Zugang zum Wachstumsphänomen Indien
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In den letzten Wochen haben in Indien die größten Parlamentswahlen der Welt stattgefunden. Fast eine Milliarde Menschen konnten ihre Stimmen abgeben. Es wird erwartet, dass der amtierende Premierminister Narendra Modi, Vorsitzender der Bharatiya Janata Partei, für eine dritte Amtszeit in Folge bestätigt wird.
Die Bevölkerungszahl (1,4 Milliarden Einwohner) Indiens und die geografische Ausdehnung (1,3 Millionen Quadratkilometer) sind enorm. Ebenso groß ist die Zahl der Arbeitskräfte, die aktuell 677 Millionen Menschen beträgt und die bis 2040 auf 800 Millionen anwachsen soll. Das Land verfügt außerdem über eine schnell wachsende und dynamische Wirtschaft mit einer soliden Bilanz und unabhängigen und demokratischen Institutionen. Vor diesem Hintergrund hat der Internationale Währungsfonds kürzlich seine Wachstumsschätzung für 2024 von 6,5 % auf 6,8 % angehoben und dies mit der starken Inlandsnachfrage begründet.
Unserer Ansicht nach könnte die Wachstumsdynamik Indiens in nicht allzu ferner Zukunft 7 % erreichen. Während einige Industrieländer weiterhin mit Inflationsdruck zu kämpfen haben, scheint die Inflation in Indien besser beherrschbar zu sein. Die Verbraucherpreise gingen im März im Jahresvergleich auf 4,9 % zurück, und wir gehen davon aus, dass die Inflation im Laufe dieses Jahres auf 4 % (das mittelfristige Ziel der indischen Zentralbank) sinken wird.
Das derzeitige "Goldlöckchen"-Wirtschaftsumfeld - nicht zu heiß, nicht zu kalt - sollte der Zentralbank Zeit geben, die eingehenden Daten zu beobachten, ohne die Leitzinsen anzupassen. Wir gehen davon aus, dass die Reserve Bank of India (RBI) im vierten Quartal mit der Normalisierung ihrer Politik beginnen wird, ähnlich wie in den USA, und wir könnten durchaus eine Senkung der Leitzinsen von derzeit 6,5 % auf 6 % bis zum Jahresende sehen.
Aufgrund dieser hervorragenden Zahlen ist Indien auf dem besten Weg, im Jahr 2024 die am schnellsten wachsende G20-Nation und bis zum Ende des Jahrzehnts die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt hinter den USA und China zu werden. Da der Staat jedoch nicht direkt auf US-Dollar lautende Schuldtitel emittiert, stellt sich die Frage, wie Anleger von diesem Wachstum profitieren können.
Die inländischen Wachstumsstory
Da Indien nur Schuldtitel in Landeswährung emittiert, ist der reine Staatsanleihenmarkt für US-Dollar- und Euro-Anleger tabu. Dies führt zu einer starken Nachfrage nach indischen Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating. Anleger, die ein ähnliches Risikoprofil wie bei Staatsanleihen suchen, finden entsprechende Opportunitäten über quasi staatliche Unternehmen, wie Indian Rail oder die State Bank of India.
Anleger, die ein Engagement in das inländische Wachstumsphänomen aufbauen möchten, sollten sich unserer Meinung nach auf das Universum der Hochzinsanleihen (HY) konzentrieren. Dieses Segment ist deutlich gewachsen und hat sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt, von 10,8 % im Jahr 2019 auf 24,7 % im Jahr 2023. Innerhalb dieses Universums sind die drei größten Sektoren (44 % erneuerbare Energien, 20 % Grundstoffe und 13 % Infrastruktur) hauptsächlich auf die Binnenwirtschaft ausgerichtet.
Unserer Ansicht nach dürfte dies ein langfristiger struktureller Trend werden, da Indien versucht, die Entwicklungs- und Infrastrukturlücke zu China zu schließen. Das Land ist ein Hauptnutznießer der "China+1"-Lieferketten-Dynamik, bei der internationale Unternehmen versuchen, ihr Engagement über China hinaus auszuweiten.
Das China+1-Thema ist bereits offensichtlich. Im vergangenen Jahr besuchte US-Finanzministerin Janet Yellen viermal Indien, um die Verlagerung der Lieferketten weg von China zu fördern. Auch der Technologiegigant Apple gehört zu den Unternehmen, die ihre indischen Aktivitäten ausbauen. Insgesamt hat sich das Niveau der ausländischen Direktinvestitionen seit Modis Amtsantritt 2014 verdoppelt.
Es gibt mehrere bemerkenswerte Sektoren innerhalb des indischen Anleihemarktes in denen wir Chancen sehen, weil sie gut zur Wachstumsstory des Landes passen.
Dienstleistungen
Indien verfügt über eine der größten aufstrebenden "Dienstleistungsfabriken" der Welt (Dienstleistungen in den Bereichen Computer, Versicherungen und Finanzen, professionelle Beratung, Transport und Reisen). Die Dienstleistungsexporte stiegen von 53 Mrd. USD im Jahr 2005 auf 338 Mrd. USD im Jahr 2023 und damit fast doppelt so schnell wie die weltweiten Dienstleistungsexporte im selben Zeitraum. Im Jahr 2023 machte dieser Sektor 9,7 % des indischen BIP aus, und wir glauben, dass dies im Zuge des anhaltenden Wachstums des Sektors fortgesetzt werden kann.
Erneuerbare Energien
Indien konzentriert sich seit geraumer Zeit auf den Ausbau seiner Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien wie grüner Wasserstoff, Wind-, Wasser- und Solarenergie. Diese Initiative wird durch die Politik der Regierung untermauert, jährlich 50 GW an erneuerbaren Energien auszuschreiben, um bis 2047 eine Kapazität von 1700-1800 GW an erneuerbaren Energien zu erreichen. Die Regierung hat auch verschiedene Anreize für grünen Wasserstoff angekündigt, wobei bis 2030 eine Kapazität von 5 Tonnen angestrebt wird. Der Großteil der erneuerbaren Energien des Landes wurde durch Wasser- und Windkraft erzeugt. Da das Land jedoch rund 300 Sonnentage im Jahr hat und gleichzeitig technologische Fortschritte bei der Herstellung von Solarmodulen gemacht wurden, kommt die wichtigste erneuerbare Energiequelle des Landes nun von der Sonne.
Der Sektor war auch ein Hauptnutznießer der ausländischen Direktinvestitionen. Nach Angaben der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen gehört Indien zu den fünf größten Empfängern ausländischer Direktinvestitionen, gemessen an der Zahl der neuen Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien und der internationalen Projektfinanzierung.
Innerhalb dieses Segments sehen wir überzeugende Möglichkeiten bei Onshore-Solar- und Windkraftanlagen. Diese Arten von Investitionen können für diejenigen interessant sein, die ein größeres Engagement in der indischen Wachstumsstory anstreben und die grüne Energiewende unterstützen wollen.
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