Bankensektor stand unter Druck, sodass die gesamte Branche seit Jahresbeginn, gemessen am Euro Stoxx Banken Index, nun schon über 23 Prozent an Wert verlor. Zu einer besonderen Belastung für den Sektor drohen auch die Pläne bezüglich einer schärferen Regulierung zu werden, die bereits erste Formen annehmen.
Ab vergangenen Mittwoch war dann jedoch eine spürbare Erleichterung zu verzeichnen. Anleger konzentrierten sich wieder verstärkt auf die zum großen Teil positiven Unternehmensdaten. So gehörte etwa die letzte Quartals-berichtsaison, zu den erfolgreichsten überhaupt. Vor diesem Hintergrund erscheinen Dividendentitel nicht all zu teuer bewertet.
Aufgrund der zwischenzeitlichen Wachstumssorgen mussten deutsche Aktien einen leicht größeren Verlust hinnehmen als europäische Werte insgesamt. Seit Jahresbeginn schnitt der deutsche Leitindex jedoch deutlich besser ab. Während Aktien des Euro Stoxx 50 durchschnittlich fast zwölf Prozent an Wert verloren, tendierten Dax-Werte nahezu unverändert.
USA: Regulierung der Finanzmärkte belastet
Auch an den US-Aktienmärkten stand die Verschuldungskrise in Griechenland im Mittelpunkt. Vor allem die Befürchtungen einer nochmaligen Konjunkturschwäche und ein Übergreifen auf die US-Wirtschaft hielt Anleger von Käufen ab. Zu einer Belastung der ganz anderen Art entwickelten sich die Pläne zur US-Finanzmarktreform. Das Regelwerk, das eine schärfere Kontrolle von Großbanken, Hedgefonds, Finanzderivaten und Ratingagenturen vorsieht, ist stolze 1.500 Seiten stark und soll noch im Juni von Präsident Obama unterzeichnet werden. Im Mittelpunkt stehen die Pläne zur Abwicklung angeschlagener Banken und die Gründung einer Verbraucherschutzbehörde. Die einschneidensten Veränderungen werden jedoch im Handel mit Derivaten erwartet. Die bisher meist außerbörslichen Geschäfte sollen demnächst über eine zentrale Stelle abgewickelt und somit deutlich transparenter werden. Auf Druck der Republikaner wird die Volcker-Regel, die eine erneute Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken vorsieht, allerdings nicht umgesetzt. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Erträge der US-Banken zukünftig sinken. In diesem Zusammenhang wird befürchtet, dass sich die Institute bei ihrer Kreditvergabepolitik zurückhalten, weil eventuelle Ausfälle nicht mehr so schnell durch Erträge im Eigenhandel kompensiert werden können. Wäre dies der Fall, würde es der Wirtschaft am nötigen Schmiermittel fehlen.
Bisher ist davon allerdings nichts zu spüren. Die US-Wirtschaft befindet sich weiterhin auf dem Wachstumspfad. Zwar wurde das BIP im ersten Quartal leicht nach unten korrigiert, angesichts des kalten Winters kam dies jedoch nicht überraschend. Einige Stimmungsindikatoren gaben zuletzt ebenfalls leicht nach, tendieren aber nach wie vor auf hohem Niveau. Ein Ordereingang im Transportwesen führte ferner dazu, dass die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter unerwartet deutlich anstiegen. Insgesamt traten die Konjunkturdaten jedoch in den Hintergrund, sodass der Dow Jones Industrial Average im Zwei-Wochenvergleich 4,6 Prozent leichter notierte.
Mit Blick auf Einzeltitel machte besonders Apple von sich reden. Der Verkaufsstart des i-Pads in Deutschland beflügelte die Aktie gegen den Trend. Seit Jahresbeginn verteuerte sich der Wert bereits um 22 Prozent. Damit rang Apple dem Rivalen Microsoft den Titel des nach Marktkapitalisierung größten Technologiekonzerns ab.
Ausblick
In Deutschland werden am Dienstag die Einzelhandelsumsätze für den Monat April erwartet. Nach zuletzt guter Stimmung, wird mit einem Zuwachs gerechnet.
Weiter nach oben dürfte es auch am US-Arbeitsmarkt gehen. Die Anzahl der neugeschaffenen Stellen könnte aufgrund von erneuten Sondereffekten einer Volkszählung die Marke von 500.000 übersteigen.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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